Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
führen ein hartes Leben und haben nicht viel Zeit, sich mit irgendwelchen abstrakten Gedanken anzufreunden. Sie würden nicht annähernd so schnell auf eine abstrakte Ideologie oder etwas Ähnliches eingehen wie auf einen Mann aus Fleisch und Blut. Und den kann ich ihnen hoffentlich in der Person Robin Hoods liefern.«
    »Aber was ist mit dem Schlußakt? Dein Plan muß doch dahin gehen, daß die Außenweltler – zumindest diejenigen hier auf Throne – eine Wahl zwischen Metep und Robin Hood treffen müssen. Wie willst du denn das anstellen?«
    »Das weiß ich noch nicht genau«, antwortete LaNague bedächtig. »Ich muß abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Wenn ich jetzt schon feste Pläne mache, muß ich sie später doch wieder ändern … also lasse ich es lieber bleiben.«
    »Und was ist mit mir? Wann bekomme ich meine Rolle?«
    »Vorläufig noch nicht. Wir müssen erst dafür sorgen, daß Ramons Ruf und Ansehen steigen, damit du dann die Berichterstattung bekommst, die einem Mann deines Formats zukommt.« Er blickte auf die Leuchtziffern auf der Wanduhr. »Von heute an wird sein Popularitätsindex beständig ansteigen.«
    »Hast du vor, ihn mit Exklusivberichten zu versorgen?«
    »Nein … er wird einen sehr ergebenen Freund bei dem zentralen Popularitätscomputer finden.«
    Doc Zack nickte verstehend. »Ach so! Also bekommt Seph heute abend etwas zu tun.«
    »Er müßte eigentlich schon bei der Arbeit sein.«
     
    Er besaß zwar eine Erlaubnis für das Gebäude, aber ohne einen offiziellen Arbeitseinsatz hätte er es wahrscheinlich ziemlich schwer gehabt, seine Anwesenheit in dieser bestimmten Abteilung zu erklären. Hier wurden die Lieblingsprogramme der Zuschauer rechnerisch erfaßt und entsprechende Korrekturen vorgenommen. Jedes auf Throne hergestellte Videogerät besaß ein winziges Monitorsystem, das den Popularitätscomputer darüber informierte, wann das Gerät eingeschaltet wurde und auf welches Programm es eingestellt war. Fast jeder wußte von diesem Zusatzsystem, und es war durchaus legal, es nach dem Kauf zu entfernen. Aber nur wenige störte es. Das Imperium sagte, daß es dazu diente, die Sendungen besser auf den momentanen Geschmack des Publikums abstimmen zu können; warum sollte man es dann nicht in dem Gerät lassen und sich die Mühen und Kosten machen, es entfernen zu lassen?
    Jeder kannte den Wert des Fernsehens als Propagandamittel; das lag auf der Hand, und deshalb wurde jede offene Propaganda einfach ignoriert. Da das Imperium Lizenzen für die Sendeanstalten austeilte, hätte es den Videogesellschaften seinen Willen ohne weiteres aufzwingen können. Aber das war nicht notwendig. Das Imperium hatte viele Freunde in allen Medien, sowohl bekannte wie auch unbekannte, die gerne zum engeren Kreis zählen wollten und die bereitwillig, so gut sie nur konnten, dabei halfen, die öffentliche Meinung zu formen und zu mobilisieren. Bestimmte Themen tauchten dann plötzlich in Dramen oder sogar Komödien auf; bestimmte Schlagworte und Parolen wurden dem Bürger durch Nachrichtensprecher und Personen des öffentlichen Lebens förmlich in den Mund gelegt. Und schon bald begann die öffentliche Meinung umzuschwenken. Zuerst nur unmerklich, dann in langsamen Stufen und schließlich in einem gewaltigen Sprung, nach dem niemand mehr einfallen würde, daß er überhaupt einmal anders gedacht hatte. Die Videosüchtigen merkten rein gar nichts von dem ganzen Vorgang; nur diejenigen, die diese überzeugende Unterhaltungsmaschinerie ignorierten, konnten sehen, was passierte, aber ihre Warnrufe verhallten ungehört. Niemand gab nämlich gerne zu, daß er sich so leicht manipulieren ließ.
    Seph Wolverton schloß sich im zentralen Popularitätscomputer ein und machte sich daran, den Schutzdeckel über der Inspektionsöffnung zu entfernen. Genau hier lag das Zentrum für die Beeinflussung der Öffentlichkeit. In diesem Teil des Zentralcomputers wurde die Anzahl der zu einer bestimmten Zeit auf ein bestimmtes Programm eingestellten Videogeräte registriert. Dieser Vorgang war äußerst wichtig, denn der beste Weg, die Öffentlichkeit über das Fernsehen zu erreichen, war, sie über das Programm anzusprechen, das sie am liebsten sahen.
    Seph hatte eine kleine schwarze Schachtel in der Hand. Auf einen Berührungsimpuls hin sprang sie auf und gab den Blick auf zwei Hälften frei. Die eine war leer; in der anderen befand sich eine winzige, onyxfarbene Kugel. Seph hatte Wochen dazu gebraucht, sie zu

Weitere Kostenlose Bücher