Lady meines Herzens
für deine teuren Kleider und Papas Pferde opfern?«, konterte Clarissa mutig.
Das klatschende Geräusch, mit dem Lady Richmonds Hand Clarissas Wange traf, war Antwort genug. Der Schmerz … oh Gott, dieser Schmerz!
Clarissa hielt mit einer Hand die Wange, die Frederick erst vor wenigen Stunden so zärtlich umfasst hatte. In diesem Moment hasste sie ihre Mutter. Weil sie sie geschlagen hatte, aber vor allem, weil sie mit ihrer Ohrfeige jene Stelle besudelte, wo sie von ihrem Liebsten so zärtlich berührt worden war.
»Du darfst dich zurückziehen, Clarissa. Bitte komm mit der gebührenden Eile wieder zu Verstand.«
Clarissa hastete aus dem Salon. Noch immer war sie zu entsetzt, um etwas zu sagen. Ihr fehlten die Worte. Sie wollte ihrer Mutter sagen, dass sie bereits bei Verstand war, dass sie erkannt hatte, wie sehr sie diesen einen Mann liebte und darum unmöglich mit einem anderen glücklich werden konnte.
»Clarissa«, rief ihr Vater ihr hinterher. Sie blieb stehen. »Es war falsch von deiner Mutter, dich zu schlagen.«
»Wie kannst du es wagen …«
»Still, Weib«, sagte er scharf. Clarissa drehte sich zu ihm um. Er wirkte plötzlich alt und traurig, wie er da im Schein des Kaminfeuers saß. Der Rauch seiner Pfeife stieg kräuselnd nach oben und verschmolz mit dem Weiß seiner Haare. »Aber sie sagt die Wahrheit über unser Schicksal. Es liegt in deinen Händen. Ich bitte dich, heirate Lord Brandon, damit wir nicht gezwungen sind, unsere Freunde und Gläubiger anzubetteln. Bitte, meine Tochter. Bitte. «
Kapitel 35
Noch drei Tage bis zur Hochzeit …
Hamilton House
Brandon träumte schon wieder. Nichts von alledem konnte irgendwann in seinem realen Leben passieren.
Er war zurückgekehrt zu jenem perfekten, wunderbaren Moment, als er mit Sophie im Lustgarten von Vauxhall stand. Erneut küsste er sie. Die Kleidungsstücke verschwanden. Sie waren einfach nicht mehr da. Kein Gefummel mit Knöpfen, dem Korsett, seiner Krawatte oder ihrem Mieder. In diesem Traum spürte er die Hitze von Sophies nacktem Körper unter seinem.
Der Traum war schrecklich lebendig, denn er hätte schwören können, ihre weichen Rundungen unter seinen Händen zu spüren und ihre Haut zu schmecken, als er seine Lippen auf ihren Hals presste. Oh, und da war noch mehr: ihre kleinen Hände, die seine Brust streichelten und dann zu seinem Rücken glitten, wo sie die Finger spreizte und ihn an sich zog.
Er träumte, wie er sie überall küsste: ihre Brüste, die Rundung ihrer Hüfte, die Innenseite ihrer Schenkel, ihren Bauch und all die köstlichen Stellen dazwischen. Und in seinem Traum, diesem grausam verführerischen und quälenden Traum, erwiderte sie seine Liebkosungen und wanderte mit ihrem vollen, traumhaften Mund über seinen Körper.
Brandon genoss die süße Qual, obwohl sie ihn fast um den Verstand brachte.
Er spürte zudem deutlich, wie sein Herz schlug. War das real? Oder Teil seines Traums? Nach jedem Schlag hörte er ein Flüstern … Für immer. Für immer. Sie schlang die Arme noch fester um seinen Leib und zog ihn an sich, und dann … wachte er auf.
Er erwachte von einer wahren Kakofonie schrecklicher Geräusche. Männer riefen. Etwas Großes fiel krachend um. Dutzende Stiefel trampelten über die blank polierten Marmorböden in den Gängen. Jennings tauchte auf, sobald Brandon die Klingel betätigte.
»Das sind die Leute, die alles für das Hochzeitsmahl herrichten und dekorieren«, sagte sein Kammerdiener als Erklärung.
»Die Hochzeit ist doch erst in …« Brandon zögerte und zählte in Gedanken die Tage.
»In drei Tagen, genau«, half ihm Jennings.
»Was zum Teufel tun diese Leute dann jetzt schon in meinem Haus?«
»Ich vermeide es nach Möglichkeit, mich in die dekorativen Tätigkeiten der Frauen einzumischen, darum habe ich nicht die leiseste Ahnung. Aber ich werde es für Sie herausfinden.«
»Danke.«
Ein weiterer ungewöhnlich heißer Tag stand bevor, das spürte er. Schon zu dieser frühen Stunde fehlte ihm die frische Kühle des vorangegangenen Abends, und ihm wäre das silberne Mondlicht jetzt tausendmal lieber gewesen als das Gleißen der Sonne. Er sehnte sich nach Sophies dunklen Augen, ihrem Lachen, ihren Küssen. Sein Unmut, weil er sich von ihr fernhalten musste, war stetig gewachsen, und inzwischen war dieser Druck geradezu unerträglich.
Aber er war ein Duke. Er kannte seine Pflicht und war kein Feigling. Darum kleidete Brandon sich mit der Unterstützung seines Kammerdieners
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