Lady meines Herzens
davon.
Sie stöhnte leise. Er erstickte den Laut mit seinem Kuss, und ihre Finger fuhren durch sein Haar, zerzausten es. Das hatte sie sich seit jenem Tag gewünscht, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren.
Sie zog ihn näher an sich. Brandon leistete keinen Widerstand.
»Oh, Sophie«, murmelte er.
»Ich weiß«, flüsterte sie. Manche Dinge brauchten keine Worte.
Mit diesem Kuss ergab sie sich ihm ohne Vorbehalte. Sie lieferte sich seinem Mund aus, der lustvoll mit ihrem verschmolz, und seinen Händen, die erregend über ihren Körper glitten – und so herrliche Empfindungen auslösten, dass sie zu explodieren meinte.
Ihre Hand krallte sich in sein Hemd, sie brauchte Halt, ehe sie vollständig davontrieb. Sein Kuss war hitzig, selbstsicher und stürmisch. Sie hatte noch nie etwas Derartiges erlebt, und sie würde alles darum geben, wenn sie ihn für immer so küssen könnte.
Doch irgendwann war der Kuss zu Ende. Alles Gute war schließlich irgendwann zu Ende.
»Was machen wir hier bloß?«, fragte Sophie.
»Mein Begehren ist nicht ehrenvoll«, antwortete er. Sie drehte den Kopf in seine Richtung und blickte ihn nachdenklich an. Er erwiderte ihren Blick. »Obwohl meine Absichten ehrenvoll sind, das verspreche ich.«
»Du begehrst mich. Trotzdem willst du mich nicht …« Sophie zögerte. Du willst mich nicht in Besitz nehmen, küssen, lieben … Sie brachte es nicht übers Herz, den Satz zu vollenden. Das musste sie auch gar nicht.
»Ich will dich, aber ich darf dich nicht haben«, sagte Brandon. Er öffnete die Augen. Sie wirkten in diesem Licht graugrün wie eine Wiese an einem wolkigen Tag. Er blickte sie ernst an. »Ich habe gute Gründe, Sophie. Es geht hier nicht nur um mich.«
Sie kannte dieses Gefühl zu gut, wenn ihr Herz leise zerbrach. Aus einem winzigen Riss wurden rasch viele Risse, die wie eine einzige, große Wunde schmerzten.
»Es ist irgendwie sogar fast lustig«, bemerkte Sophie. »Nach meiner unglückseligen Hochzeit hatte ich mir geschworen, ich würde einen ehrbaren Mann finden. Einen, auf den ich mich verlassen kann und der niemals ein Mädchen sitzen lassen würde.«
»Und du hast diesen Mann gefunden.«
»Lustig, wie das Universum Wünsche erfüllt«, sagte Sophie, obwohl ihr nicht zum Lachen zumute war.
»Urkomisch«, bemerkte er trocken. Sie verstanden einander. Sie lächelte ihn an, aber das Lächeln erreichte ihre Augen nicht. Sein Lächeln war ebenso gequält.
Es war also ausgemacht. Er würde Clarissa heiraten und nicht Sophie. Doch darüber wollte sie sich nicht ausgerechnet jetzt Gedanken machen. Vielleicht später, in einem dunklen Raum und mit tausend Taschentüchern, um ihre Tränen zu trocknen.
Wie kann er bloß eine andere Frau heiraten, nachdem wir uns so geküsst haben?
Es war für sie unvorstellbar.
Sie könnte ihn fragen, warum er daran festhielt, aber sie wusste, dass ihr seine Antwort nicht gefallen würde. Im Übrigen hatte er es ihr ja bereits wortreich erklärt.
Er liebte sie nicht. Konnte sie nicht lieben oder hatte schlicht Angst, sie zu lieben. Er musste auch an das Herzogtum denken und ebenso an seinen Ruf als achtbarer Mann. Wie sie ihn kannte, hatte er bestimmt schon eine Liste geschrieben: Gründe, warum ich Sophie nicht heiraten kann .
Sie wollte diese Gründe gar nicht hören. Schließlich sagte sie nur: »Es ist spät. Wir sollten zurückgehen.«
Sie gingen in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Diese Situation war einfach nur ein schreckliches Chaos und hatte schon jetzt alles, was man für eine Katastrophe brauchte. Aber sie musste darüber berichten. Die erste Woche hatte sie irgendwie überstanden. Der zweite Bericht war schon schwerer geworden, aber der bevorstehende dritte Artikel würde ihr Magenschmerzen und Liebeskummer bescheren. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es sein musste, die letzte und finale Folge ihrer Artikelserie über die Hochzeit des Jahres zu schreiben.
Vorausgesetzt, sie verlor nicht schon vorher ihre Anstellung.
Sophie seufzte bei dem Gedanken. Brandon nahm ihre Hand. Ehe sie das Ende des Wegs erreichten, duckte er sich plötzlich und zog sie in einen Alkoven.
Lord Brandon wagte es tatsächlich, sie ein zweites Mal zu küssen.
Dieser Kuss war heftig und drängend. Vermutlich war es auch der letzte, den sie je von ihm bekam. Sein Mund lag heiß auf ihrem, und er küsste sie mit aller Leidenschaft. Sie saugte vorsichtig an seiner Unterlippe, und er stöhnte. Er umfasste ihre Wangen mit beiden
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