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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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mal, war das?«, fragte Alphart erschrocken. Dass er sich nicht für die Rettung bedankte, nahm Yvolar ihm nicht übel. Er wusste, der Wildfänger würde jederzeit sein Leben riskieren, um das seinige zu retten.
    »Vielleicht eine andere Eisscholle«, antwortete er grimmig. »Vielleicht ein Fels am Grund des Flusses. Vielleicht aber auch etwas anderes.«
    »So? Und was?«
    Der Blick, mit dem Yvolar ihn bedachte, war so düster und unheilvoll, dass Alphart nicht weiterfragte. Stattdessen nahm er seine Klinge, rammte sie bis zum Heft ins Eis und benutzte sie als Griff, um sich daran festzuhalten. Ähnlich verfuhr Yvolar mit dem Druidenstab. Und sie taten beide gut daran. Denn schon kurz darauf verbreiterte sich der Fluss, und ihr Eisfloß legte an Fahrt noch einmal kräftig zu.
    Immer noch mehr Wasser aus verborgenen Quellen und Katarakten nährten den unterirdischen Strom, sodass er weiter anschwoll und das Floß mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die Dunkelheit schoss. Der Schein des Eschenstabes reichte nicht einmal mehr aus, um die eisigen Ufer des Flusses zu erreichen, und der Druide und der Jäger hatten keine Ahnung, wohin ihre Fahrt ging – bis aus der finsteren Ferne vor ihnen erneut ein Donnern und Tosen zu vernehmen war, das selbst das Rauschen des mächtigen Flusses noch übertönte.
    Ein weiterer Wasserfall – und die Eisscholle jagte geradewegs darauf zu!
    »Druide!«, schrie Alphart gegen den brausenden Lärm. »Hast du dir eigentlich schon Gedanken gemacht, wie wir von diesem Ding wieder heil herunterkommen?«
    »Auf diese Frage habe ich gewartet, lieber Freund«, entgegnete Yvolar mit freudlosem Lächeln. »Offen gestanden – nein.«
    »Verdammter alter…«
    Der Rest von Alpharts Beschimpfung ging in dem wütenden Tosen unter, auf das die Eisscholle zuschoss. Einen Augenblick erwog der Jäger, von Bord zu springen, aber das mörderisch kalte Wasser versprach keine Rettung, und im nächsten Moment war es ohnehin zu spät dafür.
    Umgeben von Dunkelheit, eisigem Nebel und donnerndem Getöse kippte ihr improvisiertes Gefährt und sauste in die Tiefe.
    Der Wildfänger stieß einen entsetzten Schrei aus, weil es ihm vorkam, als würde er in eine unergründliche Kluft stürzen, aber der freie Fall währte nur einen Lidschlag lang.
    Im nächsten Moment traf das Eisfloß inmitten schäumender Gischt im Wasser auf. Alphart klammerte sich an seiner im Eis steckenden Klinge fest, und mit einem raschen Blick überzeugte er sich davon, dass auch der Druide nicht über Bord gegangen war. Da dessen Stab, an dem sich Yvolar festhielt, noch immer glühte, konnte ihn Alphart gut erkennen. Es war, als wäre der Druide selbst von einem hellen Leuchten umgeben, umrahmt von tiefster Dunkelheit.
    Von sanfter Strömung erfasst, trieb das Eisfloß weg von dem Katarakt, der in der Dunkelheit zurückfiel.
    Alphart konnte sein Glück kaum fassen. »D-das war unglaublich«, stammelte er, seiner sonst so gleichmütigen Natur zum Trotz. »Ich dachte, wir würden sterben.«
    »Das dachte ich auch«, entgegnete Yvolar, und es war nicht festzustellen, ob der Druide es ernst meinte oder nicht.
    Gehetzt blickte sich Alphart um. Obwohl er nichts sah, glaubte er, dass der Fluss in einen unterirdischen See mündete, der ein Teil des Grundmeers sein mochte. Bald lag die Wasserfläche spiegelglatt vor ihnen. Doch die Ausmaße des unterirdischen Sees waren nicht einmal zu erahnen.
    Die beiden Gefährten hatten noch nicht ganz aufgeatmet, als die Scholle plötzlich gegen ein Hindernis stieß und zu einem jähen Halt kam.
    Eis…
    »Wahrscheinlich bedeckt es bereits einen Großteil des Sees«, vermutete Yvolar und stocherte mit dem Stab herum, um die Tragfähigkeit des eisigen Ufers zu prüfen. »Ich denke, hier endet unsere Fahrt.«
    »Das denke ich auch«, murrte Alphart, zog seine Klinge aus dem Eis und steckte sie wieder ein, dann griff er zu Pfeil und Bogen auf seinem Rücken, auf dem er auch seine Streitaxt geschnallt trug. Zwar bezweifelte er, dass eiserne Pfeilspitzen die rechte Bewaffnung waren, um es mit dem Herrn des Eises aufzunehmen, aber den Bogen in der Hand und den Zug der Sehne zu spüren gab ihm dennoch ein Gefühl von Sicherheit, auch wenn dies trügerisch sein mochte.
    Sie verließen die Scholle und betraten das Eisufer, das unter ihren Füßen leise knirschte, sie jedoch ohne Weiteres trug.
    »Wohin?«, wollte Alphart wissen.
    Der Druide schloss für einen kurzen Moment die Augen und schien sich zu konzentrieren.

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