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Lady meines Herzens

Lady meines Herzens

Titel: Lady meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rodale Maya
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rasch an. Trotz der mörderischen Hitze kleidete er sich wie ein Gentleman. Er trug eine weiße, maßgeschneiderte Reithose, schwarze Lederstiefel, ein schneeweißes Hemd mit passender Krawatte, eine jagdgrüne Weste und einen taubengrauen Gehrock.
    »Guten Morgen, Brandon«, begrüßte seine Mutter ihn, als er das Frühstückszimmer betrat.
    »Guten Morgen, Mutter.« Erst jetzt erinnerte er sich wieder an sein Gespräch mit Sophie. Sie hatten über Liebe und Verlust geredet. Vielleicht sollte er jemanden um Rat fragen, der sich damit auskannte. Jetzt war es dafür aber noch zu früh.
    »Ich vermute, dir ist bereits aufgefallen, dass die Dekorateure für deine Hochzeitsfeierlichkeit heute Morgen mit der Arbeit begonnen haben«, bemerkte sie trocken.
    »Man müsste ein blinder Taubstummer sein, dass es einem entgehen könnte«, sagte er. »Obwohl sie anscheinend etwas ruhiger geworden sind.«
    »Sie waren ziemlich laut, bis ich ein ernstes Wörtchen mit ihnen geredet habe«, erwiderte seine Mutter.
    »Ach so«, sagte er und lächelte. Seine Mutter war eine zierliche Dame, die lieber zuhörte, statt selbst das Wort zu ergreifen. Er hatte nie erlebt, wie sie die Stimme erhob, und von ihr gelernt, dass ein ruhig vorgebrachter Befehl meist mehr bewirkte als Toben und Brüllen.
    »Deine Hochzeit rückt rasch näher«, erklärte sie. »Du musst doch sehr aufgeregt sein.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte er und bediente sich selbst mit Spiegeleiern, gebratenem Speck, frischen warmen Brötchen und Kaffee.
    »Du hast zuletzt großes Interesse an der Planung dieser Feier gezeigt«, sagte sie.
    Er nickte nur. Gentlemen sprachen nicht mit vollem Mund. Diese elementare Regel zivilisierten Benehmens wurde oft gebrochen. Aber nicht von ihm. Vor allem dann nicht, wenn Schweigen ihm ohnehin angebrachter erschien.
    »Lady Richmond ist der Meinung, du entwickelst eine verbotene Begierde für Miss Harlow. Sie ist schrecklich in Sorge.«
    »Ist sie das?«, erwiderte er scheinbar zerstreut. Er hoffte, mehr Informationen zu bekommen, wollte aber keinesfalls interessiert wirken.
    »Wir wissen beide, dass das Schicksal der Familie Richmond von dieser Heirat abhängt«, sagte seine Mutter. »Sie wird keine Mühen scheuen, damit alles plangemäß verläuft, so viel steht fest.«
    Das klang wie eine Warnung.
    »Und du? Bist du auch in Sorge?«, fragte er.
    »Ich wünsche mir für meinen Sohn nur das Beste. Was dich glücklich macht, ist das Richtige, Henry.«
    Das war nicht die Antwort, die er sich erhofft hatte, aber er bedankte sich trotzdem dafür. Er war dem Alter längst entwachsen, in dem seine Mutter ihm Anweisungen gab. Aber für eine Sekunde wünschte er, sie würde eingreifen oder ihm ihre Gedanken ehrlich mitteilen. Er wollte, dass sie ihm einen Rat gab oder zumindest irgendetwas anderes tat, als ihn mit diesem traurigen Blick anzusehen und alles ihm zu überlassen.
    »Ich habe noch einen wichtigen Termin. Wenn du mich entschuldigst, Mutter? Ich wünsche dir einen schönen Tag.«
    In der Eingangshalle lief er seinem Sekretär über den Weg.
    »Euer Gnaden, ich habe Neuigkeiten. Wichtige, dringende, private Neuigkeiten.«
    Sie zogen sich sofort in sein Arbeitszimmer zurück. Sein Sekretär enthüllte ihm die Neuigkeiten. Die Berichte waren durch zahlreiche Quellen bestätigt worden. Alte Diener, die in bitterer Armut ihr Dasein fristeten, weil ihr Brotherr ihnen keine Pensionen zu zahlen vermochte, hatten gegen klingende Münze bereitwillig Auskunft gegeben. Und sie würden nie wieder ein Wort über die Sache verlieren, wenn Seine Gnaden sie mit noch mehr Geld zum Schweigen brachte.
    Brandon runzelte die Stirn. Doch dann kaschierte er rasch seine wahren Gefühle und setzte eine undurchdringliche Miene auf.
    »Sie ist nicht, was sie behauptet zu sein, Euer Gnaden«, flüsterte Spencer. So große Geheimnisse verlangten nach leisen Stimmen, selbst wenn Dutzende Diener draußen einen Heidenlärm machten. »Verstehen Sie, welche Konsequenzen das für Sie haben kann?«
    Er verstand. Das machte alles nur noch komplizierter.
    In Harry Angelos Fechtakademie
The Albany, London
    Brandon traf sich erneut mit von Vennigan zu einem Fechtkampf. Statt also das zu tun, wonach ihm eigentlich der Sinn stand – nämlich Sophie geräuschvoll und ausdauernd zu lieben –, widmete er sich dieser gewalttätigen Beschäftigung. Er war angespannt, gereizt und – was ihm aber erst nach seiner Ankunft in der Fechtakademieauffiel – unrasiert. Er fragte

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