Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
nicht, sondern danken ihnen für ihren enormen Einsatz für uns alle und dafür, wie sie versuchen, aus Visionen Verordnungen zu machen. Auf die Reaktionen dürfen Sie sich freuen. Denn wer würdigt schon die Kärrnerarbeit und das langwierige und anstrengende Bemühen, Kompromisse auszuloten und Mehrheiten zu schmieden?
Machen Sie auch mal ein anderes Experiment und hacken nicht auf einem Angestellten der Deutschen Bahn wegen Verspätung oder schlechten Services herum, sondern machen ihm oder ihr ein Kompliment für seinen Umgang mit einer schwierigen Situation oder für seine Dienstleistung insgesamt. Sie werden erstaunt sein …
Sicher: In Ländern, in denen immer die Sonne scheint, fehlt ein wenig die Abwechslung. All die Gefühle, die wir haben, wenn die Sonne weggeht und erst recht wenn sie wiederkommt. Nur Sonne ist etwas langweilig. Nur gute Laune sicher auch. Aber als Grundstimmung ist sie das schönste Geschenk, das wir uns selbst und unseren Nächsten machen können. Sie kostet nichts. Das Frohsein macht aus Durchschnittlichem Besonderes, lässt einen mit Durchhängern lockerer und humorvoller umgehen und veredelt das Schöne zu Unvergesslichem.
Wir können von fast allem genervt sein – oder es genießen. Das bezieht sich sogar aufs Wetter selbst, das hier gerade als Vergleich herhalten musste. Regnet es, grantelt mancher, statt es sich zu Hause gemütlich zu machen. Scheint dann die Sonne, ist es manchem zu heiß und kaum erträglich. Dümmer kann man mit den Angeboten des Lebens kaum umgehen.
Selbst am schönsten Urlaub kann man rummäkeln – sei es nur, weil man das Hotel überteuert findet, nicht genug Sonnenliegen zur Verfügung stehen und das Essen fad ist.
Das Leben ist wie eine Ausmalvorlage für Kinder. Es gibt in Schwarz-Weiß die Strukturen vor, und wir können sie ausmalen, wie wir wollen. Und müssen oder dürfen dann mit den Folgen leben – ob es ein düsteres Bild ist, in dem wir leben, oder ein farbenfrohes.
Überraschungen lauern überall rechts und links unseres Weges. Auch sie kann ich übersehen oder ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenken.
Sogar wenn der Eierkocher summt in der Küche, können wir uns erschrecken angesichts des vermeintlichen Alarms oder uns aufs Schinkenbrot mit gekochtem Ei freuen.
Glücksgefühle statt Griesgram, Lächeln statt heruntergezogener Mundwinkel – wer das schafft, belohnt sich selbst.
Das Glück liegt in uns. Ob im Hirn (das würden die Naturwissenschaftler wegen Dopaminausschüttungen zum Beispiel sagen), im Herz oder weiter unten entzieht sich unserer Kenntnis. Aber in uns – da gibt es keinen Zweifel.
Leben wir so, wie wir fast immer fotografieren! Man sucht neben dem Altbekannten Überraschungen und den ungewohnten Blickwinkel. Man motiviert die Fotografierten zum Lachen, wählt gelungene Bildausschnitte, fotografiert lieber das Schöne und Besondere als die Tiefebene oder Müllhalde.
Damit soll das Negative in der Welt weiß Gott nicht verdrängt oder verleugnet werden. Nur führt es niemanden weiter, wenn er sein Denken primär daran ausrichtet. Entweder ist es nicht zu ändern, oder wir haben Chancen zur Verbesserung – aber dann ist der positiv Denkende sicherlich der mit der größeren Energie und Hoffnung. Denn um die Welt zu ändern, brauchen wir viel Zuversicht, dass das geht.
Wir kennen es aus dem Alltag: Wer ständig glaubt, dass alles schiefgeht, dem geht alles schief. Wer furchtsam an große Aufgaben herangeht, hat schon halb verloren. Positives Denken hingegen zieht das Gelingen an und rechtfertigt sich dadurch rückwirkend.
Wer liebt es nicht, wenn Kinder fast ausflippen vor Begeisterung und Vorfreude? Wenn sie ein Geschenk auspacken oder vor der verschlossenen Weihnachtszimmertür sitzen. Wenn sie den Sandstrand am ersten Ferientag erblicken oder zum siebzehnten Mal das Gespenst hinter dem Vorhang spielen. Begeisterungsfähigkeit ist eine Liebeserklärung ans Leben. Sie dankt euphorisch und mit leuchtenden Augen dafür, dass wir leben und so viel erleben dürfen. Wer sie nicht hat, dem fehlt das Feuer. Und wer das Kind in sich zum Schweigen bringt, geht freiwillig ins dunkle Haus, wenn draußen die Sonne scheint.
Nochmals: Dass immer die Sonne scheint, ist hier nicht der Punkt (und wäre eher krebsfördernd). Dunkle Momente, Krankheit, Schmerz und Tod gehören zum Leben. Schon die Geburt ist schmerzhaft. Und es gibt viele Zwischentöne und -stimmungen, die wir nicht missen wollen, auch wenn in ihnen die Sonne oft
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