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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Bewacht wurde es nur nachlässig – Galfyn zählte vier Posten auf dem Wehrgang und weitere vier am Boden. Aber unmittelbar hinter dem großen Torhaus, das zu beiden Seiten von mächtigen Türmen gesäumt wurde, hatte eine Horde Erle inmitten der Hauptstraße einen Scheiterhaufen errichtet und in Brand gesetzt, um den sie kreischend tanzten. Sobald um das Tor gekämpft wurde, würden die Unholde es mitbekommen, und dann würden die Waldkrieger es nicht mehr mit acht, sondern mit dreißig, vierzig Feinden zu tun bekommen, die allesamt rasend waren vor Trunkenheit und Blutdurst. Dennoch – einen anderen Weg gab es nicht.
    »Also los!«, knurrte Galfyn verwegen und hob seine Klinge. »Zeigen wir diesen missratenen Bastarden, wie Fynrads Söhne zu kämpfen verstehen!«
    Dann gab er das Zeichen zum Angriff.

 
    37
     
     
     
    Beim ersten Zeichen des neuen Tages, als von Osten her ein schwaches Leuchten durch den Nebel drang und sich anschickte, die Nacht zu vertreiben, setzten die Gefährten ihren Aufstieg fort.
    Ihr Frühstück bestand aus einer Ration Dörrfleisch, die jedoch so gering ausfiel, dass Leffel und Mux einen Gutteil ihrer Mahlzeit an Walkar abtraten – schließlich hatte der Bärengänger sie auf seinem Rücken den Berg heraufgetragen, und wie es aussah, würden sie sich auch weiterhin auf ihn verlassen müssen.
    Das Wetter hatte sich nicht verändert. Im Gegenteil, der Wind schien noch grimmiger zu wehen als tags zuvor, und so waren Leffel und Mux einmal mehr auf ihren starken Begleiter angewiesen.
    Gleichmütig trug sie der Bär den steilen Hang hinauf, stemmte sich mit urwüchsiger Kraft gegen Wind und Schnee. Je weiter es hinaufging und je steiler es wurde, desto langsamer kam er voran, aber er gab nicht auf und kämpfte sich weiter vorwärts, Stück für Stück. Der Tritt seiner Tatzen knirschte im Firn, und immer wieder gab es im Eis gefährliche Spalten, vor denen seine Instinkte ihn jedoch warnten. Mit katzenhafter Gewandtheit pflegte er über sie hinwegzusetzen – nicht ohne seine beiden Reiter vorher zu ermahnen, sich festzuhalten. So ging es immer weiter empor, dem Gipfel entgegen, der im Schneegestöber und Nebel niemals wirklich zu sehen war, sodass sich Leffel bereits fragte, ob er wirklich existierte.
    Überhaupt war dem Gilg eigenartig zumute an diesem Morgen.
    Nicht nur, weil sie sich auf feindlichem Territorium befanden und der ständigen Gefahr ausgesetzt waren, zu erfrieren oder abzustürzen; nicht nur, weil sie von ihren übrigen Gefährten getrennt waren und er sich um den entführten Erwyn sorgte; nicht nur, weil er wusste, wie viel von ihrer Mission, das Horn zu finden, abhing.
    Der Traum von vergangener Nacht ließ Leffel keine Ruhe.
    Immer wieder sah er das Haupt des Ungeheuers vor seinem inneren Auge auftauchen und starrte in dessen grässlichen Schlund. Der Traum war so echt, so lebhaft gewesen, dass Leffel sogar den Gestank von fauligem Fisch hatte riechen können, der das Monstrum begleitete. Aber was hatte der Traum zu bedeuten? Und was hatte Mux gemeint, als er von geheimem Wissen gesprochen hatte?
    Natürlich hatte Leffel versucht, den Kobling zur Rede zu stellen, aber Mux hatte so getan, als wüsste er keine Antwort. Zudem schien seine Lust zu reimen abzunehmen, je näher sie dem Ziel ihrer Reise kamen, was wohl an der Vergangenheit dieses Ortes lag und an der Aura, die ihn noch immer umgab. Leffel schauderte bei dem Gedanken, dass genau an diesen Hängen vor Unzeiten jene Schlacht geschlagen worden war, die in den alten Liedern besungen wurde und von der er in den Ruinen Damasias ein Bild gesehen hatte: jene dramatische Auseinandersetzung, bei der die Streiter des Lichts und der Finsternis aufeinandergetroffen waren und über das Schicksal der Welt entschieden worden war – endgültig, wie man angenommen hatte.
    Vorläufig, wie sich später herausgestellt hatte.
    Tausende von Jahren später stieg eine kleine Schar von Gefährten zum Gipfel empor, um das Erbe derer anzutreten, die einst dort gefochten und ihr Leben gelassen hatten und deren gefrorenes Blut noch immer im Eis und Boden steckte.
    Unwillkürlich blickte der Gilg von seinem schwankenden Sitz hinab. Schon viel weiter unten waren sie auf Reste des Mardaic gestoßen, des großen Ferners, den Muortis einst zu Tal getrieben hatte; in dieser Höhe jedoch war noch ungleich mehr davon zu sehen. Das zu Eis erstarrte Vermächtnis einer Zeit, an die die Menschen längst nicht mehr glaubten – was ein

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