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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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mir nichts gesagt.«
    »Dann hättest du mich nicht mitgenommen«, gab er zurück.
    »Wir sitzen in der Falle«, flüsterte sie. »Ich will doch einfach nur glücklich sein, William. Ich möchte mit dir zusammen sein, und ich will nicht, dass irgendwer sterben muss, aber das ist nicht drin.«
    Er griff nach ihrer Schulter, schob sie von sich, damit er ihr ins Gesicht schauen konnte. Seine Augen blickten gehetzt. »Verbrenn das Journal, Cerise. Hör auf mich, verdammt noch mal!«
    »Zu spät«, erklärte sie ihm. »Ich weiß, es ist zu spät. Die Hand wird uns holen kommen, wenn nicht jetzt, dann in einer Woche oder in einem Monat. Du hast es doch selbst gesagt: Sie können es sich gar nicht leisten, uns am Leben zu lassen. Und selbst wenn. Sobald sie die Kiste benutzen, bedeutet das mehr als nur Krieg. Es ist das Ende der Welt im Weird, weil sie diese Kreaturen zwar erschaffen, sie anschließend aber nicht beherrschen können.«
    »Lass mich das klären«, sagte er ihr.
    »Du allein gegen zwanzig Agenten? Bist du noch ganz bei Trost?« Sie wischte sich mit dem Ärmel die Tränen ab. »Wenn ich dir damit käme, würdest du einen Anfall bekommen. Uns bleibt nichts anderes übrig.«
    Er drückte sie, seine Hände strichen über ihr Haar. So standen sie lange zusammen. Schließlich regte sie sich. »Ich muss jetzt zurück. Nichts wird gut, oder?«
    »Nein.«
    »Das dachte ich mir schon«, sagte sie. Dann drehte sie sich um und ging zurück in die Bibliothek.
    Drinnen erwarteten sie die bekannten Gesichter: Tante Pete, Tante Murid, Ignata, Kaldar. Großmutter Az saß im Winkel und ließ sie die Familie in den Abgrund führen. Cerise setzte sich an den Tisch und verschränkte die Finger ineinander. Große Götter, wie sehr hätte sie sich jetzt Hilfe gewünscht. Aber der Mensch im Himmel, den sie sonst immer um Rat fragte, lief anscheinend in den Wäldern herum und tötete, was ihm in die Quere kam.
    Ihr Großvater hatte ihre Großmutter ermordet. Wenn sie noch länger darüber nachdachte, würde sie sich noch die Haare ausreißen.
    Richard war auch fort, um Dampf abzulassen.
    Wem mache ich eigentlich was vor ?, fragte sie sich. Für Richard würde nichts wieder gut werden. Und das galt für jeden von ihnen.
    »Es muss Drowned Dog Puddle sein«, sagte sie. Dort sammelten sie jedes Jahr die Beeren für ihren Wein. Das war immer eine große Familienschau: Die Kinder pflückten Beeren, die Frauen säuberten sie, die Männer klönten … »Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
    Murid nickte. »Keine. Vernard kannte ja sonst nichts.«
    Die Frage musste gestellt werden, also stellte sie sie. »Was tun wir jetzt?«
    »Was sollen wir denn tun?« Murids klarer Blick traf sie, stützte sie wie eine Krücke. »Du trägst die Verantwortung. Du führst, wir folgen dir.«
    Niemand widersprach ihr. Cerise hatte eigentlich damit gerechnet. »Wir müssen die Kiste zerstören.«
    »Oder gehen dabei drauf«, sagte Kaldar.
    Tante Pete schüttelte den Kopf. »Wir haben alle von Vernards Wissen profitiert, seine Bücher studiert, von ihm gelernt, mit ihm Wein hergestellt. Er war einer von uns.«
    Cerise sah Kaldar an. »Kaldar?«
    »Sie haben recht«, antwortete er. »Ich hasse es, aber wir müssen kämpfen. Das ist Sache der Mars. Unser Land, unser Krieg, und es ist erst vorbei, wenn wir diese Freaks aus unserem Sumpf verjagt haben.« Er hielt inne und blickte mürrisch drein, an seinen Mundwinkeln brachen tiefe Furchen auf. »Und ich bin froh, dass der Blaublütige hier ist. Ist mir egal, ob er ein Gestaltwandler ist. Der Bursche kämpft wie der Teufel.«
    Jetzt gab es keinen Ausweg mehr für sie. Cerise wandte sich ihrer Großmutter zu und ging neben ihr in die Knie. Ein altes Wort entschlüpfte ihr, eines, das sie als Kind benutzt hatte.
    »Meemaw …«
    Großmutter Az seufzte leise und legte Cerise ihre Hand aufs Haar. »Manche Dinge sollten getan werden, und manche Dinge müssen getan werden. Wir kennen alle den Unterschied.«
    Murid schob ihren Stuhl zurück. »Damit ist wohl alles gesagt.«
    Cerise sah sie gehen, und ein elendes Schuldgefühl nagte an ihr. Langsam stieg Übelkeit aus ihrer Magengrube auf. Sie hatte das letzte Abendmahl vor der großen Schlacht satt. Hatte es satt, die Gesichter zu zählen und erraten zu wollen, wie viele sie noch verlieren würde.
    Ein harter, schwerer Brocken Schmerz lastete auf ihrer Brust, den sie nun wegzuscheuern versuchte.
    Die Finger ihrer Großmutter fuhren ihr durchs Haar. »Armes Kind«,

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