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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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genauso schlimm. Ich sage dir, ich bin der Männer überdrüssig. Warum kann keiner der beiden mich einfach lieben, ohne mich ständig als Beute zu betrachten? So, wie sich die beiden benehmen, sind sie nicht besser als dieses Schwein Masko.«
    Ich lauschte ihr mit wachsendem Erstaunen. »So sind Männer nun einmal«, stammelte ich.
    »So sind Männer nun einmal!« Ich konnte mir ihre verächtliche Miene bildlich vorstellen, als sie mich verhöhnte. »Und ich vermute, Frauen sind nun einmal auch so und werden ihrerseits zu engstirnigen Tyranninnen wie Frau Alcahil, die ihre Ehemänner und Söhne drangsalieren! Und so reiben wir einander auf, bis nur noch ein erbärmlicher Haufen Geröll übrig ist. Und dann kommt zu allem Überfluss auch noch der König und kommandiert uns alle herum! Anna, manchmal bist du so dumm. Wer macht denn diese Gesetze, die uns alle dermaßen verbiegen? Warum müssen Männer so sein? Warum muss ich so sein? Ich sage dir, ich fühle mich diesen Gesetzen nicht mehr verpflichtet. Ich schwöre vor Gott, dass ich von jetzt an ich selbst sein werde, und nur noch ich selbst.«
    Da drehte sie sich zu mir um, und ich spürte, wie mich eine unsagbare Angst durchströmte, die wie eisiges Wasser durch meine Adern flutete. Linas Augen strahlten, und ich vermeinte, ihre Haut leuchten zu sehen, sodass die Schatten aus dem Raum entflohen.
    Sie lachte, als sie den entsetzten Ausdruck in meinem Gesicht sah. »Ja, Anna, ich bin eine Hexe. Endlich verstehe ich es! All die Jahre hatte ich solche Angst vor mir selbst, und warum? Weil jeder wollte, dass ich mich fürchte, weil sie sich der Kleinlichkeit in ihren Herzen nicht stellen können. Sie haben mich verkrüppelt, mich in einen Schraubstock gespannt, bis ich krumm wie ein verdorrter Ast war. Aber es gibt nichts, wovor ich mich fürchten muss. Ich werde fortan aufrecht stehen. Ich werde keine Angst mehr haben!«
    Ich starrte sie an und wusste nicht, was ich dachte: Doch trotz meiner Furcht kann ich nicht verleugnen, dass sich ein Teil von mir darüber freute, sie solche Dinge sagen zu hören. Es war, als stünde ich in einer steifen Brise, welche die Spinnweben aus all den geheimen Winkeln meines Geistes fortblies. »Aber dann können Sie nicht auf dem Plateau bleiben«, brachte ich schließlich hervor. »Was ist mit dem Zauberer Ezra?«
    »Er kann mir nichts anhaben«, gab sie zurück. »Er fürchtet mich. Und zurecht. Er hat immer gewusst, dass ich mächtiger bin als er. Deshalb hat er mir meine Macht genommen und will nicht, dass ich sie zurückbekomme.«
    »Ich hoffe, Sie haben recht«, meinte ich zweifelnd. Dabei ging mir durch den Kopf, dass nicht nur Ezra nach ihrem Blut lechzen würde, wenn sie offen als Hexe lebte. Die gesamte Zunft der Zauberer würde ihr den Krieg erklären, und der König höchstpersönlich würde das Todesurteil über sie verhängen. »Jedenfalls wäre es ratsam, vorsichtig zu sein.«
    »Natürlich habe ich recht.« Sie lachte, und das Licht in ihr erlosch, sodass sie wie eine eingefallene, gewöhnliche Frau aussah, die im spätnachmittäglichen Halbdunkel saß. »Und keine Sorge, ich werde vorsichtig sein. Ich wünschte nur, ich wäre nicht so müde. Aber das wird wie alles andere vorbeigehen. Und dann werde ich mein Leben so führen, wie ich es will.«
    In jenem Augenblick wirkte sie so überzeugt auf mich, dass ich ihr beinah glaubte.
XXXI
    Während mich diese Ereignisse dermaßen beschäftigten, dass fast alles andere an mir vorbeiging, richteten die Dörfler ihre Aufmerksamkeit auf das Rote Haus.
    Vielleicht hatte man das Gefühl, dass die Dramen in der Manse vorübergehend eine Pause eingelegt hatten und getrost dem Klatsch späterer Tage überlassen werden konnten. Ich für meinen Teil achtete jedenfalls darauf, die Gerüchte nicht zu schüren und meine Herrin bestmöglich vor Verleumdung zu schützen, und für die Hauptakteure selbst bestand ohnehin keine Veranlassung, offen über ihre persönlichen Angelegenheiten zu reden. Abgesehen von bösartigen Mutmaßungen – an denen zugegebenermaßen kein Mangel herrschte – gab es somit aus den verworrenen Geschicken von Lina, Tibor und Damek wenig zu gewinnen.
    Anders verhielt es sich mit Masko, dessen ruppiger Umgang mit seinen Bediensteten zu keinerlei Loyalität anspornte und der sich, um es gelinde auszudrücken, sowohl in Worten als auch in Taten höchst indiskret verhielt. Das alles führte dazu, dass selbst über seine persönlichsten Angelegenheiten an jedem

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