Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
Salz bestreut. Außerdem sah ich, wie sie das Hufeisen überprüfte, das üblicherweise über allen Türen auf dem Plateau aufgehängt wurde, auf dass ein Zauberer nicht uneingeladen eintreten konnte. Und sie legte einen Teelöffel aus Silber unter Linas Kissen, da Silber gemeinhin als Mittel zur Abwehr des bösen Blickes gilt.
    Aus meiner Zeit im Palast wusste ich, dass Silber in Wirklichkeit nutzlos war, sofern es nicht von einem Zauberer geschmolzen wurde; dennoch fühlte ich mich seltsam bewegt, als ich den Löffel unter dem Kissen fand, und ich ließ ihn als einen Talisman der Hoffnung dort.
XXX
    Am Sonntag, nach einigen Tagen mit klarem Himmel, setzte der Schneefall ein.
    Als ich die Läden öffnete, füllte sich das Haus mit einem diffusen goldenen Licht, so trüb, dass es kaum etwas erhellte, und ich erblickte schwere gelbliche Wolken, die sich auf die Ebenen herabsenkten.
    Zu Mittag rieselten die ersten Flocken zur Erde, und bis zum Abend hatte eine Schneedecke die Welt weiß gefärbt. Es war ein leichter Niederschlag, aber der erste von vielen, die noch folgen sollten.
    Frau Alcahil musste sich entscheiden, ob sie in ihr Heimatdorf zurückkehren sollte, eine Entfernung von etwa zehn Meilen. Wenn sie nicht bald aufbräche, wäre sie gezwungen, den Winter über bei uns zu bleiben. Ich wusste nicht zu sagen, ob mir lieber wäre, dass sie bliebe oder ginge. Einerseits nahm meine Pflicht, mich um Lina zu kümmern, viel Zeit in Anspruch, weshalb eine zusätzliche Hilfe im Haus durchaus willkommen war; andererseits war seit ihrer Ankunft zu bemerken, dass sich Tibors Haltung Lina gegenüber von Verwirrung in Feindseligkeit veränderte. Eine Wandlung, die ich ebenso sehr seiner Mutter wie Linas Verhalten zuschrieb. Ohne Zweifel empfand Frau Alcahil die Ehe ihres Sohnes mittlerweile als einzige Katastrophe.
    Ich hingegen hegte, vielleicht törichterweise, immer noch Hoffnung für das Paar. Mich betrübte, dass bislang weder Lina noch Tibor auch nur das geringste Interesse an ihrer Tochter bekundeten. Linas Verfassung mochte eine gewisse Entschuldigung darstellen, doch ich musste Tibor nachgerade bedrängen, sich ins Dorf zu begeben, um sein Kind zu besuchen.
    Ich selbst unternahm zwei Besuche und stellte fest, dass dieKleine ein hübsches Mädchen mit einem Schopf schwarzer Haare und dunklen, überrascht wirkenden Augen war. Ich glaube, ich war die Einzige im Haushalt, die mütterliche Gefühle für das arme, kleine Würmchen verspürte. Ich fand das Kind wunderschön und hoffte, dass sein Anblick Tibors Zuneigung für seine Gemahlin neu entfachen würde.
    Frau Alcahil fürchtete wohl dasselbe und ersann daher stets eine Ausrede, um nicht ins Dorf gehen zu müssen. Jedenfalls wurde die Frage ihrer Abreise durch die bevorstehenden Schneefälle dringlich. Der nächste Tag dämmerte mit klarem Himmel, und Frau Alcahil beschloss, nach Hause zurückzukehren, solange sie noch konnte.
    Ich besah mir das Personal des Haushalts und kam zu dem Schluss, dass wir ausreichend Hilfe für den Winter hätten, sofern wir noch eine Köchin einstellten. Das herbstliche Einkochen, Konservieren und Räuchern war abgeschlossen, und unsere Keller und Lagerhäuser waren für die dunkle Jahreszeit gut bevorratet.
    So begab es sich, dass Frau Alcahil, Tibor und ich in einer Kutsche ins Dorf fuhren, um unsere jeweiligen Angelegenheiten zu erledigen: Wir wollten gemeinsam nach dem Kind sehen – ich war stets darauf bedacht, es als Tibors Tochter zu bezeichnen –, ich würde eine Köchin anwerben, zumal ich eine Witwe kannte, die gewiss froh über die Stellung sein würde, und Frau Alcahil würde vom Dorf aus ihre Reise nach Hause antreten.
    Selbst Tibors Mutter erwies sich als nicht gefeit gegen den Zauber eines Neugeborenen: Sofort nahm sie die Kleine auf den Arm, wiegte sie und bemerkte, wie ähnlich sie doch ihrem Vater sähe. Wie ich schon erwähnte, sie war eine großmütige Frau, wenngleich durch die Umstände verbittert. Zu meiner Enttäuschung blieb Tibors Haltung unverändert gleichgültig. Er betrachtete das Kind nachgerade mit Abneigung und konnte kaum seine Ungeduld verhehlen, wieder zu gehen.
    Wir verließen das Haus der Amme und folgten einer schmalen Gasse zurück zur Kutsche, die auf dem Dorfplatz wartete. Ein unglücklicher Zufall wollte es, dass Damek und Tibor beinah zusammenprallten, als wir die Gasse verließen. Keiner der Männer sagte ein Wort zum anderen. Sie wichen nur instinktiv einen Schritt voneinander zurück,

Weitere Kostenlose Bücher