Landung ohne Wiederkehr
daß es keine Sterne geben könnte, buchstäblich keine Sterne, Per Hanson erschreckt. Es war der alte Alptraum, der bei jedem Raumfahrer im Hintergrund des Bewußtseins lauerte.
Wenn man den Sprung durch das tachyonische Universum tat, konnte man nicht genau voraussagen, wo man wieder zum Vorschein kommen würde. Zeitwahl und Quantität der Energieeingabe mochten so genau bemessen sein, wie es nur möglich war, und der Fusionist mochte der beste im ganzen Weltraum sein, aber das Unsicherheitsprinzip regierte trotzdem, und es gab immer die Möglichkeit des Fehlgehens.
Und vermittels Tachyonen konnte ein hauchdünnes Verfehlen des anvisierten Zieles eine Differenz von tausend Lichtjahren ausmachen.
Wie also, wenn man im Nichts landete; oder so weit entfernt von allem, was einen möglicherweise zur Kenntnis der eigenen Position führen konnte?
Unmöglich, sagten die Gelehrten. Es gab keinen Ort im Universum, von dem aus die Quasare oder Radiosterne nicht geortet werden konnten, und allein mit deren Hilfe pflegte man die Position zu bestimmen. Außerdem bestand nicht die geringste Gefahr, daß man im Verlauf gewöhnlicher Sprünge außerhalb der Galaxis landen würde.
Wenn ein Schiff aus dem raumzeitlichen Sprung kommt und aus den unheimlichen Paradoxien der überlichtschnellen Tachyonen in die gesunde Wirklichkeit der Tardyonen zurückkehrte, mußten Sterne zu sehen sein. Sind trotzdem keine zu sehen, so befindet man sich in einer Wolke aus galaktischem Staub; das ist die einzige Erklärung. In jedem Spiralnebel gibt es Anhäufungen kosmischen Staubes, so wie es auf der Erde Nebelfelder und Wolkengebirge gegeben hatte, als sie noch die alleinige Heimat der Menschheit gewesen war und nicht das sorgfältig konservierte Museumsstück, das sie jetzt darstellte.
Hanson war hochgewachsen und melancholisch, ein erfahrener Mann mit ledriger Haut, und was er nicht über die Schiffe wußte, die in weiten Sprüngen die Galaxis und ihre Umgebung durchkreuzten, mußte erst noch erfunden werden. Er war allein in der Kapitänskajüte, wo er sich am liebsten aufhielt. Er hatte alles zur Hand, was benötigt wurde, um mit jeder Person an Bord in Verbindung zu treten, und es gefiel ihm, die ungesehene Gegenwart zu sein.
Doch in diesem Augenblick gefiel ihm nichts. Er blickte stirnrunzelnd den Lautsprecher der Gegensprechanlage an und sagte: »Sonst noch was, Strauss?«
»Wir befinden uns in einem offenen Sternhaufen«, sagte die Stimme des anderen. (Hanson schaltete das Bildgerät nicht ein; es hätte die Preisgabe seines eigenen Gesichtsausdrucks bedeutet, und er zog es vor, seine sorgenvolle Miene für sich zu behalten.)
»Wenigstens scheint es ein offener Sternhaufen zu sein«, fuhr Strauss fort, »nach der Strahlung zu urteilen, die wir in den Infrarot- und Mikrowellenbereichen empfangen. Die Schwierigkeit ist, daß wir die Positionen einfach nicht genau genug ausmachen können, um uns zu orientieren. Keine Hoffnung.«
»Nichts im sichtbaren Spektrum?«
»Überhaupt nichts; die Staubwolke ist dick wie Suppe.«
»Wie groß ist sie?«
»Das läßt sich nicht feststellen.«
»Können Sie die Entfernung zum nächsten Randbereich schätzen?«
»Nicht einmal auf eine Größenordnung genau. Es könnte eine Lichtwoche sein. Es könnten zehn Lichtjahre sein. Wir haben keine Möglichkeit, es zu bestimmen.«
»Haben Sie mit Viluekis gesprochen?«
Strauss bejahte.
»Was sagt er?«
»Nicht viel. Er ist verdrießlich. Natürlich nimmt er es als eine persönliche Beleidigung.«
»Natürlich.« Hanson seufzte still. Fusionisten waren launisch wie Kinder, und weil ihnen die romantische Rolle bei der Weltraumfahrt zufiel, war man nachsichtig gegen sie. Er sagte: »Ich hoffe, Sie haben ihm gesagt, daß solche Dinge unvorhersehbar sind und jederzeit passieren können.«
»Das sagte ich ihm. Und er sagte, wie Sie sich denken können: ›Nicht einem Viluekis.‹«
»Nun, es ist ihm passiert. Ich kann jedenfalls nicht mit ihm sprechen. Egal, was ich sage, er wird in allem nur hören, daß ich den Vorgesetzten herauskehren wolle, und dann werden wir nichts mehr aus ihm herausbekommen. Will er nicht das Netz auswerfen?«
»Er sagt, er könne es nicht; es würde beschädigt.«
»Wie kann man ein Magnetfeld beschädigen?«
Strauss grunzte. »Sagen Sie ihm das bloß nicht. Er wird Ihnen antworten, daß zum Fusionsprozeß mehr gehöre als ein Magnetfeld, und dann wird er Ihnen vorwerfen, daß Sie ihn herabsetzen wollen.«
»Ja, ich
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