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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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ihm gewesen war, der den Tod in seinen Fingerspitzen trug und doch im Grunde so sanftmütig und friedliebend war, dieser Mann war tot. Nicht selten hielt man Flinter für Mordroboter, für lebende Waffen ohne Persönlichkeit oder Identität. Und doch waren sie alle Individuen, Philosophen, auf ihre Weise tief moralisch, menschlich und sterblich …
    »Wie ist es passiert?«
    Ruhig und mit wenigen Worten erklärte ihm Kanya, was vorgefallen war, und in ihrem Gesicht auf dem Videoschirm zeigte sich keine Spur einer Emotion. Das war typisch für Flinter: Man zeigte seine Gefühle nicht der Umwelt; man behielt sie für sich und trauerte im stillen.
    »Ich habe versucht, ihn zurück zum Lagerhaus zu bringen, wo er aufbewahrt werden sollte, bis ich eine Möglichkeit gefunden habe, ihn in seiner Heimat begraben zu lassen«, fuhr sie fort, »aber ich habe keinen Zugang gefunden. Sie haben das Gebäude völlig eingekreist – sowohl zu Boden wie auch in der Luft, und alle zwanzig Meter stehen Infrarot-Monitore. Ich hätte nicht herankommen können, ohne entdeckt zu werden.«
    »Der arme Josef«, sagte LaNague leise, der in Gedanken noch immer mit der schrecklichen Nachricht beschäftigt war. »Es tut mir so leid, Kanya.« Er beobachtete ihre Miene auf dem Schirm. Wie konnte man einen Flinter trösten? Er wünschte, er könnte sie jetzt in den Arm nehmen und war sicher, daß er keinen Stein oder Stahl spüren würde, sondern eine Frau aus Fleisch und Blut. Er konnte ihre Trauer förmlich fühlen. Er wollte ihren Kopf auf seine Schulter ziehen, damit sie sich ausweinen konnte. Aber das würde sie nie tun, selbst wenn sie jetzt hier neben ihm stehen würde, denn absolute Kontrolle über seine Gefühle gehörte zu der Erziehung und Ausbildung eines jeden Flinters. Jemand, der in hundert, ja tausend verschiedenen Tötungsarten erfahren war, konnte es sich niemals erlauben, von Emotionen geleitet zu werden.
    Kanya war der beste Beweis dafür, als sie jetzt weitersprach. »Hast du mich nicht verstanden? Du bist in der Falle. Wir müssen dich herausholen.«
    LaNague schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was da draußen vorgeht. Ich habe es die ganze Zeit über beobachtet. Ich werde sie erwarten … ohne Widerstand. Was ist mit dem Piloten?«
    »Er und seine Frau sind in Sicherheit bei Mora.«
    »Und Broohnin? Ist er an einem sicheren Ort, wo er uns nicht noch mehr Schwierigkeiten machen kann?«
    Für einen Augenblick verdunkelte sich Kanyas Gesicht, und in ihren Augen blitzte es. »Noch nicht. Aber es wird nicht mehr lange dauern.«
    LaNague versteifte sich unwillkürlich. »Was verschweigst du mir, Kanya?«
    »Broohnin ist schuld an Josefs Tod«, erklärte sie tonlos. »Wenn er uns nicht vor der Wohnung des Piloten aufgehalten hätte, wären wir längst nicht mehr da gewesen, als die Truppe der Imperialen Wache ankam. Und selbst wenn wir vor dem Gebäude angehalten worden wären, hätte es keinen Schußwechsel gegeben, wenn er den Anweisungen gefolgt wäre und sich ruhig verhalten hätte. Dann wäre Josef jetzt noch am Leben.«
    »Laß ihn, Kanya. Im Augenblick kann er sich nur selbst schaden. Du kannst ihn später zur Rechenschaft ziehen, wenn deine Trauer nicht mehr so frisch ist.«
    »Nein.«
    »Kanya, du hast mir Gehorsam geschworen, bis die Revolution vorbei ist.«
    »Er muß sofort gefunden werden.«
    LaNague fühlte, daß Kanya ihm noch immer nicht alles gesagt hatte. »Warum? Warum sofort?«
    »Wir haben uns selbst in Unehre gebracht«, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen. »Wir haben uns über dich hinweggesetzt, als wir ein Notsystem im Imperialen Park versteckt haben.«
    LaNague schloß die Augen. »Was für ein System?« Er hatte das entsetzliche Gefühl, daß er die Antwort schon im voraus wußte.
    »Eine Barsky-Box.«
    Genau das hatte er befürchtet. »Wie groß ist sie? Welchen Radius hat ihr Verschiebungsfeld?«
    »Drei Kilometer.«
    »Nein!« LaNague hatte die Augen wieder geöffnet und sah, daß Kanyas Blick auf ihn gerichtet war. »Habt ihr mir nicht vertraut?«
    »Es bestand immer die Möglichkeit, daß dein Plan fehlschlagen könnte, daß das Imperium alles wieder unter Kontrolle bekommen könnte oder daß die Erde früher eingriff, als wir annahmen. Wir mußten ein Mittel in der Hand haben, das uns eine endgültige Zerstörung garantierte.«
    »Aber ein Radius dieser Größe könnte Thrones Erdkruste so weit aufreißen, daß es zu einer planetarischen Katastrophe käme!«
    »Jedenfalls wären dann das Imperium oder

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