Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
Tentakel tauchten wieder aus den Klappen auf und stellten vier Gläser auf den Tisch.
„Also“, sagte Sabbal nachdem alle ihr Glas genommen hatten , „erzählt mal, was ihr so gemacht habt, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ihr habt mich bestimmt vermisst“, schnurrte er mit einem Seitenblick auf Mundra.
Diese interpretierte das ganz richtig. „Es tut mit leid“, erwiderte sie in betont herablassenden Tonfall , „aber ich persönlich habe nur gelegentlich an dich gedacht . Ich musste mich um andere Dinge kümmern.“ Plötzlich griff Mundra völlig überraschend nach Silps Hand, so zärtlich, als könnte sie sie zerbrechen . „W eißt d u, während wir zu Liewanen des D ritten Pfades ausgebildet wurden, sind Silp und ich uns sehr nahe gekommen“, log Mundra völlig ungeniert, zog Silp an sich und küsste ihn mitten auf den Mund.
Sabbal klappte der K iefer herunter, genau wie Lagon und Bundun . Und wäre Silps Mund nicht von Mundras Lippen festgehalten worden, wäre es ihm wohl genau so ergangen. Schließlich löste sich Mundra w ieder von Silp, ließ aber ihre H and auf seiner liegen. „Na ja, wir sind schon seit einiger Zeit so gut wie verlobt.“
Lagon blieb die Spucke weg. Jetzt gab sie es Sabbal aber so richtig und das nur, um ihn eifersüchtig zu machen. Aber zu Lagons Überraschung schien Mundras Lüge Sabbal kaum zu beeindrucken. Stattdessen schie n er eine Gelegenheit zu wittern, seinerseits etwas ansprechen zu können, was ihm schon länger auf der Seele lag. „So, so, verlobt “, sagte er auf einmal im Plauderton , „da seid ihr nicht die Einzigen.“
Hinter Lagon seufzte jemand.
Es war Liendra, die sich lieber aus dem Gespräch heraus gehalten hatte, aber nun ein Gesicht machte, als wäre sie das lästige Hauptgesprächsthema. Lagon kam ein furchtbarer Verdacht.
„Habt ihr es schon gehört? Unsere Liendra ist seit drei Monaten mit einem der bedeutendsten Adligen vom Pakt der Könige verlobt!“
Es war so, als hätte man Lagon ein Schwert mitten ins Herz gerammt. Liendra war verlobt! Seine einzige große Liebe würde jemand anderen heiraten. Lagon spürte gar nichts mehr. Alle seine Emotionen schienen sich bei dieser Nachricht in Asche verwandelt zu haben. Sein Inneres war ein einziger Abgrund. Er war eine Leiche.
Doch trotz seines Elends fiel ihm auf, dass Sabbal ihn genau beobachtete. Lagons Reaktion auf die Nachricht von Liendras Verlobung schien ihn aufs Höchste zu erfreuen.
„Und mit wem ist sie verlobt?“ , fragte Mundra plötzlich sehr interessiert.
„Genau!“ , wollt e es jetzt auch Laffeila wissen, die ganz aufgeregt hin und her flatterte.
„Haltet euch fest!“ , zischte Sabbal dramatisch , „es ist niemand geringeres als Prinz Axsidus, der Oberbefehlshaber der Königlichen Streitkräfte!“
Mundra und Laffeila begannen zu kreischen, als wäre Axsidus soeben höchstpersönlich durch den Kamin gesprungen. Sie forderten Sabbal auf, ihnen weitere Einzelheiten zu berichten und überfielen Liendra mit Kommentaren, welches ungeheuere Glück sie habe, wie sehr sie sie beneideten und stellten intime Fragen zu Axsidus genauem Körperbau.
Lagon hörte gar nicht zu.
Sein ganzes Bewusstsein war nur von einem Namen erfüllt: Axsidus! Der war es also! Kurz vorher war er ihm noch begegnet. Dieser kleine, geschniegelte, verweichlichte, hochnäsige Lackaffe war also Liendras Verlobter. Wie hatte dieser widerliche Schnösel es nur geschafft , Liendras Aufmerksamkeit zu erlangen? Es war zum verzweifeln. Plötzlich strich ihm jemand über die Schultern.
„Komm, lass uns gehen“, krächzte Bundun ihm ins Ohr.
Das war ganz in Lagons Sinne und er erhob sich.
„Lagon, wo willst du denn hin?“ , fragte Sabbal.
„Lagon geht es nicht so gut“, antwortete Bundun sachlich , „wir sehen uns dann später.“
Lagon und Bundun verließen das ´Goldene Loch` wieder durch den Hauptraum, an ihren hysterischen Fans vorbei, auf die Straße.
„Wie geht es dir?“ , fragte Bundun behutsam.
„Wie soll´s mir schon gehen“, antwortete Lagon und versuchte seiner Stimme einen festen Klang zu geben.
„Das ist Liebeskummer“, erklärte Bundun weise , „das vergeht.“
„Liebeskummer?“ , erwiderte Lagon, „n ichts anderes habe ich verdient. So lange habe ich sie von mir fern gehalten. Ich hätte sie schon in Kalheim umwerben müssen. Aber ich war einfach zu dumm, um ihre Schönheit zu erkennen. Auch später, als ich sie dann endlich sah, wie sie war, habe
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