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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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Besprechungsraum. Dann fuhr Yildrim fort: »Das Wer steht im Zentrum unserer Ermittlungen . Nur über das Wer kommen wir auch zum Warum .«
    »Sozusagen eine Wehrübung bei der Wehrmacht. Müssmer eh aufpassen, dass uns kein Werwolf in die Quere kommt«, grinste Bydlinski.
    »Bitte?«, sagte Yildrim.
    Das Grinsen des Österreichers wurde noch breiter. » Wer -Übung! Wer -Macht! Das Wer ist doch das Wichtigste.«
    Yildrim blickte Bydlinski verständnislos an. Kluftinger hatte nicht den Eindruck, dass ihre Arten von Humor irgendeine Schnittmenge besaßen.
    »Wie … äh … wie auch immer«, fuhr Yildrim fort, und Kluftinger hatte zum ersten Mal das Gefühl, etwas habe ihn aus dem Konzept gebracht, »wir haben bereits einen Anknüpfungspunkt für dieses Wer . Ausgehend von unserem Selbstmörder haben wir ein Lokal ausfindig gemacht, das sich zwei von Ihnen einmal genauer ansehen sollten.« Er ging zu der metallenen Pinnwand und schrieb einen Namen und eine Straße darauf.
    »Hm, klingt komisch«, dachte Kluftinger laut.
    Wieder fragte Yildrim: »Bitte?«
    Kluftinger zuckte zusammen. »Äh … der Name klingt komisch, meine ich. Wer nennt eine Kneipe schon ›Duschhaube‹?«
    Yildrims Mundwinkel zuckten einen kurzen Moment, doch er hatte sie sofort wieder unter Kontrolle.
    »Herr Kluftinger … das heißt nicht Duschhaube, sondern natürlich Duschanbe. Entschuldigen Sie bitte meine Handschrift. Duschanbe ist Ihnen aber schon ein Begriff, nehme ich an?«
    »Jaja, natürlich, wie dumm von mir. Duschanbe, klar«, log Kluftinger.
    »Gut, ich würde vorschlagen …«, Faruk Yildrim blickte sie einen nach dem anderen an, »… Sie, Herr Kluftinger, und Sie, Herr Bydlinski, machen sich mal auf den Weg. Ach, und noch etwas: Ich möchte nicht, dass irgendjemand ohne Waffe nach draußen geht.«
    Die Beamten nickten und standen auf. Bevor sie den Raum verließen, drehte Kluftinger sich noch einmal um. »Eine Frage noch, Herr Yildrim: Warum sollen wir eigentlich in diese Wirtschaft gehen?«
    »Oh, entschuldigen Sie, ich vergaß. Wir haben bei den persönlichen Sachen des Selbstmörders ein paar Schachteln Zigaretten aus Tadschikistan gefunden. Mit deutscher Zollbanderole. Laut Zollamt werden die hier im Allgäu nur in diesem Etablissement verkauft.«
    Kluftinger nickte und verließ mit Bydlinski den Raum.
    »Was ist denn das mit dem Duschanbe? Was heißt’n des jetzt?«, wollte Bydlinski wissen, als sie in Kluftingers Auto in den Kemptener Stadtteil Thingers fuhren. Aus für den Kommissar unerfindlichen Gründen hatte man die Hochhäuser hier auf einer weithin sichtbaren Anhöhe gebaut. Heute boten sie günstigen Wohnraum vor allem für Zuwanderer. Mit der Zeit hatte sich eine eigene, osteuropäisch geprägte Infrastruktur gebildet, mit einem russischen Supermarkt, Wäschereien und verschiedenen Kneipen, von denen einige problemlos als Spelunken durchgingen.
    »Hm?« Kluftinger tat, als habe er nicht zugehört. »Wir sind fast da, ja. Das müsste hier irgendwo sein.«
    »Weißt eh selber nicht, was es heißt«, grummelte Bydlinski.
    Kluftinger stellte den Passat auf dem Parkplatz gegenüber einem Hochhaus ab. Unten in dem Gebäude befand sich neben einem Lebensmittelgeschäft, einem Schlüsseldienst und einem Spezialreisebüro namens »Odessa-Travel« auch ein sogenanntes Schreibbüro. Die Institution, die Kluftinger im Rahmen einer Ermittlung bereits einmal unter die Lupe genommen hatte, war in einer ehemaligen Sparkassenfiliale eingezogen. Man kümmerte sich um Formalitäten mit deutschen und ausländischen Behörden. Nebenbei konnte man Versicherungen abschließen, Autos kaufen, Visa für sämtliche osteuropäische Länder bekommen und, da war sich Kluftinger sicher, noch einiges andere unter dem Ladentisch.
    Links vom Schreibbüro waren auf zwei Fenstern mit Leuchtbuchstaben die Worte »Duschanbe Tadschik« und einige kyrillisch und arabisch aussehende Schriftzüge angebracht. Darüber hing noch die Leuchtschrift »Bierhaus zum Zapfhahn«, offenbar der vorherige Name des Etablissements. Der Blick hinein wurde von halbhohen, gelblichen Scheibenvorhängen versperrt.
    »Schaut nett aus«, sagte Bydlinski und ging auf die Eingangstür zu. Kluftinger sah ihm entgeistert nach. Er hatte das Gefühl, dass der österreichische Kollege das ernst gemeint hatte.
    Als sie den schummrig beleuchteten Raum betraten, blieb Kluftinger beinahe die Luft weg. Vom neu eingeführten Rauchverbot schien man hier nichts zu halten.
    Über einer

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