Lady Marys romantisches Abenteuer
es gewollt hätte.
„Sei für immer meine Frau und meine Liebe“, fuhr er fort. Seine Stimme tönte in seinen eigenen Ohren rau und hart. Hoffentlich verstand Mary, dass sie nur so klang, weil er sich ihrer Antwort nicht sicher war, und nicht etwa, weil er Zweifel an seiner Entscheidung hegte. „Heirate mich, und wir werden nie mehr getrennt sein.“
Er suchte in der Innentasche seines Rocks nach der Schachtel mit dem Ring. Warum zitterten seine Hände nur so? Dieser gemeine Juwelier musste das sture Schnappschloss eigens an der Schachtel angebracht haben, um ihn zu ärgern. Was musste sie nur denken, wenn sie sah, wie er sich drehte und wendete, wie seine Hände ungeschickt herumnestelten?
Und warum zum Teufel erwiderte sie nichts? Was sollte er denn noch sagen?
Endlich war es ihm gelungen, die Schachtel zu öffnen. Das Mondlicht schimmerte auf den geschliffenen Steinen. Eigentlich hatte er ihr den Ring an den Finger stecken und ihre Hand in seiner halten wollen. Dann hätte er sich ihr erklärt. Doch da sie seinen Antrag nicht angenommen hatte – Verdammt, nur ein Wort, Mary, ja oder nein, damit ich weiß, woran ich bin! –, stellte er die Schachtel auf die Sonnenuhr. Das Mondlicht blinkte und tanzte auf den Steinen, scheinbar entschlossen, Marys Blick auf den Ring zu ziehen, wenn es ihm selbst schon nicht gelang. Erst jetzt merkte er, dass er die Schachtel auf die römische Ziffer Zwölf gesetzt hatte. Mitternacht oder Mittag, eines von beiden konnte seine Schicksalsstunde sein.
„Du meinst es ernst“, murmelte Mary, den Blick auf die Schachtel gesenkt. „Du hast mich so oft geneckt, jetzt dachte ich, das wäre nur ein weiterer …“
„In meinem ganzen Leben meinte ich es nicht ernster.“ Er wünschte, er könnte den Ausdruck ihrer Augen erkennen, und genauso sehnlich wünschte er sich, sie würde noch etwas anderes sagen. Nur ein Wort, das eine nur, das zählte. „Wenn es ein Scherz wäre, hätte ich dir dann diesen Ring gebracht?“
„Er ist … er ist sehr schön“, flüsterte sie. Sie betrachtete den Ring genau, ohne ihn zu berühren, so, als ob sie ihn irgendwie fürchtete. „Aber, du hast mich schon immer mit deiner Freundlichkeit erstaunt.“
Freundlichkeit war nicht das Wort, das er hatte hören wollen. „Ich weiß, dass ich dir wie ein Vagabund vorkommen muss“, sagte er schroff. „Ich habe keine Familie, die dich zu Hause willkommen heißt. Doch ich empfinde so viel Liebe zu dir, davon könnte ein anderer Mann nur träumen. Mehr Liebe, Mary, als hundert Männer zusammen.“
„Liebe.“ Sie seufzte. „Vater wünscht sich, mich glücklich zu sehen.“
John bezweifelte das. Ihr Vater würde ihr Glück viel eher im materiellen Wohlstand sehen, und am Ende wollte sie wohl das Gleiche.
Doch immer noch redete John blindlings weiter, konnte nicht damit aufhören. „Was unser Heim betrifft – wir können es uns einrichten, wo immer wir wollen, Mary. Wo immer du willst, meine ich. Du könntest deine eigene Galerie haben, Kunst studieren und die große Kunstkennerin werden, die du sein möchtest. Ich kann dir kein Haus am Bedford Square oder einen Besitz auf dem Land geben, aber wenn dieser Traum das ist, was dich am glücklichsten macht, dann garantiere ich dir seine Erfüllung.“
„Du musst wissen, dass ich dich nie nach deinem Vermögen beurteilt habe, John“, protestierte sie. „Deswegen habe ich nicht … habe ich nicht gesagt, was ich sagte.“
„Dann schwöre ich, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um dir zu gefallen“, sagte er feierlich. „An jedem Tag, den wir beisammen sind.“
„Mir kam nie der Gedanke, du könntest etwas anderes tun.“ Sie holte tief Luft und hob endlich den Blick zu ihm auf. „Du hast mich überrascht. Da habe ich nun geglaubt, ich sei diejenige, die offen spricht. Ich hatte vor, dir meine Liebe anzubieten, doch da hast du … du hattest vor, mir so viel mehr anzubieten“, erwiderte sie.
„Verdammt, Mary, das hier ist kein Handel!“ Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, damit sie nicht mehr fortschauen konnte. „Ich liebe dich, Mary. So, jetzt habe ich es laut gesagt, und ich habe es noch nie in meinem ganzen Leben zu einer Frau gesagt. Ich liebe dich.“
Auf ihrem Gesicht erschien ein unsicheres Lächeln. „Auch ich habe es noch zu keinem anderen Mann gesagt.“
Tief in seiner Brust regte sich ein Gefühl. Den meisten Frauen kamen solche Worte so leicht über die Lippen wie die Bitte um eine weitere Tasse Tee. Doch gerade weil
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