Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
schenken Sie sich welche. Atmen Sie durch und staunen über den Reichtum des Lebens. Die Fülle des Daseins kann uns umhauen.
Der Mensch, durch Erinnern und Imaginieren souverän die Zeit überwindend, braucht beides zum Glück: das Jetzt und das Morgen, egoistische Lusterfüllung und fürsorgliches Sich-kümmern um andere, Neigung und Pflicht, sorglose Euphorie und sorgsame Planung.
Aus
Langenscheidts Leben
Das Leben geht so schnell vorbei und ist selbst bei gnädigem Verlauf so voraussehbar endlich. Wir beobachten es bei unseren Eltern und Großeltern mit fürsorglicher Liebe: Der Körper baut ab und verliert Fähigkeiten, man wird fragiler und anfälliger mit jedem Jahr. Ich wollte wissen, wie sich so etwas anfühlt – aus Sympathie für die mir wichtigen alten Menschen und auch, um mich innerlich vorzubereiten auf die Prozesse des Verfalls und der Schwächung. Denn aufhalten können wir sie durch gesunde Lebensweise und Sport vielleicht eine Weile, vermeiden kaum.
Ich mietete mir den Age Explorer, eine Art Astronautenanzug, der es ermöglicht, die Prozesse des Alterns in verschiedensten Bereichen des Körpers zu simulieren. Er gibt einem das Gefühl, wie es ist, als Siebzigjähriger vor einem Supermarktregal zu stehen oder in einer geselligen Runde zu sitzen. Man legt sich den Anzug Schritt für Schritt an. Zuerst einige kleine Bänder um die Hände zum Beispiel, um das Nachlassen der Feinmotorik zu demonstrieren. Und wirklich: Das Blättern in Zeitschriften, Büchern und Zeitungen wird spürbar gröber und schwerer. Dann legt man sich flexible Gewichte um die Gelenke und Gliedmaßen, um das Schwinden der Muskelmasse zu spüren und die Einschränkungen in der Beweglichkeit der Gelenke. Das hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Doch dann kam es umso härter: Mit einer Art Schirm vor den Augen wird simuliert, dass es für alte Menschen kein reines Weiß mehr gibt, dass Blau und Grün oft verwechselt werden, und vor allem, dass alles gelbstichig wird. Dies führt zu Verwechslungen und – noch fataler – zu einer spürbaren Dämpfung der Grundstimmung. Stellen Sie sich vor, Sie sehen die ganze Welt nur noch wie auf alten, vergilbten Fotos. Zum Schluss das Schlimmste: die Veränderung im Hören. Es wird extrem anstrengend. Man fühlt sich aufgrund der zunehmenden Schwerhörigkeit ausgeschlossen von jeder Runde. Eine Qual ist es geradezu, wenn Menschen nicht direkt von Angesicht zu Angesicht mit einem sprechen. Alles ist wie unter Wasser. Gerade wenn im Alter das Telefon oder auch Skype die Hauptverbindung zur Welt darstellen, muss das furchtbar sein.
Meine Einstellung alten Menschen gegenüber hat sich seitdem gewandelt. Geduldig spreche ich jetzt langsam, klar und deutlich und schaue sie dabei unverwandt an.
Doch das nur nebenbei gesagt – um vielleicht ein paar älteren Leuten in Ihrer Umgebung das Gefühl des Ausgeschlossenseins von ihren Liebsten zu ersparen und ihnen das Glück liebevoller Zuwendung zu schenken. Nein, für mich selbst hat sich nach der Stunde im Age Explorer der Spaß am Leben heute mindestens verdreifacht. Ich bin dankbar, dass meine Ohren, Augen, Arme, Beine und Hände so gut funktionieren. Ich sehe dies als Geschenk jeden Tag und jedes Jahr, so lang es weiterhin der Fall ist, und werde alles tun, um es nicht unnötig zu gefährden. Altern ist nichts für Feiglinge – der Satz ist so alt wie wahr. Wir brauchen gar nicht den letzten Tag unseres Lebens zu bemühen, nein, eher jedes Jahr, in dem wir uns großer Beweglichkeit, Stärke
und Gesundheit erfreuen dürfen. Auch in diesem Sinne findet Glück im Jetzt statt.
JOURNALISTENLEGENDE CLAUS JACOBI
… über das Glück
Glück ist Zufriedenheit der Seele. Wir können es jagen, aber nicht erzwingen, wir können es suchen, aber nicht kaufen. Und plötzlich lässt es sich auf unserer Schulter nieder, sanft wie ein Schmetterling.
VIII
Glück setzt sich Ziele
MAN SCHRIEB DEN 5. AUGUST DES JAHRES 2010 in der chilenischen Atacama-Wüste. Bei einem tragischen Minenunfall wurden fast siebenhundert Meter unter der Erde dreiunddreißig Männer eingeschlossen. Siebzehn Tage überlebten sie mit einer Achtundvierzig-Stunden-Notration unter der harten Führung eines der Kumpels ohne Außenkontakt. Dann drang man immerhin zu ihnen vor, konnte Licht, Nahrung und Rasierzeug bringen. Doch eine Rettung aus der extremen Tiefe schien kaum möglich.
Woran denken Sie, wenn Sie vom chilenischen Militär hören? An Pinochet und Militärdiktatur? Im Sommer
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