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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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war, ergriff Dóloan das Banner Iónadors und führte das Heer zum Sieg, wofür man ihn später zum Fürstregenten ausrief. Sein Geist und sein Beispiel wirken bis zum heutigen Tag in diesem Mauern fort – oder sollte ich mich irren?«
    »Nein, Herr, Ihr irrt Euch nicht«, beeilte sich der Marschall zu versichern. »Natürlich habt Ihr recht…«
    »Außerdem«, rief Klaigon und griff nach einem großen Zweihandschwert, dessen Klinge gezackt war wie das Blatt einer Säge, »war das Heer Iónadors damals nicht ausgerüstet mit Waffen wie diesen, die jedes Feindes Helm und Harnisch zu durchdringen vermögen. Hörst du, was ich sage?«
    Die Augen des Fürstregenten leuchteten fiebrig, während er Barand herausfordernd anstarrte. Einen Moment lang beschlich den jungen Marschall ein ungutes Gefühl, aber er schüttelte es von sich. Er war ein treuer Diener Iónadors, und es stand ihm nicht zu, den Fürstregenten infrage zu stellen.
    »Gewiss, Herr«, sagte er und verbeugte sich – nicht ahnend, dass längst andere, dunkle Mächte die Entscheidungsgewalt im Túrin Mar innehatten…

 
    30
     
     
     
    Der Morgen brachte dichten Nebel, der bis tief in die Gassen von Seestadt drang. Er fand die Gefährten bereits reisefertig am Steg versammelt, obwohl die Musik und das Gelächter der Feiernden erst spät in der Nacht verklungen waren.
    »Und ihr wollt wirklich nicht warten, bis sich der Nebel wieder gelichtet hat?«, erkundigte sich Bürgermeister Gaétan sorgenvoll.
    »Ich wünschte, wir könnten«, antwortete Yvolar. »Aber wir haben es eilig; unsere Aufgabe duldet keinen weiteren Aufschub.«
    »Dann seht euch vor, Freunde«, beschwor sie Gaétan und schaute dann zu, wie der Druide und seine beiden Begleiter in den Nachen stiegen, in dem bereits vier Fischer aus Seestadt saßen. Die vier ergriffen die Paddel, und Yvolar selbst übernahm das Ruder.
    Außer dem Bürgermeister waren nur wenige Seestädter erschienen, um sich von den Besuchern zu verabschieden; die meisten Bewohner der Stadt schliefen nach dem langen und ausgiebigen Fest tief und fest. Es war Toisac – jener Tag, der dem Schöpfergeist vorbehalten war und an dem man ruhen sollte. Und es war auch jener Tag der Woche, an dem Alored Tangfischer und die anderen jungen Männer spurlos verschwunden waren…
    Es war kalt an diesem Morgen. Selbst am See, wo das Wetter milder war und weniger rau als in den Bergen, konnte man den nahen Winter spüren. Alphart hatte sich ein Bärenfell um die Schultern geschlungen, und Leffel Gilg trug einen bunten Mantel aus Wolle, den ihm die Kinder von Seestadt geschenkt hatten.
    »Wie wollt ihr euch bei diesem Nebel nur zurechtfinden?«, fragte Gaétan bekümmert.
    »Keine Sorge«, erwiderte Yvolar lächelnd, während die Ruderer den Nachen bereits vom Steg abstießen, »ich kenne Mittel und Wege.«
    »Gebt auf euch Acht, meine Freunde«, gab Gaétan ihnen mit auf den Weg. »Möget ihr wohlbehalten das andere Ufer erreichen. Und möge die Kraft des Schöpfergeists euch behüten.«
    »Euch ebenso!«, rief der Druide, während die Fischer den Nachen mit kräftigen Ruderschlägen auf das grünlich schimmernde Wasser hinaustrieben, dem Südufer entgegen.
    Als Leffel nur wenige Herzschläge später über die Schulter blickte, konnte er noch verschwommen die Häuser von Seestadt und die gedrungene Gestalt des Bürgermeisters ausmachen, der vorn am Steg stand und zum Abschied winkte. Der Gilg hob die Hand und erwiderte den Gruß – im nächsten Moment jedoch hatte der dichte Nebel Gaétan verschluckt. Schlagartig war das Boot rings von milchigem Weiß umgeben, und das Plätschern des Wassers und das Knarren der Ruderer hörten sich plötzlich dumpf und unheimlich an.
    »Der Seestädter hat recht, Druide«, sagte Alphart, der den Morgen über kaum ein Wort gesprochen hatte. Auch seine Stimme klang im Nebel fremd und eigenartig. »Wie willst du dich zurechtfinden, da wir doch weder die Sonne noch das Ufer sehen können?«
    »Ich will es dir verraten, Wildfänger«, entgegnete Yvolar schmunzelnd, und aus den Falten seines weißen Gewandes zog er einen eigentümlichen Gegenstand hervor. Es war ein kleiner Pfeil aus Metall, der waagrecht an einer kurzen Schnur aus Leder baumelte.
    »Was ist das?«, fragte Leffel neugierig.
    »Ein Pfeil, der uns den Weg weisen wird«, gab Yvolar zur Antwort. »Ein ganz besonderer Pfeil, denn er hat die Eigenschaft, stets nach Norden zu weisen.«
    »Selbst im Nebel?«, fragte Alphart skeptisch. »Wie kann das

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