Laienspiel
behandelt werden!« Die Stimme hatte nun einen etwas schärferen Ton angenommen. »Ihre Arbeitsleistung entscheidet über Gelingen oder Misserfolg dieser Operation. Strengen Sie sich an. Und wenn es irgendetwas gibt, womit wir Sie unterstützen können, lassen Sie es mich wissen. Sämtliche Ressourcen der bayerischen Polizei stehen zu Ihrer Verfügung. Leute, Fahrzeuge, Hubschrauber, Boote – was immer Sie brauchen, werden Sie bekommen. Ich habe das auch mit dem Bundesinnenminister besprochen. Auch er sichert Ihnen alle Unterstützung zu und ermahnt Sie – Sie kennen seine Haltung in der Terrorbekämpfung –, im Notfall mit unerbittlicher Härte vorzugehen. Nur keine falsche Zurückhaltung, die man später bereuen könnte. So, Herr Lodenbacher …«
Die Stimme hatte den Namen noch nicht ganz ausgesprochen, da war der Polizeidirektor bereits aufgesprungen und vollführte einen angedeuteten Diener: »Herr Innenminister …?«
»Sie sind mir dafür verantwortlich, dass die Leute alles bekommen, verstanden? Alles.«
Lodenbacher wurde bleich. Das Wort Verantwortung an seine Adresse und dann auch noch aus dem Mund des zuständigen Ministers war zu viel für ihn. Er schluckte und antwortete mit belegter Stimme: »Selbstverständlich.«
»Danke. Ich weiß, dass ich mich da auf meine Allgäuer verlassen kann.« Die Stimme klang nun wieder etwas sanfter. »In diesem Sinne: Viel Erfolg. Gott segne Sie.« Dann ein Knacken und die Leitung war tot.
Willi Renn stand, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, ein paar Meter neben der Tür zum Besprechungsraum und betrachtete etwas betreten den Fußboden, als Kluftinger den Raum verließ. Der Kommissar merkte sofort, dass Renn mit ihm über das, was sie eben gehört hatten, reden wollte. Also blieb er stehen, atmete tief durch und blickte seinen Kollegen an, als wolle er sagen: Da müssen wir jetzt wohl durch.
»Da simmer sauber wo neidappt, oder, Klufti?«, seufzte Renn. »Mit so was hammer hier ja noch nie zu tun gehabt. Da graust’s mir schon ein bisschen davor, ganz ehrlich. Wenn wir da einen Fehler machen … Sonst geht uns vielleicht mal ein Hundling durch die Lappen. Aber jetzt? Wenn wir das vermasseln, kann das Tausende das Leben kosten.«
Kluftingers Kehle schnürte sich zu. Willi hatte Recht: Ein Fehler würde fatale Folgen haben. Er sah Willi an und zuckte die Achseln: »Ist jetzt halt so«, antwortete er lapidar. Und als er merkte, dass Renn das zu wenig war, fügte er hinzu: »Klar, ich hoffe auch, dass wir aus der Sache gut rauskommen. Aber ich fand das, was der Yildrim erzählt hat, wahnsinnig interessant. Ist doch mal was ganz anderes, oder? Was der alles weiß, da können wir noch eine ganze Menge lernen.«
Renn sah plötzlich über Kluftingers Schulter.
»Was können Sie noch lernen?« Yildrim war unbemerkt hinter Kluftinger getreten.
Sofort bekam der Kommissar einen roten Kopf. Er wollte nun wirklich nicht den Eindruck erwecken, sich bei seinem neuen Vorgesetzten einschmeicheln zu wollen.
»Also dann, bis später«, sagte Renn, hob die Hand zum Gruß und machte auf dem Absatz kehrt.
»Gut, dass ich Sie mal allein habe, Herr Kluftinger«, sagte Yildrim mit sanfter Stimme und deutete auf den Gang. »Gehen wir ein Stück?«
Kluftinger nickte mechanisch. Er konnte sich nicht vorstellen, was der Mann von ihm wollte.
»Ich freue mich sehr, dass ich Sie im Team habe«, sagte Yildrim mit einem gewinnenden Lächeln, das den Blick auf eine strahlend weiße Zahnreihe freigab. »Wissen Sie, es ist immer gut, wenn man jemanden dabei hat, der sich vor Ort auskennt.«
Jetzt kam es dem Kommissar so vor, als ob sich Yildrim bei ihm einschmeicheln wollte.
»Sicher ist das für Sie jetzt keine einfache Situation, das verstehe ich schon. All das ist neu für Sie. In Ihrer täglichen Arbeit sind Sie es, der die Anweisungen gibt. Aber die Lage ist ernst, und deswegen dürfen Sie es mir nicht übel nehmen, wenn ich mal ein bisschen ungeduldig werde. Ist dann nicht so gemeint.« Bei diesen Worten klopfte er dem Kommissar kumpelhaft auf die Schulter.
»Na … natürlich«, erwiderte der irritiert. Schien ja gar nicht so unrecht zu sein, dieser Yildrim. War er vorher noch sehr geschäftsmäßig aufgetreten, hatte Kluftinger nun den Eindruck, dass sie sich auf Augenhöhe unterhielten.
»Jetzt gehen Sie mal und regeln alles in Ihrer Abteilung. Ich werde Sie hier ziemlich mit Beschlag belegen, da werden sich andere um die laufenden Geschäfte kümmern
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