Lagune der Lust - Caprice
sein Familiengeheimnis anvertraut hat , dachte sie und schaute auf das Meer, dessen Oberfläche sich durch eine sanfte Brise kräuselte. Warum hat er das getan? , fragte sie sich. Maren kam zu keinem Ergebnis. Schließlich hielt sie es im Zimmer nicht mehr aus und schlüpfte in ihren Morgenmantel.
Als Maren sich wenige Meter vom Hotel entfernt hatte, blickte sie zurück. Bis auf den Empfang lagen die Fenster des Gebäudes im Dunkeln. Auch hinter Rolfs Fenster brannte kein Licht. Maren atmete tief durch, drehte sich um und lief davon.
Rolf konnte nicht schlafen. Er stand am Fenster und lehnte die Stirn an das kühle Fensterglas.
Was ist nur in mich gefahren? , fragte er sich immer wieder. Er konnte sich selbst nicht begreifen. Was hatte Maren nur an sich, dass er ihr einfach so sein größtes Geheimnis anvertraut hatte?
Das ist keine Frau, die über Leichen geht , beruhigte er sich selbst. Aber was, wenn sie nur eine gute Schauspielerin ist?
In diesem Moment sah er eine Gestalt aus dem Hotel huschen. Sein Körper straffte sich. Die Gestalt blieb an der Laterne stehen und drehte sich um.
Maren! , dachte er erschrocken. Was tut sie mitten in der Nacht allein da draußen? Das sollte sie nicht tun. Im gleichen Moment stutzte er. Sie trifft sich mit jemandem , schoss es ihm durch den Kopf. Verdammt, wenn das auch eine Journalistin ist, wie diese rothaarige Hexe in Düsseldorf …
Rolf biss die Zähne zusammen und schlüpfte in seine Jeans. Er musste herausfinden, ob und mit wem Maren sich traf. Wenn sie Reporterin ist, dann ist es ohnehin zu spät , dachte er. Er verließ gerade noch rechtzeitig das Hotel, um zu sehen, wie Maren den Weg nach links einschlug. Dann war sie auch schon hinter einer Baumgruppe verschwunden. Rolf heftete sich an ihre Fersen und folgte ihr unbemerkt durch die Nacht.
Eine halbe Stunde später erreichte Maren die abgelegene Bucht, die sie schon von einem früheren Spaziergang kannte. Die Nachtluft tief einatmend, blieb sie stehen und sah sich um. Der weiße Sandstrand schimmerte hell im Licht des Mondes, und eine leichte Brise kühlte ihre Wangen. Eine größere Welle rollte gefolgt von kleineren an den Strand und umspülte ihre Füße. Das Rauschen der Wellen, der Wind und die Atmosphäre bei Nacht gaben Maren ihre innere Ruhe zurück.
Für einen kurzen Moment vergaß sie ihren Auftrag und versank stattdessen in den Anblick der Wellen, die schäumend in eine sanfte Brandung ausliefen. Als eine größere Welle ihr bis zu den Knien spritzte, sah sie sich nach allen Seiten um. Es war niemand zu sehen. Offensichtlich war dieses Fleckchen Erde tatsächlich ein Geheimtipp, von dem kaum jemand wusste. Ideal, um sich wie im Paradies zu fühlen.
Maren konnte der Versuchung nicht widerstehen. Sie ließ ihren Morgenmantel vom Körper gleiten und hinter sich in den Sand fallen. Nackt wie sie war, lief sie der Brandung entgegen. Als ihr das Wasser bis zur Hüfte reichte, warf sie sich mit weit ausgestreckten Armen in die Wellen und schwamm mit kräftigen Zügen hinaus aufs Meer.
Rolf stand indessen hinter einem Felsen und beobachtete Maren, die sich mit kräftigen Zügen immer weiter hinauswagte und vom Strand entfernte.
Ich hab ihr Unrecht getan , schoss es ihm durch den Kopf. Sofort tat ihm sein Verhalten leid, doch sein Misstrauen blieb. Um sicherzugehen, dass Maren nicht doch noch mit jemanden verabredet war, blieb er an seinem Platz stehen und wartete. Doch solange er auch wartete, niemand kam.
Das kommt davon, wenn man keine Seele an sich heran lässt , dachte er und bohrte seine Zehen in den Sand. Bei Maren war es von Anfang an anders gewesen. Bei ihr hatte er alle Warnungen in den Wind geschossen.
Rolf näherte sich dem Ufer, ohne Maren aus den Augen zu lassen. Mach gut, was du heute Abend versaut hast , dachte er.
Entschlossen schlüpfte er aus seiner Hose und lief der Brandung entgegen. Wenig später warf er sich mit einem Kopfsprung in eine höhere Welle und tauchte ab.
Maren war weit hinaus geschwommen und ließ sich auf dem Rücken liegend im Wasser treiben. Durch die Brandung konnte sie nicht hören, dass Rolf wenige Meter von ihr entfernt auftauchte und mit kräftigen Schwimmstößen auf sie zusteuerte. Kurz bevor er sie erreichte, tauchte er wieder unter.
Maren drehte genau in diesem Moment den Kopf in seine Richtung. Sie konnte nichts Genaues erkennen, sah aber, dass etwas Großes direkt auf sie zuschwamm.
Sie stieß einen Schrei aus. Sie zappelte, verlor ihr Gleichgewicht
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