Lange Zähne
haben, ruiniert unsere makellose
Statistik.«
Sie erwachte zu einem Miasma von
Gerüchen, die sie wie ein Totschläger trafen: angebrannte Eier, Bratfett, Bier,
Ahornsirup, abgestandener Haschischrauch, Whiskey, Erbrochenes und
Männerschweiß. Die Gerüche riefen Erinnerungen an die Zeit vor ihrer
Verwandlung wach - Erinnerungen an Highschool-Partys und besoffene Surfer, die
mit dem Gesicht in einer Lache von Erbrochenem lagen. Kater-Erinnerungen. Da
sie direkt nach dem Besuch ihrer Mutter hochkamen, riefen sie auch
Schuldgefühle und Ekel und den Drang, sich wieder ins Bett fallen zu lassen und
die Decke über den Kopf zu ziehen, in ihr hervor.
Ich vermute, es gibt da einige
Aspekte des Menschseins, die ich nicht vermisse, dachte sie.
Sie zog sich eine Trainingshose
und eines von Tommys Hemden über und öffnete die Schlafzimmertür. Es sah aus,
als ob das Frachtschiff Spiegeleier und Speck in der Küche auf Grund gelaufen
wäre. Jede horizontale Fläche war mit Frühstückstreibgut bedeckt. Jody stieg
vorsichtig durch die Überreste, um keinen der Teller, Bratpfannen, Kaffeebecher
oder Bierdosen umzustoßen, die auf dem Fußboden verstreut waren. Hinter der
Gefriertruhe und der Küchentheke entdeckte sie den Überlebenden des
Schiffbruchs.
Tommy lag schnarchend auf dem
Futon, eine leere Bushmill's-Flasche neben seinem Kopf.
Jody stand einen Moment lang da
und ging ihre Möglichkeiten durch. Einerseits wollte sie einen Wutanfall bekommen,
Tommy aufwecken und ihn anschreien, weil er ihr Heim den einfallenden
Barbarenhorden preisgegeben hatte. Ein selbstgerechter Zornesausbruch war
höchst verlockend. Andererseits war Tommy bis heute immer sehr rücksichtsvoll
gewesen. Und er würde das alles aufräumen. Außerdem wäre der Kater, der
ihm bevorstand, eine größere Strafe, als sie in einer Woche austeilen könnte.
Und ganz nebenbei war sie auch gar nicht so wütend. Es schien keine
Rolle zu spielen. Es war nur Unordnung. Es war eine schwere Entscheidung.
Ach, zum Teufel damit, warum aus
einer Mücke einen Elefanten machen? entschied sie schließlich. Ich werde ihm
einfach Kaffee kochen und ihn mit dem ’Ich-bin-so-enttäuscht-von-dir’-Blick
strafen.
»Tommy«, sagte sie. Sie setzte
sich auf die Kante des Futons und rüttelte ihn sanft. »Liebling, wach auf! Du
hast das Haus zerstört, und ich möchte, daß du dafür leidest.«
Tommy öffnete ein
blutunterlaufenes Auge und stöhnte. »Mir ist schlecht«, brachte er heraus.
Jody hörte ein krampfartiges Blubbern
in Tommys Magen, und bevor sie noch darüber nachdenken konnte, hatte sie ihn
schon unter den Achselhöhlen gepackt und schleppte ihn durch das Zimmer zur
Küchenspüle.
»O mein Gott!« rief Tommy aus.
Wenn er noch mehr sagen wollte, dann wurde es von dem Geräusch übertönt, mit
dem sich sein Mageninhalt in die Spüle entleerte. Jody hielt ihn aufrecht und
lächelte leise das Lächeln der selbstgerecht Nüchternen.
Nachdem er sich ausgekotzt hatte,
sah Tommy keuchend zu ihr hoch. »Soll ich dir einen Drink holen« fragte Jody
ihn fröhlich.
»O mein Gott!« Sein Kopf tauchte
wieder in die Spüle ab, und das Würgen begann von neuem. Jody klopfte ihm den
Rücken und gurrte »Mein armes Baby«, bis er wieder zum Luftholen hochkam.
»Wie steht's mit Frühstück?«
fragte sie.
Und wieder tauchte er in die Spüle
ab.
Nach fünf Minuten ließ das Würgen
nach, und Tommy hing schlaff über dem Rand der Spüle. Jody drehte den
Wasserhahn auf und benutzte das Geschirrspülmittel, um ihm das Gesicht
abzuwaschen. »Ich vermute, du und die Jungs hatten heute morgen eine kleine
Party, was?«
Tommy nickte, ohne aufzublicken.
»Ich wollte sie nicht reinlassen. Es tut mir leid. Ich bin ein Schwein.«
»Ja, das bist du, Liebling.« Sie
raufte ihm das Haar.
»Ich mach es wieder sauber.«
»Ja, das wirst du«, erwiderte sie.
»Es tut mir wirklich leid.«
»Ja, das tut es. Möchtest du
zurück zum Futon und dich hinsetzen?«
»Wasser«, sagte Tommy.
Sie ließ Wasser in ein Glas laufen
und stützte Tommy, während er es trank, dann hielt sie ihn über die Spüle, als
das Wasser wieder hochkam.
»Bist du jetzt fertig?« fragte
sie.
Er nickte.
Sie schleppte ihn ins Badezimmer
und wusch ihm das Gesicht, wobei sie ein wenig heftiger als nötig rubbelte, wie
eine wütende Mutter, die einem schokoladeverschmierten Kleinkind mit Spucke das
Gesicht abrieb. »Jetzt setzt du dich hin, und ich mache dir einen Kaffee.«
Tommy taumelte zurück ins
Wohnzimmer und
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