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Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Titel: Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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– allerdings eher mit gespielter Skepsis.
    „Schweizer“, korrigierte ich, ohne dem forschenden Blick auszuweichen.
    „Ein Eidgenosse.“
    Über diese Feststellung war ich nicht unglücklich. Auch meinem Heimatland, das sich zur Neutralität verpflichtet hatte, hatte Napoleon durch seinen Krieg Schaden zugefügt. Vor allem aber hatte er unseren Stolz gebrochen, als er die alte Eidgenossenschaft aufgelöst und die sogenannte Helvetische Republik ausgerufen hatte. Er hatte keinen Grund gehabt, das Land zu besetzen oder seinen Namen zu ändern, außer denjenigen, uns zu bevormunden und unseren Stolz zu verletzen. Dass man mich in Bayern, Preußen und auch in Hannover ständig für einen Franzosen hielt, nagte manchmal derart an meinem Stolz, dass ich schon überlegt hatte, einfach einen anderen Namen als meinen gebürtigen anzunehmen.
    „Streng genommen ist Lucien so etwas wie unser Geschäftsführer“, erläuterte Salandar. „Zumindest, soweit man davon reden kann. Er hat mit der Ausübung unserer ... äh ... Tätigkeit begonnen und ist auch für gewöhnlich der Kontaktmann.“
    Was war das? Wollte Salandar sich vor der Verantwortung drücken, oder hatte er Angst, ich könnte gekränkt sein, weil man sich in diesem Fall an ihn gewandt hatte?
    „Verstehe“, gab der Graf zurück. „Nur konnte ich aus verständlichen Gründen nur Ihren Namen in Erfahrung bringen.“
    Er straffte sich.
    „Wie auch immer. Es freut mich – oder besser: Es erleichtert mich, Sie heute Abend bei mir zu wissen. Ich bin Graf Thaddäus von Eulenbach, wie Sie bereits scharf geschlussfolgert haben dürften, und ich habe Sie wegen einiger ungewöhnlicher Morde in Leyen kommen lassen. Morgen, zu gegebener Zeit, werde ich Ihnen die Einzelheiten unterbreiten. Am heutigen Abend bindet mich geschäftsbedingt leider noch der Schreibtisch an sich. Ich werde wohl leider nicht besonders viel Zeit für Sie aufwenden können, schließlich muss auch der Adel zusehen, dass Geld in die Kassen fließt. Aber Sie kommen zurecht, denke ich.“
    Er lächelte verschmitzt.
    „Ich habe vor langen Jahren Großbritannien bereist, und mein Butler Caspar sowie Gerrit, mein Valet, sind gewissermaßen ein Mitbringsel aus dieser Zeit, da ich das englische Personal sehr zu schätzen gelernt habe. Die beiden stehen Ihnen gerne zur Verfügung, solange sie nicht von mir oder meiner Tochter beansprucht werden. Sollten Sie etwas benötigen, fragen Sie einen der beiden danach. Caspar wird Ihnen darüber hinaus Ihre Räumlichkeiten zuweisen.“
    Aus seiner Westentasche holte er eine Taschenuhr hervor.
    „Sie könnten mich morgen in den Gottesdienst begleiten. Das wäre eine gute Gelegenheit, Sie mit einigen hilfsbereiten Personen vertraut zu machen sowie Sie vom Stand der Dinge in Kenntnis zu setzen. Ich muss Sie allerdings warnen: Das Wetter wird schlecht werden.“
    Salandar nickte – offenbar hatte er tatsächlich das Kommando übernommen. Es sollte mir nur recht sein.
    „Es wäre uns eine Ehre“, versicherte er.
    „Also dann, meine Herren“, der Graf rieb sich erwartungsvoll die Hände, „wünsche ich Ihnen einen angenehmen Rest des Abends. Jetzt bitte ich Sie, mich zu entschuldigen.“
    Damit entschwand er aus dem Foyer und ließ uns mit seinem Butler dort zurück.
    3.
    „Liebe Gemeinde,
    ihr habt soeben selbst gehört, wie der heilige Apostel Paulus in seinem Brief an die Römer schreibt: Der Tod ist der Sünde Sold, aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christo Jesu, unserem Herrn.
    Der Apostel hat es ohne Umschweife auf den Punkt gebracht: Verdammnis erwartet diejenigen, die nicht Gottes Geboten gemäß handeln.
    Gott hat uns mit auf den Weg gegeben, wie wir zu handeln haben. Wir sollen den Nächsten lieben und unseren Gott über alles.
    Aber darüber hinaus hat er uns auch angewiesen, was wir armen Sünder zu unterlassen haben, um nicht unnötige Schuld auf unsere Seelen zu laden. Gott selbst schrieb es in steinerne Tafeln und gab sie dem überaus heiligen Mose mit auf den Weg, dass er aller Welt verkünde, was man zu unterlassen habe.
    Seht, wie einfach es sein kann! Hat nicht Gott selbst uns solche Regeln gegeben, um unser Zusammenleben nicht beschwerlich, sondern angenehm zu machen?
    Genau wie wir Mörder und Diebe bestrafen, bestraft Gott die, die durch ihre Taten Missfallen in seinen Augen finden. Es sind die schlechten, die wenig tugendhaften und bösen Wesenszüge des Menschen, die wir so unter Kontrolle zu halten haben, alles, das Adam uns

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