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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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bestätigte Alwys nickend und sandte Yvolar einen bedeutungsvollen Blick. »Aber auch dann, wenn gute Freunde unserer Hilfe bedürfen und uns rufen.«
    »Das meinte ich, als ich sagte, wir müssten uns ans südliche Ufer des Búrin Mar begeben«, fügte Yvolar erklärend hinzu, »und dass alles andere bei den Zwergen liege.«
    Alphart nickte. All das schien tatsächlich Sinn zu ergeben – wenn auch auf eine ziemlich schräge Art und Weise…
    »Du hast das alles vorausgesehen, nicht wahr?«, fragte er den Druiden. »Du hast gewusst, dass all das geschehen würde.«
    »Ich habe es geahnt«, räumte Yvolar ein. »Ich war dabei, als Muortis die Welt in Kälte stürzte, und ich habe mir geschworen, dass es nicht noch einmal geschehen soll. Deshalb habe ich gewisse… Vorkehrungen getroffen.«
    »Und was ist mit dem Knaben?«, fragte Alphart. »Weiß er um seine Herkunft? Kennt er seine Bestimmung?«
    Wieder tauschten der Druide und der Zwergenkönig einen langen Blick. »Noch nicht«, gestand Yvolar dann, »aber noch heute wird er davon erfahren…«

 
    33
     
     
     
    Erwyn war unruhig. Bereits seit einem Tag hielten sich die Fremden, die von jenseits des Búrin Mar gekommen waren, in der Zwergenfeste auf, aber noch immer hatte man kein Wort darüber verlauten lassen, wer sie waren und was sie in Glondwarac wollten.
    Natürlich hatte Erwyn Fragen gestellt, jedoch als Antwort nicht mehr als vage Andeutungen erhalten. Entweder wussten auch die Zwerge nicht, wer die Fremden waren, oder sie verschwiegen es ihm, was den Jungen nur noch neugieriger machte.
    Begierig darauf, etwas über die Menschen zu erfahren, schlich er in den Gängen von Glondwarac umher und schwänzte sogar die Gildenschule. Doch das Meiste, was man ihn dort zusammen mit jungen Zwergen lehrte, interessierte ihn ohnehin nicht. Erwyn lag nichts an Edelsteinen und Geschmeide, es war ihm auch ziemlich egal, wie man eine Goldader fand oder einen Stollen grub, und auch für Bergbau und Steinmetzarbeit konnte er sich nur sehr bedingt begeistern. Sein Interesse galt der Dichtung und der Musik, den leichten Dingen des Lebens. Mit Verzückung lauschte er den Hofdichtern, wenn sie von der Zeit der Altvorderen sangen, und sein junges Herz sprang vor Freude, wenn Zwergenmusikanten auf ihren Alphörnern bliesen; ihr getragener Klang weckte in ihm eine unbestimmte Sehnsucht, eine Ahnung von etwas, das längst vergangen war und mit dem er sich dennoch verbunden fühlte.
    Die Zwerge hatten ihn als einen der Ihren angenommen, nachdem seine Mutter aus Gram über den Tod seines Vaters gestorben war, und sein Ziehvater Urys hatte ihn aufgezogen, als wäre Erwyn sein eigener Sohn. Dennoch fühlte er, dass er nicht zu den Zwergen gehörte – und dieses Gefühl wurde stärker, je älter er wurde. Das Verlangen, die engen Gänge und Stollen Glondwaracs zu verlassen und in die Welt zu ziehen, erfüllte ihn, und er war begierig auf jede Nachricht, die von draußen in die Festung drang – zum größten Unverständnis der Zwerge, die am liebsten in Abgeschiedenheit lebten und für sich blieben. Vielleicht, so argwöhnte er, wollten sie deshalb nicht, dass er mit den Fremden zusammentraf. Vielleicht ahnten sie seine geheimen Wünsche und Sehnsüchte und fürchteten, dass er sich den Menschen anschloss und das Zwergenreich verließ. Dabei liebte Erwyn seinen Ziehvater Urys, und es wäre ihm alles andere als leichtgefallen, Glondwarac den Rücken zu kehren.
    Und dennoch – da war diese ungestillte Sehnsucht…
    Nachdem er eine Weile in den Gängen der Festung herumgelungert hatte, kehrte Erwyn zurück in seine Kammer. Er kauerte sich auf sein weiches Lager und schlug die Saiten der Laute, die Halfys, der oberste Hofmusikant des Zwergenkönigs, ihm geschenkt hatte.
    Die Töne, die er ihr entlockte, waren voller Wehmut. Leise sang er ein Lied, das Halfys ihn gelehrt hatte. Es war hintersinnig wie alle Lieder, die die Zwerge sangen, und vielleicht hatte Erwyn deshalb das Gefühl, dass es zu seiner Lage passte:
     
    Zu Glondwarac im Zwergenzwing,
    da sitzt der alte König.
    Er starrt trübselig vor sich hin,
    denn Freude hat er wenig.
    Die Seinen haben ihn verlassen
    vor langen Zeiten schon.
    Zurück ist er allein geblieben,
    das hat er nun davon.
    Gegraben hat er viel zu tief
    in Berges Fundament,
    geweckt hat er aus tiefem Schlaf
    was keinen Namen kennt.
    Das Unheil, dunkel, tief verborgen,
    lag in ewiger Nacht.
    Des Königs Gier, so merket wohl,
    hat es ans Licht gebracht.
    So

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