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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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sehe, gehörte dieses Schildkrötending zur Hand.«
    Er nickte.
    Nun mach schon, Lord Bill, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen . Sie probierte es noch mal. »Und was war mit der Fledermaus? Als wir dran vorbeikamen, sah sie aus, als wäre sie schon eine Weile tot. Schon bevor Sie sie mit dem Messer aufgespießt haben, hatte sie ein Loch in der Seite, durch das man die Eingeweide sehen konnte. Und sie stank wie Aas.«
    Wieder nickte er.
    Vielleicht ging sie zu behutsam vor. »Erzählen Sie mir von der Hand. Bitte.«
    »Keine Fragen. Ihre Regel. Wissen Sie noch?« William spießte mit der Gabel ein Stück Fleisch auf und kaute schnell. Er aß rasch – sie hatte kaum die Hälfte aufgegessen, während er schon beinahe fertig war.
    »Ich bin zu einem Tauschhandel bereit.«
    William warf ihr über den Schüsselrand einen Blick zu. »Antwort gegen Antwort?«
    »Ja.«
    »Und Sie antworten ehrlich?«
    Cerise schenkte ihm ihr aufrichtigstes Lächeln. Sie hatte zwei Geschichten in petto, je nachdem, welcher Seite er sich zuneigte. »Selbstverständlich.«
    Er lachte kurz und bellend auf. »Sie sind aus dem Edge. Das heißt, Sie lügen, rauben mich im Schlaf aus und lassen mich nackt im Sumpf liegen, wenn Sie meinen, dass Ihnen das was bringt.«
    Schlau, der Bastard. »Hatten Sie nicht gesagt, Sie sind zum ersten Mal im Edge?«
    »Und jetzt versuchen Sie, mir die erste Frage unterzujubeln. Sie denken wohl, ich bin gestern erst vom Baum gefallen.«
    Falls das stimmte, war er verdammt schnell groß geworden. »Mein Wort drauf.«
    Er verschluckte sich am Eintopf, hustete, warf den Kopf zurück und lachte.
    Ganz schön vergnügt für einen Blaublütigen. Cerise verdrehte die Augen und versuchte alles, um sich ihrerseits das Lachen zu verkneifen. »Oh, bitte.«
    William deutete mit dem Löffel himmelwärts. »Schwören Sie.«
    Sie wölbte die Augenbrauen. »Woher wollen Sie wissen, dass meine Großeltern sauer sind, wenn ich lüge?«
    »Woher wollen Sie wissen, dass sie’s nicht sind?«
    Auch wieder wahr. Also hob sie die Augen zur Decke. »Ich verspreche, nicht zu mogeln.«
    William lehnte sich zurück, betrachtete sie aus halb geschlossenen Augen. »Sie wollen was über die Fledermaus wissen?«
    »Für den Anfang.«
    »Man nennt sie Deader. Ich bin aus Adrianglia. Wie ich schon sagte, verstärken wir unsere Magie nur mit Gadgets und Spielzeug. Manche benutzen Implantate, andere setzen auf militärische Magieverstärker. Louisiana hat einen anderen Weg eingeschlagen. Dort unterzieht man sich permanenten, irreparablen Modifikationen des Körpers, die einen in einen Freak verwandeln. Einigen wachsen Tentakeln aus dem Hintern. Andere speien vergiftete Widerhaken. Soweit ich weiß, ist die Scheiße, die man da mit dem eigenen Körper anstellt, in anderen Ländern verboten. Der Fährtenleser, den Sie auf dem Fluss gesehen haben, ist nicht so auf die Welt gekommen. Und dem Fallensteller sind seine Knochenplatten auch nicht von alleine gewachsen. Die sind vorher irgendwo ausgeheckt worden.«
    Der gepanzerte Freak war fies, aber der Spurensucher beunruhigte sie wirklich. Irgendetwas an seinen wimmelnden Tentakeln weckte einen uralten, tief sitzenden Abscheu in ihr. Sie würde diesen Anblick wohl nie wieder loswerden, und sie brannte darauf, es ihm heimzuzahlen. »Früher oder später mache ich den Spurensucher kalt.«
    »Stellen Sie sich hinten an.«
    Sie verzogen beide das Gesicht.
    »Die Hand setzt eine Art Nekromant ein. Den Scoutmaster«, fuhr William fort. »Sie sagten, Ihr Vetter ist ein Nekromant. Was wissen Sie über natürliche Nekromanten?«
    Sie nahmen einem die Lieblingspuppe weg, rissen ihr den Kopf ab, stopften einen toten Vogel rein und ließen sie in der Gegend herumlaufen. Und kapierten nicht, warum man stinksauer war. »Mehr, als mir lieb ist.«
    »Nun, dieser Nekromant ist etwas völlig anderes. Der Scoutmaster stößt Stücke von sich selbst ab, steckt sie in Leichen und verwandelt sie damit in Deader.«
    Puh. »Sie nehmen mich auf den Arm, was?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Deader werden ein Teil von ihm. Er sieht, was sie sehen. Dann sucht er sich eine schöne Stelle, holt sie dorthin und wartet auf ihren Bericht.«
    »Das ist ja unfassbar eklig.«
    »Jetzt ich.« Er beugte sich vor und fixierte sie mit seinen Haselnussaugen. Ein seltsamer Blick, magnetisch und machtvoll, ohne etwas zu verraten. Seine Stimme blieb ruhig, kaum mehr als ein Flüstern, sodass Cerise sich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen.

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