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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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gewesen war.
    Jack seufzte. Die Leute hatten auf George herumgehackt, aber er hatte ihn immer in Schutz genommen. Das war seine Aufgabe, dachte Jack. Er beschützte George und Rose. Er war ein Gestaltwandler. Ein Raubtier. Auch ohne Magie kräftiger und schneller als die meisten anderen Menschen im Broken.
    Dann kam Declan aus dem Weird. Groß, stark, in einer Rüstung und mit Schwertern bewaffnet, jagte er Häuser mit einem Blitz in die Luft, der die Durchschlagkraft von Weißem Licht hatte. Declan wollte Rose. Und er löste Jacks Problem, besiegte die Monster und schützte jedermann. Dann verliebte Rose sich in ihn, und schon zogen sie ins Weird um.
    Großmutter wollte nicht mit. Aber da sie jeden Sommer zu Besuch kam, ging das in Ordnung.
    Im Weird lebten Gestaltwandler nicht mit normalen Menschen zusammen. In der Regel gaben ihre Eltern sie in staatliche Obhut, und sie besuchten die Militärakademie Hawk’s. William hatte das auch getan. Er sagte, das sei wie im Gefängnis: keine Spielsachen, keine Bücher, nur sieben Garnituren Kleidung zum Wechseln, ein Handtuch, Zahnbürste und eine Haarbürste. Gestaltwandler lebten auf der Hawk’s in kleinen, sterilen Zimmern. Ein Leben für das Studium und permanenter Drill, damit aus ihnen perfekte Soldaten wurden. Jack hatte mal einen Artikel darüber gelesen – darin hieß es, dass Gestaltwandlerkinder nicht verstanden, wie normale Menschen miteinander umgingen. »Eine kontrollierte, reizarme Umgebung« bekam ihnen angeblich besser.
    Etwas Schlimmeres als Hawk’s gab es gar nicht. Jack fühlte eine seltsame Spannung im Rücken, die er sofort abzuschütteln versuchte. Rose und Declan hatten ihm versichert, dass sie ihn nie dorthin schicken würden. Doch je älter er wurde, desto mehr Mist baute er.
    Gestern Abend hatte Declan ihn sich zur Brust genommen und ihm erklärt, dass sie unmöglich so weitermachen konnten. Es musste sich dringend etwas ändern. Von der Hawk’s hatte er kein Wort gesagt, aber Jack verstand die Zwischentöne durchaus. Schließlich war er kein Kleinkind mehr.
    Seine einzige Hoffnung war William, Declans bester Freund. Wenn jemand Jack beistehen konnte, dann er.
    Er musste William klarmachen, wie die Sache stand, bevor es zu spät war.
    Williams Haus erhob sich in der Mitte einer großen, von Eschen und Eichen gesäumten Rasenfläche. Das Haus war groß, drei Stockwerke mit einem ausgebauten Dachstuhl aus Sandstein unter einem mit grünen Tonschindeln gedeckten Dach. An jeder Hausecke ein zweistöckiger Rundturm. Jeden der vier Türme umlief im zweiten Stock ein Balkon mit steinernem Geländer. Williams und Cerises Zweitwohnsitz war sogar noch größer. Ein Herrenhaus, so groß wie Declans und Roses Haus, das seine Besitzer jedoch nicht ausstehen konnten. Weil es dort einen größeren Swimmingpool gab, ließen sie sich trotzdem gelegentlich dort blicken.
    Jack kam unter den Bäumen hervor, überquerte den Rasen und blieb vor dem Torbogen stehen, damit William seine Witterung aufnehmen konnte. Eine Minute, zwei … das genügte.
    Er trat vor den Torbogen. Unter dem Druck seiner Fingerspitzen gab die Tür nach und gewährte ihm Zutritt zu dem dunklen, gemauerten Torhaus. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss, und er wurde vom Schlund der Finsternis verschlungen. Bis seine Augen sich daran gewöhnt hatten, ging Jack instinktiv in die Hocke.
    Während er, wie eine Eule blinzelnd, dastand, hätte William jeden Eindringling töten können. Jacks eigenes Haus, sollte er jemals eines besitzen, würde genauso ein Torhaus haben.
    Im spärlichen Licht registrierten Jacks Pupillen in Höhe der Fußknöchel eines ahnungslosen Angreifers einen Stolperdraht glänzen. Jack stieg darüber hinweg, ging weiter zur zweiten Tür und trat auf den Innenhof hinaus. Das helle Tageslicht überforderte seine Augen ein zweites Mal. Er blinzelte, bis er links einen blauen, von einem gepflasterten Weg umgebenen Swimmingpool erkannte. Rund um den Weg blühten in geschwungenen Rabatten Blumen und fingen mit ihren feinen gelben und blauen Blütenblättern das Sonnenlicht ein. In der Luft lag der Geruch eines Holzfeuers. Cerise kochte.
    Jack lief den Weg hinab hinters Haus zum Nebeneingang und in die große Küche. Den größten Teil des Raumes beanspruchte der riesige, massive Tisch. William fläzte sich auf der gegenüberliegenden Seite auf einen großen Stuhl, von dem aus er Cerise berühren konnte, die vor der steinernen Arbeitsplatte stand. Wie Declan war William groß, doch

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