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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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Yildrim an, worauf zwei Polizisten im Laufschritt durch die Tür verschwanden. Dann wandte er sich an die Kassiererin, die inzwischen aufgehört hatte, Kaugummi zu kauen. Fassungslos starrte sie auf die bis an die Zähne bewaffnete Menge, die sich da in ihrem Vorraum versammelt hatte. »Wir brauchen sofort den Besitzer«, zischte Yildrim. Die Frau nickte, griff zum Telefon und wählte mit zittrigen Fingern eine Nummer.
    »Ja? Steffi hier. Du musst schnell runterkommen. Polizei … Nein, keine Ruhestörung. Das ist …«, sie ließ den Blick über die erwartungsvoll starrenden Gesichter schweifen, »… ernst, echt!«
    Es dauerte keine Minute, dann ging die Tür auf und drei junge Männer betraten den Vorraum. Als sie die Polizisten sahen, erstarrten sie. Ein junger, schlaksiger Bursche, den Kluftinger auf höchstens dreißig Jahre schätzte, fing sich als Erster: »Um Gottes willen, was ist denn hier los?«
    Yildrim ging auf ihn zu. »Sind Sie der Besitzer?«
    »Ja.«
    »Faruk Yildrim, guten Tag.« Er schob seine Hand vor, die der andere mechanisch ergriff. Kluftinger war beeindruckt, wie ruhig der Leiter der Task Force blieb. Und dass er sich die Zeit nahm, sich vorzustellen, auch wenn das sicher nichts mit bloßer Höflichkeit zu tun hatte: Er wollte, dass der Disko-Besitzer mit ihnen kooperierte, und dazu brauchte er sein Vertrauen.
    »Philip Sanders«, sagte der, ohne Yildrim dabei anzusehen. Stattdessen starrte er nach wie vor auf die Truppe, die da in seinem Foyer wartete.
    Yildrim erklärte ihm so behutsam wie möglich die Situation, doch mit jedem seiner Worte wurde der junge Mann bleicher. Der BKA-Mann schloss mit den Worten: »Wir müssen die Musik abschalten und das Licht anmachen. Und wir brauchen ein Mikro. Das muss sehr schnell gehen, nicht, dass Panik ausbricht, verstehen Sie?«
    Sanders nickte roboterhaft. »Natürlich, Sie bekommen alles, was Sie brauchen.« In diesem Moment öffnete sich die Tür und zwei Männer mit Schäferhunden drängten sich in den völlig überfüllten Raum. Als Yildrim sie sah, nickte er und sagte: »Jetzt kann’s losgehen.«
    Markus blickte seinen Vater mit großen Augen an.
    »Und, glaubst du mir jetzt, dass ich dienstlich da bin?«, wollte der wissen.
    Markus nickte lediglich.
    Yildrim kam zu ihnen, sah Markus irritiert an, worauf Kluftinger ihn vorstellte. Der Task-Force-Leiter nickte ihm zu, nahm dann den Kommissar beiseite und legte ihm einen Arm um die Schulter: »Hören Sie, ich habe da eine Idee. Und dazu brauche ich Ihre Hilfe.« Als ihm der dunkle Hüne seinen Plan erläuterte, nickte Kluftinger ein paar Mal. Jetzt verstand er, wozu Yildrim die Hunde brauchte.
    »Wir müssen die Leute sofort beruhigen, wenn das Licht angeht, Herr Kluftinger. Ihnen die Situation erklären. Sonst strömen die zum Ausgang, kommen nicht raus und dann …« Yildrim verdrehte die Augen. »Ich finde, Sie sollten das machen.«
    »Was?«
    »Na, mit denen sprechen. Das sind ja sozusagen Ihre … Landsleute, mit denen können Sie besser reden als ich.«
    Kluftinger sah ihn ungläubig an. Er sollte eine Rede halten? Vor all diesen Menschen? Was genau sollte er ihnen denn erklären? »Hören Sie, Herr Yildrim, ich …«
    »Das war keine Bitte.«
    Kluftinger schluckte. Dann folgte er ihm in den Saal. Sanders stand schon bereit. »Auf Ihr Zeichen«, sagte er und hielt ihnen zitternd ein Mikrofon hin. Kluftinger nahm es zögernd und hielt sich bereit. Yildrim nickte dem Besitzer zu, der hob den Kopf und gab einem Mitarbeiter ein Zeichen. Zwei Sekunden später verstummte die Musik, und die Neonröhren an der Decke gingen an. Plötzlich war es mucksmäuschenstill. Wie eingefroren wirkten die Gestalten auf der Tanzfläche. Ein paar sahen sich irritiert um, hielten sich ob der plötzlichen Helligkeit die Hand vors Gesicht oder kniffen die Augen zusammen.
    Die Stille dauerte nur wenige Sekunden. Mit einem Murren machte sich der Unmut der Partygäste über die Unterbrechung Luft, schnell wurde ein ärgerliches Grollen daraus, dann kamen die ersten Pfiffe, Protestrufe, und bald erfüllte ein chaotisches Stimmen-Durcheinander den Saal.
    Kluftinger war auf Yildrims Geheiß ein paar Stufen zur Galerie hinaufgestiegen. Er sah auf die Tanzfläche. Es war ein Respekt einflößender Anblick, der sich ihm bot: die vielen, teils zornigen, teils verwirrten Menschen, die wild gestikulierend miteinander sprachen. Yildrim nickte ihm zu. Kluftinger führte unsicher das Mikro an seinen Mund und räusperte

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