Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
Notarzt holen, und auch die kontinuierliche Gefährdung und Bedrohung meiner selbst war nicht gerade ein Spaß. Das Ziel meiner Arbeit war klar: den jungen Männern wieder das Gefühl von Glück zu schenken in Arbeit, Liebe, Hobbys und Unabhängigkeit. Der Weg schien mir ebenfalls klar: Ich bot Kurse an, von denen ich annahm, dass sie die Männer interessieren müssten: Basketball, Gitarre, Lyrik, Kanufahren … Aber kein Schwein kam, niemand interessierte sich für diese Dinge.
Dann lernte ich die Frau kennen, die die gleiche Verantwortung in einem Frauenheim trug. Wir kamen auf die naheliegende Idee, eine große Party zu organisieren, damit Männlein und Weiblein zueinanderfinden könnten. Plakate waren schnell gemalt und aufgehängt. Der alte Direktor rief mich zu sich (was er sonst nie tat) und sagte, wir seien verrückt. Die jungen Männer könnten mit ihren Hormonen nicht umgehen, und eine solche Party würde wahrscheinlich zu Todesfällen durch Messerstecherei aufgrund hohen Alkoholkonsums führen. Ich nahm das zur Kenntnis, bedauerte aber, es sei zu spät, um noch etwas zu ändern. Die Plakate hingen ja bereits.
Wir überlebten den Abend so gerade.
Doch dann kam die überraschende Wende. Meine Jungs hatten Nathalie, Pascale und Emanuelle kennengelernt und waren mehr als begeistert. Sie luden sie ein, mit ihnen zu trinken und Fußball zu schauen. Sehr bald allerdings setzte sich die Erkenntnis durch, dass dies bei den Damen nicht so ankam, und plötzlich standen die Männer bei mir auf der Matte. Ich hätte doch Kurse angeboten. Sei das nicht etwas, was Frauen interessieren könnte? Ich tat so, als würde ich die Frauen kennen, bejahte aus vollem Herzen und ermutigte sie, die Mädels mitzubringen. Plötzlich waren Gitarren- und Lyrikkurse voll. Und das Unmögliche wurde möglich: Meine Ziele wurden erreicht. Mehr als die Hälfte der jungen Männer hatte nach einiger Zeit Arbeit und eine kleine Wohnung und freute sich des Lebens mit Nathalie, Pascale oder Emanuelle. Ich habe so etwas nie wieder erlebt: auf der einen Seite die umwerfende Macht der Liebe, auf der anderen die mächtiger Ziele. Auch wenn es vollkommen in den Sternen steht, wie sie zu erreichen sind: Wir müssen es nur ernsthaft versuchen.
Wenn Sie mal wieder am Leben verzweifeln, denken Sie an
… JÜRGEN SCHULZ
Was ist schlimmer, als sein Kind früh zu verlieren? Der Sohn von Jürgen Schulz ist gerade mal siebendreiviertel Jahre alt,
als er an Blutkrebs stirbt. Jürgen Schulz verfällt wie jeder von uns in tiefe Trauer und zieht sich zurück. Doch dann – und das würden nicht viele von uns schaffen – gründet er das erste Kinderhospiz, den Sonnenhof in Berlin. Dort können todgeweihte Kinder in Ruhe und Würde, umgeben von ihrer Familie, ihre letzten Wochen und Monate verbringen. Auf die Frage, ob ihn all die sterbenden Jungs und Mädchen nicht ständig an seinen Sohn erinnern, sagt er ruhig: Ja, und das sei schmerzlich, aber der Schmerz verbinde sich mit dem tröstlichen Gefühl, dass sie und ihre Angehörigen einen schöneren Abschied hätten als er und sein Sohn.
IX
Glück ist Einstellungssache!
SIE SEHEN AUF EINE LANDSCHAFT. Einmal trübe verhangen mit Regenwolken. Und dann, wenn die Sonne hinter den Wolken hervorbricht, der Himmel blau wird, Licht und Schatten miteinander spielen, Wärme auf der Haut liegt. Es ist die gleiche Landschaft – und doch ist alles anders. Einmal deprimierend, einmal beglückend. Einmal zieht sie uns herunter, einmal beflügelt sie uns.
In diesem Fall ist es die Sonne, die alles verändert. Unser aller Wärme- und Energiespender. Aus Schwarz-Weiß macht sie Farbe, aus Tristesse Euphorie. Wir sind unglaublich sonnen- und wetterabhängige Wesen. Was für ein Morgen, wenn die Sonne ins Schlafzimmer scheint – und was für einer, wenn der Nebel hineinkriecht.
Was die Sonne für Wetter und Klima, ist unsere Grundeinstellung für Glück und Lebensfreude. Landschaften und Geschehnisse sind vielfach vorgegeben, aber mit der Art des Lichtes und der Grundgestimmtheit ändert sich alles.
Jemand hat einmal aus Begeisterung über eine Gesetzesänderung einen Brief an alle deutschen Bundestagsabgeordneten geschrieben und ihnen herzlich gedankt. Mehr als die Hälfte schrieb zurück – mit dem Tenor, so etwas sei ihnen fast noch nie passiert. Immer würden alle auf ihnen herumhacken, kritisieren, was getan wurde, und fordern, was zu tun wäre.
Wenn Sie Politiker treffen, tun Sie deshalb doch mal genau das
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