Laienspiel
das lass ich jetzt nicht durchgehen. Meine Frau hat mir gesagt, ich darf mir nicht mehr alles gefallen lassen. Und sie hat Recht. Ab jetzt bin ich ein anderer Maier.« Entschlossen funkelte er Strobl und Kluftinger an.
»Bitte, Richie. Ich bin nicht scharf drauf«, sagte Strobl mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Wenn du da so ehrenkäsig bist … Wirst schon sehen, was du von dem ganzen Papierkram hast.«
»Na schön. Ist ja gut, wenn ihr nicht streitet«, mischte sich Kluftinger mit väterlichem Ton ein. »Ich möchte, dass ihr mir jeden Tag sagt, wie es euch hier geht.« Als er merkte, dass das etwas seltsam geklungen hatte, korrigierte er seine Formulierung: »Will sagen, ihr erstattet mir täglich Bericht. Leider kann ich auch nichts mehr packen in meinem Büro. Den Umzug musst du für mich übernehmen, Richard.«
Maier blickte ein wenig irritiert und presste dann ein »Natürlich« hervor.
Kluftinger fuhr fort: »Es kann sein, dass ich euch für Spezialaufgaben brauche. Ihr werdet nur Einzelaufträge bekommen und nicht über Zusammenhänge informiert werden.«
Hefeles »Jawohl, Null-Null-Klufti«, ignorierte er einfach.
»Hört zu, ich muss mich hundertprozentig auf euch verlassen können. Ich brauche jetzt absolute Profis«, sagte Kluftinger und versuchte dabei möglichst genau so zu klingen wie Yildrim. Offenbar funktionierte das aber nicht bei jedem, denn was Kluftinger bei seinen Mitarbeitern erreichte, war lediglich ein weiteres Kopfschütteln über die seltsamen Veränderungen, die sich an ihrem Vorgesetzten in den letzten Stunden vollzogen hatten. Kluftinger kehrte zu seinem gewohnten Führungsstil zurück. »Was steht denn aktuell an bei euch? Wenn ihr die Zeugen zur Messerstecherei in Leubas vernommen habt, kommt ihr sicher weiter. Was gibt’s sonst?«
Hefele und Strobl schwiegen und schienen ein wenig zu schmollen, während sich Maier eilfertig zu Wort meldete: »Also, der Hefele wird sich um die Messerstecherei kümmern. Die Illerleiche, die man gestern am Wehr unterhalb der St.-Mang-Brücke gefunden hat, wird Strobl heute Nachmittag beschäftigen. Wahrscheinlich ein Obdachloser, der betrunken ins Wasser gefallen ist.«
Strobl sah Kluftinger hilflos an, als wollte er sagen: »Geht schon los!«, worauf der Kommissar einwarf: »Ach, und der Maier , was macht der? Der spielt Chef, oder?«
Maier reagierte gereizt: »Ich fände es eben besser, wenn man als Vorgesetzter beim förmlichen Nachnamen bleibt. Schließlich muss ich auch mal unangenehme Dinge befehlen, und da tut man sich leichter, wenn …«
»So, befehlen musst du? Hm, noch bin ich ja der Chef, und deswegen lautet mein Befehl, dass du dich heute Nachmittag dann gleich mal um die Umzugskisten in meinem Büro kümmern kannst, Richard. Aber sauber beschriften, gell?«
Der Kommissar grinste die beiden anderen an, doch deren Mienen verrieten, dass sie für die nächste Zeit Schlimmstes befürchteten.
Er wollte noch ein paar allgemeine Worte über den Zusammenhalt unter Kollegen verlieren, da öffnete sich die Tür und Sandy Henske kam aufgeregt herein. »Herr Kluftinger, der Herr Yildrim bräuschte Sie dringend. Es ist schon drei nach drei.«
Kluftinger erhob sich schnell. Mit einem Kopfnicken in Richtung Maier und einem mitleidigen Schulterzucken in Richtung Hefele und Strobl verabschiedete er sich.
»Was es für uns zu klären gilt, sind nun die sogenannten W-Fragen: Warum? Wo? Wer?« Faruk Yildrim begann die Sitzung, als hätten sie gar keine Pause gehabt. Dietmar Lodenbacher war wieder zu ihnen gestoßen, auch wenn Kluftinger nicht genau wusste, weshalb. Schließlich war er nicht Teil der Task Force und Yildrim schien über seine Anwesenheit auch nicht gerade erfreut.
»Mit Warum meine ich übrigens die Hintergründe, die zu dem Plan geführt haben.«
Lodenbacher murmelte halblaut etwas, was jedoch niemand verstand. Yildrim blickte irritiert auf: »Bitte?«
Kluftingers Chef schüttelte mit dem Kopf »Äh nix … oiso … i moan hoid … wann .«
»Ich verstehe Sie nicht.«
» Wann wär auch wichtig, ned?«, sagte Lodenbacher.
Yildrim hob die Augenbrauen. Offenbar war er sich nicht sicher, ob Lodenbacher einen Scherz gemacht hatte oder es ernst meinte. Als er für sich zu einer Entscheidung gekommen war, drehte er, ohne dabei aufzusehen, den Laptop mit dem Countdown in Lodenbachers Richtung. Der wurde erst bleich, dann rot, stand hektisch auf, murmelte noch einmal etwas Unverständliches und trollte sich aus dem
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