Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen
sehr wohl. Unseren Zwist haben wir beendet und ein Bündnis geschlossen, aber wie geht es nun weiter? Sollen wir bleiben und abwarten, bis das Heer des Feindes sich nähert?«
»Nein«, widersprach Yvolar, »denn während ihr auf den Kampf wartet, würden Kälte und Hunger eure Männer zermürben. Nichts wäre gewonnen, und Klaigon hätte sein Ziel – wenn auch auf Umwegen – doch noch erreicht.«
»Was also sollen wir tun?«, wollte nun auch Galfyn wissen.
»In diesem Augenblick, während wir uns unterhalten, tobt im Süden bereits der Krieg um Allagáin«, antwortete der Druide, in Richtung der Berge deutend. »Die Invasion der Erle hat begonnen, und seinen ersten bedeutenden Sieg hat Muortis errungen, ohne auch nur einen einzigen Kämpfer dabei zu verlieren.«
»Was für einen Sieg?«
»Iónador«, eröffnete Yvolar gepresst.
»Was sagst du da?«, rief Barand unwirsch, während sich Unruhe unter seinen Rittern und Hauptleuten ausbreitete. »Das kann nicht sein!«
»Es ist die Wahrheit, mein Freund, glaube mir. Vom Rücken des Drachen aus sah ich die Kolonnen der Erle nach Nordwesten streben, der Goldenen Stadt entgegen.«
»Dann werden sie vor den Toren Iónadors ihr Schicksal finden«, war Barand überzeugt. »Die Mauern der Goldenen Stadt sind alt und mächtig und haben schon mehr Angriffen getrotzt als…«
»Mein Freund, du hast nicht richtig zugehört«, unterbrach Yvolar ihn sanft, aber bestimmt. »Ich habe nicht gesagt, dass der Feind vor den Toren Iónadors steht. Er hält die Goldene Stadt bereits besetzt.«
»Da-das ist nicht möglich!« Barand rang um Fassung. »Die Stadtwache und die Bürgerwehr…«
»Wie ich schon sagte: Es hat keinen Kampf gegeben. Iónador hat seinen Feinden bereitwillig die Pforten geöffnet und ihnen Zutritt gewährt. Das«, fügte Yvolar bitter hinzu, »war wohl ein weiterer Grund dafür, dass Klaigon dich und deine Ritter von Iónador fortschickte. Ihm war klar, dass ihr die Stadt niemals kampflos übergeben würdet.«
»Das ist wahr«, erwiderte Barand zähneknirschend. Sein Antlitz färbte sich purpurrot, während er die Fäuste so fest ballte, dass die Knöchel weiß hervortraten.
»Wenn es noch eines endgültigen Beweises dafür bedurfte, wem die Loyalität des Fürstregenten gehört, so haben wir ihn nun«, fuhr der Druide fort, »und es dürfte außer Frage stehen, wohin wir unsere Schritte als Nächstes lenken werden…«
»Nach Iónador«, knurrte Barand entschlossen. »Die Goldene Stadt muss den Klauen der Unholde entrissen werden.«
»Dann kommen wir mit euch«, verkündete Galfyn. »Das Waldvolk weiß aus leidvoller Erfahrung, wie schwer die Mauern der Goldenen Stadt zu bezwingen sind. Nur gemeinsam können wir erreichen, was meinen Ahnen verwehrt blieb.«
»I-ihr wollt uns helfen, Iónador zu befreien?«, fragte Barand voller Staunen.
»Iónador oder ein anderer Ort – darum geht es nicht mehr. Die Erle sind es, denen unsere Feindschaft gilt. Wo auch immer wir sie bekämpfen, ob mit unseren Klingen, unseren Pfeilen oder unseren Katapulten, soll es mir recht sein.«
»Mir auch«, stimmte Baras vom Bärenclan zu, und die übrigen Häuptlinge bekundeten lautstark ihre Unterstützung.
»Also ist es beschlossen.« Yvolar nickte. »Das vereinte Heer der Menschen lenkt seine Schritte nach Iónador. Vor den Toren der Goldenen Stadt wird sich unser aller Schicksal entscheiden.«
»Und nicht nur das unsere«, versprach Barand. »Mit diesem Verrat hat Klaigon sich selbst gerichtet. Er hat das Erbe von Jahrtausenden der Vernichtung preisgegeben.«
»Nicht er allein«, gab Fyrhack zu bedenken.
»Was meinst du damit?«
»Kaelor«, sagte der Drache nur, und seine Stimme bebte dabei vor mühsam zurückgehaltener Wut.
»Der Anführer der Erle erwähnte seinen Namen«, bestätigte Yvolar, »und inzwischen ist es Gewissheit: Dein alter Erzfeind ist noch am Leben. Im Flug über Iónador habe ich seine Präsenz deutlich gespürt.«
»So war meine Entscheidung, meine Höhle zu verlassen, also richtig«, schnaubte Fyrhack. »Mein Flehen wurde endlich erhört. Es ist mir vergönnt, jenem gegenüberzutreten, der so viele meines Volkes ruchlos gemordet hat. Nach so langer Zeit werde ich endlich meine Rache bekommen.«
»So wie ich die meine, Drache«, erwiderte Galfyn und hob sein Schwert, sodass sich das frühe Tageslicht darin brach. »Für das Leben und die Freiheit.«
»Für das Leben und die Freiheit«, bestätigte Barand und reckte ebenfalls die Klinge
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