Lady meines Herzens
und Brandon quittiert hatte.
Schon in dem Augenblick war Sophie klar gewesen, dass die Duchess versuchen würde, sie von Brandon zu trennen. Sie fand auch nichts falsch daran. Aber wenn sie diese Artikelserie verlor, wäre Mr Knightly vermutlich nicht besonders erfreut. Autoren, die sein Missfallen erregten, schrieben nicht mehr lange für die London Weekly .
In einer Stunde war eine Redaktionssitzung angesetzt, Sophie hatte also keine Zeit, seufzend und lamentierend an ihrem Schreibtisch zu hocken. Ein letztes Mal überflog sie ihre Kolumne. In Gedanken fügte sie bissige Kommentare hinzu.
Miss Harlows Hochzeiten in besseren Kreisen
Hochzeiten, Hochzeiten überall! (Ich habe Hochzeiten so satt!) Die wunderschöne Trauung des Marquess of Winchester und seiner Braut, Miss Victoria Selby, genoss die Autorin ganz besonders. (Himmel, war mir schlecht.) Die Zuneigung des Paars füreinander war deutlich sichtbar, und die Freude aller Anwesenden schien man mit Händen greifen zu können. Alle waren von dieser romantischen Hochzeit beseelt (auch Lord Brandon und ich) . Wer kann bei einer Liebesheirat schon ungerührt bleiben? (Raten Sie mal!)
Die Braut trug ein atemberaubendes Kleid aus silbernem und weißem Satin, für das die talentierte Madame Auteuil verantwortlich zeichnet. (So eins wünsche ich mir auch.) Die Modistin wird auch das Hochzeitskleid für Lady Clarissa Richmond kreieren. Ihrer Hochzeit mit dem Duke of Hamilton and Brandon fiebern alle entgegen (nur ich nicht), und die Pläne für die Feierlichkeiten gehen nun in die heiße Phase. Der Kuchen und die Blumen sind ausgewählt, und bis zum großen Tag bleiben nur noch zwei kurze Wochen. (Zwei Wochen, in denen alles passieren könnte. Darf eine junge Dame auf eine Sensation hoffen, die ihr eine Liebesheirat beschert?)
Sie fertigte eine zweite Kopie des Artikels an (bei dem sie die Kommentare in Klammern natürlich wegließ), damit Mr Knightly ihre Kolumne korrigieren konnte. Ihr blieb gerade noch genug Zeit, um pünktlich zur Sitzung zu eilen.
»Miss Sophie Harlow, wir wollen eine Erklärung!«, begrüßte Eliza sie, sobald sich alle hingesetzt hatten.
»Du hast es in die Klatschspalten geschafft«, erklärte Annabelle und hielt eine Ausgabe der London Times hoch. Die London Times war der größte Konkurrent der London Weekly . Sophie hatte kein gutes Gefühl.
»Lass mal sehen«, sagte Julianna und nahm die Zeitung. Sie schlug die Seite mit der Klatschkolumne auf, die »Von einem, der sich auskennt« hieß. Der Autor der Kolumne war Juliannas Erzfeind. Laut las sie vor: »Auf der Hochzeit des Marquess of Winchester mit der Tochter des Earl of Selby huschte Miss Sophie Harlow kurz vor Beginn der Trauungszeremonie aus der Kirche. Wenig später folgte ihr der Duke of H. and B. Wir fragen uns – wie übrigens jeder in London –, warum er das tat. Könnte es sein, dass der perfekte Duke dieses eine Mal nichts Gutes im Schilde führt?«
»Ich kann das erklären«, sagte Sophie. Sie sprach ganz ruhig – eine Ruhe, die sie nicht fühlte. »Ich habe mich nicht wohlgefühlt, deshalb bin ich für einen Moment nach draußen gegangen. Der Duke hatte noch etwas zu erledigen. Es war einfach Zufall.«
Wenn ich meine Kolumne verliere … Der Gedanke war zu schrecklich, um ihn zu Ende zu denken. Sie liebte ihre Arbeit vielleicht nicht, aber sie war stolz darauf und wollte nicht auf eine der anderen Alternativen zurückgreifen müssen.
Alistair Grey lächelte und legte mitfühlend eine Hand auf ihre. »Liebes, es ist doch nichts, weshalb du dich schämen müsstest, wenn du die Aufmerksamkeit eines attraktiven Dukes geweckt hast.«
»Es sei denn, er ist mit einer anderen Frau verlobt«, bemerkte Julianna trocken.
Schuldgefühle wegen Clarissa stiegen in Sophie auf, und zugleich empörte sie Juliannas Bemerkung. Schließlich war es tatsächlich großartig, die Aufmerksamkeit eines gut aussehenden Mannes wie Brandon geweckt zu haben. Auch wenn sie sich diesem Gefühl nicht vollkommen hingeben konnte, weil er nun mal verlobt war.
»Wollen wir das jetzt wirklich diskutieren?«, mischte Grenville sich ein. »Gestern im Parlament hat einer der Dukes allen Ernstes angeregt, seine Bezüge um achtzehntausend Pfund anzuheben! Und das, während die Leute auf den Straßen verhungern! Ist dieses Thema nicht wichtiger? Sollten wir nicht diesem Missstand unsere Aufmerksamkeit schenken?«
»Zweifellos«, antwortete Alistair. »Aber das ist nicht annähernd so faszinierend wie
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