Landleben
Dunhams,
gegeben wurde, auf einem alten, mit gestreiftem Satin be-
zogenen zweisitzigen Sofa – man nannte es Liebessofa – am
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Rande der Tanzfläche neben ihm saß. Vanessa hatte sich zu
ihm gesetzt und sagte mit leiser Stimme: «Wir sollten uns
mal zum Lunch treffen.»
Zu berra
ü
scht, um eine ausweichende Antwort zu fin-
den, fragte Owen: «Warum?»
Auf diesen Schnitzer reagierte sie mit einem langsamen,
gebremsten Lächeln. Die ungleichmäßigen Zähne hatten
ihr zu einer seltsamen Quelle der Macht verholfen: Es war
die Seltenheit ihres Lächelns. «Normalerweise gibt es nur
einen Grund, oder? Um zu sehen, ob man sich wieder zum
Lunch treffen möchte.»
Zögernd jetzt, abgelenkt von dem Anblick seiner gro-
ßen, langhalsigen Frau, die, keine drei Meter entfernt, mit
Vanessas vornübergebeugtem, ohne Rhythmus stolpern-
dem Ehemann tanzte, fragte er: «Macht man das so?» Phyl-
lis blickte stoisch über Henrys Kopf hinweg; der im
H mel
wusste, was sie gerade dachte.
Vanessa drückte mit einer stoßenden Bewegung ihrer
Zigarette, einer extralangen Pall Mall, ihre Ungeduld aus.
«Owen, warum spielst du immer den Unschuldigen? Du
bist nicht unschuldig.»
«Nein? Ich fü l
h e mich noch unsc u
h ldig. Woher weißt
du, dass ich es nicht bin?»
«Alle wissen das, du Dummer.» Ihre Männerstimme
wurde schroff. «Spiel nicht mit mir rum, sonst kommen wir
nicht weiter.»
«Du meinst Faye?»
«Und andere, nach Faye. Faye war der Anfang. Wir müs-
sen alle einen Anfang machen.»
«Du auch?»
Vanessa sagte nichts, inhalierte nur den Rauch und ließ
ihn aus den Nasenlöchern, vor ihrem langsamen Lächeln,
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aufsteigen. Er begann sie zu sehen – ihre kleine hübsche
Katzennase, die dichten dunklen Augenbrauen, ungezupft
und strichgerade über ihren Augen, ihren vollen Mund,
gespannt und im Moment leicht verzogen durch ein un-
freiwilliges Lächeln. Er fühlte sich abrupt zugelassen zu
einer zu großen Intimität, in der er in Gefahr war, lediglich
herumzuplappern. Um etwas zu sagen, sagte er das, was
ihm als Erstes in den Sinn kam: «Vermutlich fragst du dich,
wieso ich je eine andere Frau ansehen konnte, wenn doch
Phyllis so reizend ist.»
«Wir wissen, dass du sie reizend findest, das ist richtig
rührend. Und ich nehme an, sie ist es auch, aber ehrlich ge-
sagt ist sie nicht mein Typ – zu intellektuell. Sie ist nie von
der Universität losgekommen. Aber hier wundert sich nie-
mand über das, was du erwähnt hast. Sie schert sich einen
Dreck um dich. Sie interessiert sich für keinen, ehrlich, au-
ßer für ihre Kinder – bis zu einem gewissen Grad. Sie ist so
ungefähr die isolierteste Person, die ich kenne.»
«Isoliert.»
«Eingesponnen in sich selbst.»
Das alles war faszinierend für Owen – eine Wegbeschrei-
bung aus seinen Schuldgefühlen heraus, vorgelegt von
einer Frau, die er kaum kannte. Andere Gäste, die ihren
Gesichtern ansahen, dass ihr Gespräch eine hitzige Tiefe
erreicht hatte, vermieden es, zu ihnen zu treten. Er sag-
te rasch: «Okay, treffen wir uns irgendwann zum Lunch.
Weit außerhalb der t
S adt, und nicht in Hartford. Was denkt
Henry?»
«Worüber, Lieber?»
«Über Phyllis und mich und was weiß ich.»
«Henry und ich sprechen über nichts. Das ist das Schö-
ne daran.»
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«Ich habe mich oft gefragt, was das Schöne daran ist»,
gestand Owen. Es gefiel ihm, wie er das so schnell, so tro-
cken sagte; er hatte a
d s Gefühl, dass er binnen weniger ge-
stohlener Minuten lernte, mit dieser Frau zu tanzen.
«Geht mir ebenso», sagte Vanessa und klopfte die Asche
von ihrer Pall Mall. Die Musik hörte auf, und ihre Ehe-
partner kamen auf sie zu. Henry und Phyllis lachten, beide
erleichtert, dass der Tanz vorbei war, und blinzelten blind
im Licht der Strobe-Lights, die die Oglethorpes in ihrem
Wunsch, es allen recht zu machen, für den Abend installiert
hatten.
Die Lektion, die Owen von Vanessa lernte, war überra-
schend: Maskuline Frauen hatten großartigen Sex zu bie-
ten. Vielleicht war es kein Zufall, dass ausgerechnet die
wilde, jungenhafte Doris Shanahan ihm erlaubt hatte, an
ihren Beinen hinauf in ihre Shorts zu gucken. Mit ihnen
ist Sex sozusagen frontaler, direkter. Sie springen darauf
an und gehen auf einen Orgasmus los, so wie ein Falke
sich auf eine junge Wachtel stürzt. Obwohl Vanessa selten
dabei lächelte (anders als Faye in ihrem Rausch, anders
als Alissa mit ihren Grübchen),
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