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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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nicht einfach herkommen und mir sagen, was ich zu tun habe …«
    »Ich meine es ernst, Lina. Komm mit mir – wenn wir unverzüglich aufbrechen, können wir es in den Süden schaffen, bevor der Winter in seiner ganzen Härte über uns hereinbricht. Komm mit mir in die Stadt. Erinnerst du dich, wie oft wir über die Dinge gesprochen haben, die wir tun wollten? Wir können sie tun. Aber wir müssen jetzt aufbrechen.«
    Einen Moment lang sah ich rohes Verlangen in Linas Augen, und sie geriet ins Wanken; dann jedoch lachte sie, und der Moment verging. »Damek, ich tue, was ich will, nicht, was du willst. Ich bin verheiratet! Ich habe eine Tochter! Ich verlasse Mann und Kind nicht, nur, um dir Vergnügen zu bereiten.«
    »Du musst sofort abreisen, oder du wirst hier sterben«, erwiderte Damek. »Gestern fand eine Versammlung des Klans statt, und du bist zur Hexe erklärt worden. Man hat entschieden, dass du zu töten seist und dein Leib verbrannt werden muss. Ezra hat bereits mit dem Läuterungsritus begonnen, und ich vermute, dass er noch zur Stunde hier eintreffen wird. Nur durch blanken Zufall habe ich überhaupt davon erfahren …«
    »Na und?« Lina setzte eine spöttische Miene auf. »Ich werde sie dafür bezahlen lassen, dass sie es gewagt haben, auch nur daran zu denken, mir ein Leid anzutun.«
    Damek starrte sie ungläubig an. »Hast du überhaupt gehört, was ich gesagt habe?«
    »Ich habe es gehört. Aber ich laufe nicht weg vor diesen Provinzzauberern. Ich bin kein Feigling.«
    Damek öffnete den Mund, um etwas zu entgegen, überlegte es sich jedoch anders. Stattdessen wandte er sich an mich. »Anna, fang an, einen Schrankkoffer zu packen. Wir können den Nebenweg nehmen – ich habe ein Pferd und einen Schlitten für das Gepäck dabei, und meine Kutsche steht zum Aufbruch bereit, wenn wir das Rote Haus erreichen. Beeil dich!«
    So eindringlich erfolgte Dameks Befehl, dass ich unverzüglich zu Linas Schrank lief und warme Kleidung herausholte. Ich nahm den Zauberer Ezra keineswegs so auf die leichte Schulter wie Lina, und die Neuigkeit stürzte mich um ein Haar in blinde Panik.
    Doch Lina wandte sich gegen mich wie ein fuchsteufelswilder Hund. »Leg das zurück!«, befahl sie mir. »Sei nicht so ein feiges Huhn, Anna! Damek, du verschwindest von hier. Dies ist mein Haus, und ich wäre dir dankbar dafür, wenn du dich daran erinnern könntest!«
    »Ich lasse nicht zu, dass du stirbst, Lina!«, rief Damek. »Hast du denn nicht gehört, was ich gesagt habe? Glaubst du wirklich, du könntest all die Usoferteras ins Bockshorn jagen? Es geht nicht nur um Ezra, sondern um den gesamten Klan. Und der König ist dir auch alles andere als wohlgesinnt. Glaubst du tatsächlich, du wirst den nächsten Frühling erleben, wenn du hierbleibst?«
    »Ich werde so lebendig sein wie du.« Linas Lippen bildeten eine störrische schmale Linie, und ihre Augen blitzten gefährlich. »Ich bin nicht deine verfluchte Ziege, die du vor dir hertreiben kannst, wann du es willst und wohin du willst. Ich fürchte weder Zauberer noch König. Und jetzt verschwinde aus meinem Haus!«
    Damek kannte jenen Gesichtsausdruck so gut wie ich. In dieser Stimmung ließ sich Lina keinen Deut bewegen, selbst wenn das Haus in Flammen gestanden hätte.
    »Das kannst du nicht ernst meinen, Lina«, sagte er und streckte die Hand der ihren entgegen. Sie kehrte ihm den Rücken zu.
    »Raus, hab ich gesagt.«
    Unentschlossen stand Damek da. Ich glaube, es hatte sich lange niemand mehr seinem Willen widersetzt, und er wusste nicht recht, was er tun sollte.
    »Hör zu, Lina. Ich bin aus zwei Gründen zurückgekommen – um diese Laus Masko zu vernichten, und um dich zu holen …«
    »Ich bin froh, dass du Masko erledigt hast«, erwiderte Lina. »Aber ich bin nichts, das du einfach holen kannst.«
    Sie drehte sich ihm zu, und da war wieder jenes Licht in ihrem Körper. Ich bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut, als wäre das Haus im Begriff, von einem Blitz getroffen zu werden. Ich schwöre, ich sah Funken in Linas Haar, das um ihren Kopf schwebte, als befände sie sich unter Wasser.
    »Ich sagte raus. Alle beide.«
    Sie sprach nicht laut, dennoch war es unmöglich, ihrem Befehl zu trotzen. Sowohl Damek als auch ich fanden uns kurz darauf jenseits der Schwelle wieder und schauten zu Lina hinein, die nun das einzig Leuchtende in einer Kammer zu sein schien, die plötzlich voll von Schatten war. Und dann fiel die Tür ohne jegliches menschliche Zutun vor

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