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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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möglicherweise einen Anschlag mit islamistisch-terroristischem Hintergrund vereitelt? Kluftinger schauderte bei dem Gedanken. Aber wo wäre das Ziel gewesen? Hier? In ihrer Region? Kaum anzunehmen, dafür war das Allgäu weltpolitisch dann doch zu unbedeutend. Aber offenbar hatte Schumacher seine Tat hier geplant, was schlimm genug war. Auch die Weltstadt Hamburg war, nachdem bekannt geworden war, dass die Attentäter des 11. September dort ihre Planungen durchgeführt hatten, in Verruf geraten. Kluftinger atmete tief durch und beruhigte sich mit dem Gedanken, dass ja Gott sei Dank alles rechtzeitig verhindert worden war.
    Nach einer Pause fuhr Strobl fort: »Viele seiner Bücher sind von oder über Mullah Kaan, den sogenannten ›Hassprediger‹ aus Karlsruhe. Der hat ihn wohl besonders fasziniert.«
    In diesem Moment klingelte Kluftingers Telefon. Es war Maier, der eine sensationelle Mitteilung ankündigte, wegen der er unbedingt zu ihm kommen solle. Der Kommissar bat Strobl noch, seine Spur weiterzuverfolgen, und verließ das Büro.
    »Kruzinesn, Richard, musst du deine saublöden Umzugskartons mitten in den Weg stellen?«, schimpfte Kluftinger, nachdem er über eine Kiste mit Ordnern in Maiers Büro gestolpert war. »Überhaupt schaut es bei dir aus wie in einem Lager. Alles voller Kartons. Wird hier nichts mehr geschafft, oder wie? Was packst du denn da alles rein? Ich hätte gar nicht so viele Sachen«, grummelte der Kommissar weiter. Kluftinger gestand sich nicht ein, dass auch der Neid aus ihm sprach. Neid, weil Maier so gut wie alles, er aber noch fast gar nichts gepackt hatte.
    »Seit du einen Bart hast, bist du viel schlechter aufgelegt.«
    Wieder so ein blöder Kommentar von Maier. Konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Andere Leute trugen das ganze Leben einen Bart, er nur alle heilige Zeit fürs Freilichtspiel. Und immerhin: Kein graues Haar fand sich darin.
    »Ja, Milchbart ist sicher auch wieder mal in Mode, das wird dann deine große Zeit, Richard. Was gibt’s so Dringendes?«
    Maier runzelte die Stirn, dachte kurz nach, beschloss dann aber, sich nicht verbal zur Wehr zu setzen. »Hier«, begann er und drehte seinem Vorgesetzten wieder den Laptop hin, »das habe ich auf dem Rechner entdeckt.«
    Kluftinger veränderte den Winkel des Bildschirms so, dass er ihn gut sehen konnte. Doch Maiers gespannte Erwartung wurde erneut enttäuscht.
    »Wieder ein Bildschirmschoner, oder wie, Richie?« Das Display war voller arabischer Schriftzeichen.
    »Verstehst du nicht?«, hakte Maier nach.
    »Ah, jetzt wo du’s sagst – ich übersetze mal – Moment – ah ja: ›Richard Maier hat keinen Bartwuchs, obwohl er kein Indianer …‹«
    »Also weißt du, das ist hier eine ernste Sache«, blaffte Maier gereizt zurück. Dann tippte er etwas auf der Tastatur. »Hier ist die englische Übersetzung.«
    »The Manual of Djihad – An introduction to the holy war«, las Kluftinger halblaut und wenig gewandt, was die Aussprache anging.
    »Ja, jetzt müsste man Englisch können, gell?«, grinste Maier.
    »Das kann ich schon grad noch übersetzen. Ein Kalender des Heiligen Krieges ist das.«
    »Ein Handbuch, manual heißt Handbuch«, korrigierte Maier. »Aber sonst ganz gut.«
    Kluftinger ließ ihn gewähren. Er wollte die kleine Kabbelei mit seinem Kollegen nicht ausarten lassen. Denn allzu schnell konnte das dazu führen, dass der tagelang bockte. Und dazu war er im Moment einfach zu wichtig mit seinem Computerwissen.
    »Und weißt du, wer dieses Handbuch auch verwendet hat? Ich sag’s dir: Atta und seine Komplizen im Vorfeld des 11. September. Das ist eine detaillierte Anleitung für Terroranschläge. Ich werde mir mal die englische Version hier vornehmen. Gibt’s alles im Internet.«
    Priml. Ein Grund mehr, dieses Medium mehr als kritisch zu beäugen, dachte Kluftinger.
    Maier machte eine kurze Pause und sagte dann in verschwörerischem Tonfall: »Wir haben es hier mit einer ganz großen Sache zu tun. Wenn wir uns da gut anstellen … da kommen wir groß raus. Da steigen wir auf der Karriereleiter ein paar Sprossen nach oben.«
    »Ich hab kein Interesse dran, groß rauszukommen. Aber du hast schon Recht. Das ist eine große Sache. Das heißt also definitiv, dass unser Selbstmörder etwas mit Islamisten am Hut hatte. So gesehen … ein Selbstmordattentäter. Nur anders halt.«
    Schon auf dem Gang wartete die nächste Neuigkeit auf Kluftinger. Wie ein Ping-Pong-Ball kam er sich heute vor, so wurde er

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