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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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wo wir früher unsere kindlichen Schätze gehortet hatten. Darin sind einige Vorfälle aufgezeichnet, die sich ereignet haben, bevor sie in die Manse umzog. Auch wenn die Einträge recht ungeordnet sind, weil Lina nur unregelmäßig darin schrieb und sich nie um Daten scherte, und obwohl es an einigen Stellen vom Teufel höchstpersönlich verfasst zu sein scheint, wirft es doch ein wenig Licht auf die Ereignisse, die sich in meiner Abwesenheit zugetragen haben.

III ∗ L INA

Freitag
    Ich bin in meinem Leben nie unglücklicher gewesen! Die vergangene Stunde habe ich auf meinem Bett gesessen und die rote Kordel meines Morgenrocks gehalten, aber ich hatte nicht den Mut, sie um den Balken zu schlingen und mich zu erhängen. Letztlich habe ich die Kordel wieder losgelassen – ich musste immerzu daran denken, wie sehr es mich schmerzen, wie sich das rote Band in meinen Hals schneiden und wie mein Gesicht blau und hässlich werden würde. Ich konnte regelrecht fühlen, welch grässliche Panik es verursachen muss, nicht atmen zu können, obwohl der Körper vor Verlangen nach Luft zuckt – und ich konnte es einfach nicht tun.
    Ich verachte mich dafür, in meinem Herzen bin ich ein solcher Feigling. Andererseits – vielleicht bin ich doch nicht so feige: Es ist nicht mein Ende, das mich am meisten mit Furcht erfüllt. Ich denke an Damek – ich könnte es nicht ertragen, mich auf diese Weise von ihm zu lösen, nicht für eine Minute, nicht für einen Tag, geschweige denn für das verwaiste Ödland der Ewigkeit! Denn ich würde zur Hölle fahren, brächte ich mich um, er hingegen nicht. Denn er ist eine strahlende Seele und wird gen Himmel zu den Engeln fliegen, und wir könnten uns nie wieder begegnen. Allein der Gedanke daran ist mir schon zu viel. Eher erdulde ich eine solche Verachtung wie jene, mit der ich jetzt lebe, als das.
    Ich habe also dieses alte Schulbuch unter dem Bett hervorgeholt, weil ich niemanden zum Reden habe und ganz allein bin. Das Buch brauche ich nicht mehr, denn Herr Herodias ist nach Süden abgereist, also kann ich diesem Papier mein Leid genauso gut klagen wie der Wand. Und so vollzieht es sich auch leiser, und niemand wird mir drohen und mich auffordern, still zu sein. Was wünschte ich doch, ich hätte mit Herrn Herodias weggehen können! Er hat mich nie besonders gemocht, aber als ich mich zu Boden warf und ihn anbettelte, Damek und mich mit in den Süden zu nehmen, behandelteer mich nicht so herablassend, wie ich es erwartet hätte. Er wirkte sogar ein wenig bedauernd. Und doch war dies alles, was ich je von ihm und seinem Etepetete-Mund bekommen würde. Ich vermute, er hat mich nicht gemocht, weil ich ihn nicht mochte, aber es ist seltsam, wie sehr ich ihn vermisse. Ich vermisse alles und jeden. Ich vermisse Papa, und ich vermisse Anna. Ich vermisse auch, wie die Dinge einst waren. All das vermisse ich so arg, dass es mich in jedem Teil meines Körpers schmerzt. Wäre Damek nicht in dieser Minute hier im Haus, ich glaube, ich würde vor Kummer sterben.
    Ich bin heute so traurig, dass ich nicht einmal wütend sein kann.
    Ich bin in meine Kammer verbannt, und die Tür ist verriegelt worden. Der Schlüssel zu meinem eigenen Zimmer befindet sich jetzt in Maskos fetten, verschwitzten Händen, was demütigend genug ist! Und Damek schweigt, ist geprügelt und seinerseits in sein Zimmer eingesperrt worden. Mich schlagen zu lassen, das traut sich der Feigling nicht mehr. Aber heute hat er angeordnet, dass Damek zu züchtigen sei, und dieser sauertöpfische alte Dämon Kush hat es getan, bis das Blut kam, und Damek hat dabei keinen Mucks von sich gegeben. Aber er hat sich geschämt, sich tief in der Seele geschämt, so sehr, dass er mir nicht in die Augen sehen wollte, als ich zu ihm eilte. Und er stieß mich weg, als ich versucht habe, ihn zu trösten. Jetzt dürfen wir nicht miteinander sprechen. Meinen lieben Damek so gedemütigt zu sehen, macht mich trauriger als alles andere – und das alles nur, weil er es gewagt hat, sich gegen Masko zu stellen, um mich gegen seine widerwärtigen, gemeinen Worte zu verteidigen.
    Ich wünschte, ich wäre wirklich eine Hexe, aber in Wahrheit bin ich gar keine. Ich traue mich nicht, es jemandem zu sagen, nicht einmal Damek: Keine Hexe zu sein, ist eine schlimmere Schande als das Mal der Magie. Ich habe Masko vor zwei Monaten verflucht, und es ist nichts geschehen. Wo sind die Furunkel, wo ist die Schwindsucht? Jeden Tage halteich hoffnungsvoll danach

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