Land der Sehnsucht (German Edition)
ringen.
Patrick ergriff die Hand seiner Frau. „Mademoiselle Girard, Ihre Großzügigkeit ist … überwältigend. In unser beider Namen und in Lillys Namen möchte ich mich für Ihre Freundlichkeit bedanken. Angesichts der hohen Kosten für die Operation hatten Hannah und ich uns damit abgefunden, dass wir überhaupt keine Wahl haben. Wir nahmen einfach an, dass Gott uns diese Entscheidung abgenommen hätte.“
„Und wir haben darum gerungen, damit unseren Frieden zu machen“, fügte Hannah leise hinzu.
Véronique wand sich innerlich, als sie Hannahs Bemerkung hörte. „Das tue ich sehr gern. Ich freue mich, dass ich in der Lage bin, Ihnen dieses Angebot zu machen.“
Patrick nahm Hannahs Hand zwischen seine beiden Hände. „Da wir jetzt wissen, was auf dem Spiel steht, Miss Girard, brauchen wir Zeit, um mit Lilly über alles zu sprechen und um zu entscheiden, was das Beste für sie ist.“
„Ja, das habe ich natürlich erwartet.“
Hannah drückte liebevoll Véroniques Arm. „Ihre Freundschaft zu unserer Tochter ist ein großes Geschenk, Véronique. Und jetzt auch noch das …“ Sie schüttelte den Kopf. „Es ist unglaublich. In den letzten Monaten hat Lilly sehr gekämpft, nicht nur körperlich, sondern auch damit, erwachsen zu werden. Ich weiß, dass sie Ihnen das anvertraut hat. Kinder können so grausam sein. Sie meinen es nicht so, aber ihre Neigung, Spaß zu haben, kann manchmal grausame Züge annehmen.“
Véronique erinnerte sich an den Tag, an dem sie gesehen hatte, wie die Jungen und Mädchen sich hinter Lillys Rücken über sie lustig gemacht hatten. „Ja, das kann sehr schmerzlich sein. Sowohl für Lilly als auch für die Menschen, die sie lieben.“
Hannah nickte und hatte erneut Tränen in den Augen.
Dr. Hadley stand auf und nahm seinen Hut. „Der Chirurg in Boston kann Lilly im Oktober operieren, aber er braucht Ihre Antwort spätestens in der ersten Juliwoche, damit er alles vorbereiten kann. Das ist in drei Wochen. Reicht Ihnen diese Zeit?“
Patrick nickte. „Gewiss.“
„Ich bin nicht sicher, ob Sie genug Zeit hatten, das Material, das ich Ihnen gestern Abend hierließ, durchzulesen.“ Dr. Hadley deutete auf einen großen Umschlag auf dem Tisch. „Es beschreibt, welche Schritte unternommen werden. Bei der Operation und danach und in der Genesungsphase. Es beschreibt mit deutlichen Worten, was zu erwarten ist, und welche Risiken damit verbunden sind. Falls Sie irgendwelche Fragen zum Inhalt dieser Papiere oder zu dem haben, worüber wir sprachen, können Sie jederzeit zu mir kommen.“
Sie verabschiedeten sich und Véronique war schon fast wieder in ihrem Hotelzimmer, als ihr bewusst wurde, woher ihre Unruhe kam. Sie hatte kein einziges Mal in Erwägung gezogen, dass es vielleicht nicht Gottes Plan war, Lilly zu heilen.
Auch jetzt, da der Chirurg in die Operation eingewilligt hatte und das Geld zur Verfügung stand, konnte sie sich nicht vorstellen, dass diese Umstände nicht zu Gottes Plan gehörten. Alles hatte sich so perfekt gefügt.
Während sie die Stufen zu ihrem Zimmer hochstieg, begriff sie, warum diese Möglichkeit sie so stark beunruhigte. Diese Erkenntnis war bittersüß. Wenn Gott diese Ereignisse zuließ, die Lilly die Operation ermöglichten, und es vielleicht doch nicht sein Wille war, was bedeutete das dann für Véroniques eigene Situation?
Würde Gott sie auf der Suche nach jemandem um die halbe Welt bringen, obwohl er wusste, dass sie ihn nie finden würde? Nur um sie zu jemandem zu führen, den sie sonst nie gefunden hätte?
Kapitel 38
„Diese kratzbürstige Mrs Hochstetler!“ Véronique warf einen finsteren Blick auf die Nachricht, die am Empfangspult des Hotels für sie lag. „Glaubt diese Frau mir nicht, dass ich meine Bestellung bezahle?“ Die Nachricht der Kolonialwarenladenbesitzerin verriet nicht, ob ihre Farben schon eingetroffen waren. Sie schrieb nur, dass Véronique ihr den Rest des Geldes schuldete.
Lillys Grinsen verriet, dass sie den Inhalt der Nachricht kannte, und in ihren veilchenblauen Augen lag ein Leuchten, das in den letzten Tagen nicht da gewesen war. „Soll ich ihr einen Bankwechsel von Ihnen bringen? Dann müssen Sie sie heute nicht sehen? Ich weiß, dass Mrs Hochstetler manchmal ein wenig kurz angebunden sein kann. Wenigstens bezeichnet es meine Mutter so.“
Véronique berührte die Hand des Mädchens. „Oh, Lilly, könntest du das wirklich für mich tun? Ich bin mit Jack im Mietstall verabredet. Er fährt mit
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