Land der wilden Sehnsucht
„Dann sind da noch Kerrie Henmann und Camilla Marsh. Alle drei rechnen sich eine Chance aus, aber Blaine ist seit dem Tod seines Vaters nicht mehr derselbe. Er hat Desmond verehrt und musste nach dem schrecklichen Unfall plötzlich seine Stelle einnehmen. Die Leitung einer Ranch ist eine schwere Aufgabe. Mark machte sich einfach aus dem Staub und bewies damit, wie er wirklich war.“
„Jetzt ruht er in Frieden“, sagte Sienna, die ihren Eindruck von Mark vollauf bestätigt fand. „Dieses KAPITEL Ihres Lebens ist abgeschlossen.“
„Hoffentlich“, seufzte Joanne. „Ich habe Mark verachtet, als er einfach verschwunden ist, doch wer hätte ihm dieses Ende gewünscht?“
„Niemand“, versicherte Sienna. „Es war ein rätselhafter Unfall.“
„Genauso wie bei seinem Vater …“ Joanne schwieg unvermittelt, entschloss sich dann aber weiterzusprechen. „Meinem Dad gefielen die Umstände ganz und gar nicht. Desmond war ein ausgezeichneter Reiter. Dad behauptet immer noch …“ Sie verstummte erneut und hielt sich eine Hand vor den Mund.
„Was behauptet er?“, drängte Sienna.
„Es wäre ihm sicher nicht recht, dass ich darüber rede.“ Joanne sah zu ihren Eltern hinüber, die sich mit der Frau des Senators unterhielten. „Man war mit der Erklärung des Unfallvorgangs nicht zufrieden, obwohl auf einer Ranch schlimme Dinge passieren können. Wir hätten damals vielleicht mehr erfahren, wenn Desmond nicht sein Gedächtnis verloren hätte.“
„Ein schlimmes Schicksal.“ Sienna meinte den starken, lebenssprühenden Mann vor sich zu sehen, der die letzten Jahre im Rollstuhl verbracht hatte. „Man sucht immer nach Gründen für das, was einem geliebten Menschen zustößt.“
„Natürlich.“ Joanne seufzte wieder. „Träume gehen nun einmal nicht in Erfüllung.“
„Meinen Sie Ihre?“
„Ja.“
„Das wird so bleiben, wenn Sie sich nicht von der Vergangenheit lösen. Es gibt auch für Sie wieder jemanden … davon bin ich überzeugt. Sie müssen nur für die Zukunft offen sein.“
Joannes Miene hellte sich auf. „Wie lange werden Sie bei uns bleiben?“, fragte sie.
„Mindestens zwei Wochen“, antwortete Sienna. Dass Amanda lieber heute als morgen abgereist wäre, wollte sie nicht sagen. „Meiner Cousine macht immer noch der Jetlag zu schaffen. Da können wir nicht gleich wieder verschwinden. Aber zurück zu Marcia. Wie hat sie sich über Amanda geäußert?“
„Sie mag Amanda nicht. Ich hoffe sehr, dass Sie genug Zeit haben, unsere Ranch zu besuchen. ‚Ettamunga‘ liegt nur eine halbe Flugstunde von hier entfernt. Es lässt sich mit Katajangga nicht vergleichen, trotzdem bin ich überzeugt, dass Sie sich dort wohlfühlen werden. Mum und ich würden gern mehr über Ihr Leben in Vancouver erfahren. Blaine hat erzählt, dass Sie Künstlerin sind, und ich muss sagen … Sie schauen wirklich so aus. Ah, ich sehe gerade, dass Mum uns zuwinkt. Wie wäre es, wenn wir zu ihr gehen und ich Sie einander vorstelle? Danach besorge ich Ihnen ein kaltes Getränk und etwas zu essen. Ach, Sienna!“, rief sie mit leuchtenden Augen. „Sie sind so wunderschön, aber das haben Sie sicher schon oft gehört. Warum sind Sie nicht verheiratet? Das hat Blaine mir verraten.“
Allzu verschwiegen ist er wirklich nicht, dachte Sienna und fing im selben Moment einen Blick von ihm auf. Plötzlich wusste sie, was sie bisher in ihrem Leben vermisst hatte: einen Mann. Einen Seelenverwandten.
Um Freunde hatte sie sich nie bemühen müssen. Sie hatte sogar zwei ernsthafte Affären hinter sich. Jedes Mal hatte sie jedoch gezögert, sich zu binden. Warum? Beide Verehrer hatten ihr einen Heiratsantrag gemacht und wären gute Ehemänner und Väter gewesen, aber sie hatte sie nicht genügend geliebt. Sie sehnte sich nach einem Mann, der Leidenschaft in ihr weckte. Mit einem Wort: Sie sehnte sich nach der großen Liebe. Und jetzt war sie Blaine Kilcullen begegnet. War er die Erfüllung ihrer Wünsche?
Vorsicht, Sienna. Das wird gefährlich!
Bald nach dem Essen machten sich die Gäste zur Abreise fertig. Hilary hatte sich bereits auf ihr Zimmer zurückgezogen, wo sie sich endlich ungehindert ihrem Schmerz hingeben konnte. Marcia wollte mit den Barretts zurückfliegen und einige Tage bei ihnen bleiben. Der Abschied von ihrer Mutter fiel ihr leicht, denn dass Mark trotz allem der Liebling ihrer Mutter gewesen war, war ihr nicht verborgen geblieben. Sie fühlte sich überflüssig und wollte außerdem Amanda
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