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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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handelt es sich um die Überreste eines Agenten der Hand. Keine weiteren Leichenteile. Die Diebe sind also entkommen.«
    Kaldar nickte. »Allerdings. Irgendwo da draußen, in diesem ganzen Schlamassel, ist ein Hinweis versteckt, der mir verrät, wohin sie geflohen sind.«
    »Meine Männer könnten den Schutthaufen auseinandernehmen«, meinte Kaminski. »Darauf kann ich 16 Hilfssheriffs ansetzen. Wir könnten ein Suchmuster anwenden, im Schichtbetrieb durcharbeiten und bis morgen früh jedes Steinchen für Sie katalogisieren.«
    Kaldar grinste. »Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen, aber dazu haben wir keine Zeit.«
    Die beiden Männer blickten ihn an. Jetzt war es so weit.
    »Haben Sie mal eine Münze, Hilfssheriff?«, fragte Kaldar.
    Rodwell langte in seine Tasche und förderte eine Handvoll Kleingeld zutage. Kaldar pflückte die kleine Silberscheibe einer Halbkrone von der Handfläche des Mannes und hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger in die Höhe. Die kleine Silberscheibe reflektierte die hellen Strahlen der Morgensonne. »Ich setze eine Halbkrone, dass ich den entscheidenden Hinweis innerhalb der nächsten drei Minuten finde.«
    Rodwell warf einen Blick auf die Halbkrone und betrachtete dann wieder das Trümmerfeld. »Die Wette gilt.«
    Von der Münze zwischen Kaldars Fingern ging ein Magiefunken aus. Er durchfuhr ihn wie ein Blitz und weckte etwas, das tief in den Winkeln seines Seins, am Rande seines Bewusstseins verborgen gewesen war. Die seltsamen magischen Vorräte erwachten funkelnd zum Leben und gerannen zu einem dichten, wabernden Strom, der sich durch die Münze ergoss, durch seine Wirbelsäule, aufwärts in seinen Schädel und hinab in seine Beine und Fußsohlen. Der Strom spießte ihn auf, erfasste ihn, bis er zu zappeln anfing wie ein Fisch am Angelhaken. Das war seine spezielle Gabe. Wenn er jemanden fand, der mit ihm wettete, wendete die Magie das Blatt zu seinen Gunsten.
    Der Strom zerrte an ihm, Kaldar ließ sich von ihm treiben. Die Magie leitete ihn, bestimmte jeden seiner Schritte, dirigierte ihn über das löchrige Pflaster, über einen Haufen gesprungenen Marmor, zu einem Stoß gesplittertem Holz. Die Münze zog ihn weiter. Kaldar bückte sich. Etwas in einer Spalte unter einem verdrehten Stahlgebilde, das mal ein Teekocher gewesen war, glänzte in der Sonne. Er griff danach. Seine Fingerspitzen berührten Glas, und der Strom verebbte.
    Kaldar zog ein Taschentuch aus der Hose, wickelte es um seine Finger und pulte vorsichtig den gläsernen Gegenstand aus dem Schutt. Eine fünfzehn Zentimeter lange Glasröhre mit einem Kolben am Ende, der innen rußig schwarz verschmiert war. Wie wär’s damit?
    Er drehte sich um und trug seinen Fund zu den beiden Männern zurück.
    »Was ist das?«
    »Eine Ich-liebe-dich-Rose. Man bekommt diese Röhren in bestimmten Läden.« Namentlich an Tankstellen an der Peripherie der Ghettos im Broken. »Im Innern steckt meistens eine billige Kunstblume. Süchtige kaufen so was, füllen billige Drogen in den Glaskolben und rauchen die Röhre wie eine Pfeife.«
    Kaminski hob den Kopf. »Bringen Sie den Goleeyo !«
    Eine Blondine, die ihr Haar zu einem straffen Pferdeschwanz gebunden hatte, kam rasch mit einem Apparat aus leichter Bronze herbei, der von ferne an eine Taschenlampe erinnerte. Sie warf einen Blick auf die Pfeife, hakte ein ledernes Büchlein vom Gürtel, riss ein Blatt dünnes Papier heraus und blickte Kaldar an. »Halten Sie das, bitte, mal hoch.«
    Er hob die Crackpfeife. Die meisten Spielereien des Weird waren ihm unbekannt. So ein Ding hatte er noch nie gesehen.
    Die Blondine schaltete die Taschenlampe ein. Ein breiter, blassgrüner Lichtstrahl traf die Pfeife, hob dunkle Schlieren, Schmutzflecken und, auf dem Glaskolben, einen schönen, großen Fingerabdruck hervor. Die Frau schob das Blatt Papier zwischen das Licht und den Fingerabdruck, hielt dabei zwei Zentimeter Abstand zum Glas und drückte noch mal den Schalter ihrer Taschenlampe. Das Gerät surrte, das Hinterteil tat sich auf, die Metallverschalung hob sich und ließ das Innenleben erkennen, eine Reihe kleiner, mit winzigen Edelsteinen besetzter Zahnräder, die sich drehten, die Taschenlampe begann laut und maßvoll rhythmisch zu klicken. Mit jedem Klicken wurde das Licht dunkler und blauer. Dann leuchtete der Lichtstrahl tiefblau auf und erlosch schließlich. Die Blondine gab Kaldar das Blatt Papier. Genau in der Mitte prangte der Fingerabdruck.
    Er bedachte sie mit einem betörenden

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