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Land aus Feuer und Wasser

Land aus Feuer und Wasser

Titel: Land aus Feuer und Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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der Südsee annektieren, dessen genaue Ortsbestimmung er uns funkt. Gut! Den Gefallen könnten wir ihm schließlich tun, obwohl das Eiland als Stützpunkt für eine der neuen Linien kaum in Betracht kommt. Aber ich habe die Insel auf keiner unserer Seekarten entdecken können …« »So, so, Herr Reute? Die Insel ist nicht eingetragen?« »Nein, Herr Minister. Ich habe unser gesamtes Kartenmaterial daraufhin durchgesehen. Weder auf deutschen noch auf englischen oder amerikanischen Karten ist die Insel zu finden. Wenn der Funkspruch nicht von Professor Eggerth käme, würde ich das Ganze für einen üblen Scherz halten und das Radiogramm einfach zu den Akten schreiben lassen.«
    »Eigenartig, Herr Reute, mehr als eigenartig ist das.« Minister Schröter sagte es nachdenklich, schwieg eine kurze Zeit und sprach dann langsam weiter: »Eine Irreführung ist bei Professor Eggerth ausgeschlossen. Wenn er uns eine genaue Ortsbestimmung angibt, dann ist die Insel auch an dieser Stelle vorhanden. Daß sie nicht in den Karten eingetragen ist, könnte vielleicht den Grund haben, daß sie erst vor kurzem aus der See aufgetaucht ist.«
    Zögernd stimmte ihm Ministerialdirektor Reute bei. »Das wäre in der Tat eine Möglichkeit, Herr Minister. Aber die andere Frage bleibt dabei immer noch ungelöst. Warum denn um alles in der Welt verlangt der Professor, daß wir unsere Annexionserklärung fünf Tage vordatieren sollen. Das bleibt mir unverständlich.«
    »Offen gesagt, mir auch, Herr Reute – und trotzdem muß ich immer wieder sagen: Ohne einen bestimmten Grund und Zweck unternimmt Professor Eggerth nichts. Wir müssen zu einem Entschluß kommen. Wie sollen wir in der Angelegenheit vorgehen?«
    »Vielleicht doch erst noch einmal rückfragen, Herr Minister?«
    »Hat keinen Zweck, Herr Reute. Es würde die Sache nur unnötig aufhalten. Ich bin dafür, sofort die erforderlichen Instruktionen an unsere diplomatischen Vertreter im Ausland entwerfen zu lassen und den in der Südsee interessierten Mächten die Besitznahme der Insel so zu notifizieren, wie Professor Eggerth es wünscht. Mögen sich die anderen nachher auch mal die Köpfe zerbrechen, wenn sie die Insel auf ihren Karten nicht finden können. Auf allerlei Rückfragen müssen wir natürlich gefaßt sein, aber das darf uns die Laune nicht verderben.«
    Ministerialdirektor Reute erhob sich mit einer kurzen Verbeugung. »Ich werde die Schriftstücke aufsetzen lassen, Herr Minister.«
    »Ich bitte darum, Herr Reute. Es wäre mir erwünscht, wenn die Noten an unsere ausländischen Missionen noch im Laufe des heutigen Nachmittags hinausgehen könnten.«
    »Wie Sie wünschen, Herr Minister.« Ministerialdirektor Reute verließ den Raum, um alles Erforderliche zu veranlassen.
    In den nächsten Tagen spielten sich die Dinge genauso ab, wie Professor Eggerth und Minister Schröter sich ihren Verlauf vorgestellt hatten. Mißtrauen und Verwunderung zunächst einmal bei den fremden Kabinetten; dann ein Zu-Rateziehen von Karten und Atlanten, um festzustellen, ob die überraschende Neuerwerbung Deutschlands nicht mit älteren Interessen kollidiere, und dann erneutes Staunen, weil diese Insel einfach auf keiner Karte vorhanden war.
    Nicht ohne Bedauern stellte man in England und Frankreich diesen Umstand fest, denn er nahm den Regierungen die Möglichkeit, ältere Rechte ins Feld zu führen. In gewundener Diplomatensprache bestätigte man den Empfang der Note, ohne sich auf eine endgültige Stellungnahme festzulegen.
    Etwas anders verliefen die Dinge in USA. Auch dort war man im Außenamt zunächst reichlich verwundert, weil die Insel sich auf den amerikanischen Karten ebensowenig finden ließ wie auf denen der anderen Nationen. Noch erinnerte sich ein erfindungsreicher Legationsrat des Umstandes, daß das Carnegie-Institut vor etwa drei Monaten eine Expedition in diesen Teil der Südsee entsandt hatte und wandte sich an das Institut um Auskunft.
    Die Antwort war verblüffend. Das Institut bestätigte das tatsächliche Vorhandensein jener Insel, die bereits sagenhaft zu werden drohte, aber es gab darüber hinaus auch noch eine Schilderung ihres vulkanischen Charakters, der ihren Wert mehr als zweifelhaft machte. Wenn man den Berichten der Expeditionsmitglieder Glauben schenken konnte, so war die Insel bei jenem Ausbruch, der die Expedition zur schleunigen Flucht zwang, bis in ihre Grundfesten erschüttert und zu einem erheblichen Teil zerstört worden. Der Umstand, daß drei Mitglieder

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