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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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kommen, wir fangen gleich mit der Aufwärmrunde an.«
    Kluftinger sah sich im Raum um und entdeckte den Mann, zu dem die Stimme gehörte: Es war ein in die Jahre gekommener, ein wenig zu stark blondierter Berufsjugendlicher Mitte vierzig in schwarzen Pluderhosen, dessen Hemd über der solariumgebräunten Brust weit offen stand. So würde wohl Rex Gildo aussehen, wenn er noch leben würde, dachte Kluftinger. Und er meinte das nicht als Kompliment.
    Er trat mit Erika auf die Tanzfläche. Sein Blick glitt über die anderen Paare. Etwa fünfzehn, schätzte Kluftinger. Er versuchte sofort auszumachen, welche Männer freiwillig hier und welche von ihren Frauen gezwungen worden waren. Die meisten schienen sich jedoch tatsächlich auf die kommenden eineinhalb Stunden zu freuen, denn sie tuschelten aufgekratzt und lachend mit ihren Begleiterinnen. Es war ein bunt gemischter Haufen, rechts neben ihm stand Langhammer mit seiner Frau, weiter hinten sah Kluftinger eine unvorstellbar dicke Frau mit einem ebensolchen Partner, ganz am Ende des Saals hatte sich ein junges, sehr attraktives Pärchen aufgestellt. Als die blonde Frau Kluftingers Blick erwiderte, errötete er und schaute verlegen in eine andere Richtung.
    »Na, Herr Kluftinger, geht doch nichts über ein bisschen Bewegung, was? Ich hab’s Ihnen ja gleich gesagt!«
    Die rauchige Stimme in seinem Rücken ging dem Kommissar durch Mark und Bein. Und als eine Wolke abgestandenen Zigarilloatems zu ihm herüberschwappte, war ihm klar, warum er so erschrocken war: Er drehte sich um und blickte in das ledrige, grinsende Gesicht von Friedel Marx.
    »Die Welt ist doch klein, oder?«, fragte sie weiterhin grinsend und entblößte dabei ihre gelben Zähne.
    »Allerdings«, antwortete Kluftinger. Er hatte die Kripo-Kollegin aus Füssen bei einem seiner letzten Fälle kennengelernt, der sich um dunkle Geheimnisse am Grund des Alatsees gedreht hatte. Ihre Zusammenarbeit war zu Beginn mehr eine Zwangsgemeinschaft gewesen, als dass sie von besonderer Herzlichkeit gekennzeichnet gewesen wäre. Gegen Ende des Falles war Kluftinger mit der burschikosen Kollegin jedoch ganz gut klargekommen. Seither hatte er sie aber weder gesehen noch gesprochen, auch wenn die Kollegen immer mal wieder gehässig behaupteten, sie habe sich sehnsüchtig nach ihm erkundigt. Und nun traf er sie ausgerechnet hier wieder mit … ja mit wem eigentlich?
    »Freut mich, dass wir uns mal wieder sehen«, tönte es plötzlich neben dem Kommissar und eine Hand schob sich in sein Blickfeld. Eigentlich war sein Personengedächtnis gut, aber jetzt musste Kluftinger doch etwas überlegen. Dieses Gedächtnis funktionierte eben vor allem dann, wenn er die Menschen nicht in völlig unerwarteten Zusammenhängen wieder traf. Und dass er …
    »Steinle. Günther Steinle«, sagte der andere.
    … dass er also Steinle hier in Kempten in einer einigermaßen kompromittierenden Situation wiedertraf, anstatt … jetzt fiel es ihm ein: anstatt in Füssen, wo er das Wasserwirtschaftsamt leitete und ebenfalls an den Ermittlungen dieses Falles beteiligt gewesen war, machte ihm das Erkennen schwerer.
    Kluftinger erinnerte sich an ein Gespräch mit Steinle im abgelassenen Forggensee, wo ihm der Mann erzählt hatte, dass er und Friedel Marx vor langer Zeit ein Paar gewesen seien. Sollten sie etwa …?
    »Ja, wir zwei versuchen’s noch mal miteinander«, sagte Steinle und legte grinsend eine Hand um die Schulter der Marx, die das mit einem kehligen Husten quittierte. »Und Sie sind nicht ganz unschuldig dran. Mit dem Fall und so weiter.«
    Kluftinger hatte alle Mühe, sein Gesicht nicht zu verziehen, aber die Vorstellung dass er Friedel Marx, diesem kettenrauchenden Mannweib, zu einem Partner verholfen hatte, war …
    »Willst du mich nicht vorstellen?« Erika hatte sich zu ihnen gesellt.
    »Oh, natürlich«, setzte Kluftinger nun an, »Herr Steinle, mei Frau. Friedel Marx, mei Frau.«
    »Ach, Sie sind also die Frau Marx, die meinem Mann damals bei dem Fall so geholfen hat? Schön, dass wir uns mal kennenlernen«, freute sich Erika. »Ich war ja schon beinahe eifersüchtig, weil Sie immer so viel Zeit miteinander verbracht haben!«
    Kluftingers Magen krampfte sich zusammen.
    »Ja ja, das freut mich auch sehr«, erwiderte die Marx. »Und danke, dass Sie ihn mir damals so lange ausgeliehen haben.« Bei diesem Wort zwinkerte sie ihnen verschwörerisch zu, was Kluftingers Unbehagen noch verstärkte. Er war geradezu froh, dass sich nun

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