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Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Titel: Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Langenscheidt
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meint: »Alle Hoffnungen sind naiv, aber wir leben von ihnen.«
    Wir sprachen von Umzügen. Sprechen wir von etwas Komplizierterem, der Erwartung von Frauen an ihr Äußeres.
    Eine BBC-Befragung von fünfundvierzigtausend britischen Frauen ergab, dass sechzig Prozent ihren eigenen Anblick im Spiegel nicht ertragen können. Wie lässt sich diese Masse Unglück erklären?
    Ich glaube, durch schlechtestmögliches Management von Erwartungen. Frauen sind umringt von Idealgesichtern und Traumkörpern. Jeder Zeitschriftenkiosk ist voll davon, und viele Fernsehsendungen und Filme auch. Die meisten Frauen vergessen, dass tendenziell nur jene Mädchen und Frauen zu sehen sind, die aufgrund ihrer gottgegebenen Attraktivität die entsprechenden Berufe des Models oder der Schauspielerin gewählt haben. Sie vergessen, dass diese Mädels meistens zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahren jung sind. Sie vergessen, dass manchmal ein Schönheitschirurg nachgeholfen hat und immer ein Make-up-Artist und ein Friseur. Sie vergessen, dass in stundenlangen Studiosessions ein ganzes Team von Profis gearbeitet hat – vom Fotografen über den Stylisten bis zum Lichtexperten. Sie vergessen, dass dann aus Tausenden von Fotos eines ausgewählt wurde. Und dass an diesem dann noch lange mit Photoshop gearbeitet wurde, damit auch das letzte Glänzen der Haut oder der letzte Pickel verschwunden ist.
    Wie schon gesagt: schlechtestmögliches Erwartungsmanagement. Wie kann eine Frau da gewinnen oder auch nur gleichziehen, wenn sie gerade aus dem Bett kommt? Das merkt man auch umgekehrt an Models, die Probleme haben, an ihnen interessierten Männern zu erklären, warum sie in Wirklichkeit nicht so aussehen wie auf dem Cover.
    Aus diesem Mechanismus muss frau raus, sonst ist vorprogrammiert, dass sie lebenslang unglücklich sein wird mit ihrem Äußeren. Sie sollte versuchen, den Komplimenten ihres Liebsten zu vertrauen. Und den bewundernden Blicken der Kollegen. Und ihrem eigenen Geschmack. Wenn sie auf dem Fahrrad sitzt, ist sie doch auch nicht mit sich unzufrieden, weil ein Sportwagen schneller ist.
    Schönheitschirurgen erzählen immer wieder, wie oft insbesondere junge Mädchen zu ihnen kämen mit dem Begehren, auszusehen wie ein gerade angesagter Popstar oder ein Model. Die guten Chirurgen schicken solche Mädchen nach Hause – und zwar aus zwei Gründen: Erstens würden sie es nicht schaffen, und wenn doch, würde das Mädchen nicht glücklich, da sie sich sofort jemand anderen als Projektionsfläche aussuchen würde. Die Unzufriedenheit mit sich selbst stecke in dem Menschen und nicht in seiner Oberfläche. Tragisch, oder?
    Schwer zu sagen, warum, aber Männer haben es da leichter. Ich kenne kaum jemanden, der sich mit irgendwelchen hochgetunten Topmodels oder Bodybuildern vergleichen und dadurch Erwartungen an sich selbst wecken würde, die er nicht erfüllen kann. Da macht man solche Typen doch lieber ein wenig lächerlich und bleibt zufrieden mit sich selbst. Vielleicht finden sich auf Zeitschriften, die vor allem von Männern gelesen werden, auch deshalb kaum Bilder von Schönlingen.
    Also: Achten Sie weniger auf Ihr Äußeres als auf Ihren Umgang mit Erwartungen an sich selbst und das Leben. Jonglieren Sie bewusst damit und testen Sie aus. Setzen Sie sie manchmal ganz nach oben und lassen sich nicht mit weniger zufriedenstellen; und gehen Sie manchmal mit solcher Lässigkeit und Ruhe in eine Situation, dass Sie nichts und niemand enttäuschen kann. Sie werden das Spiel genießen – und, da lege ich jetzt selbst die Latte hoch, hundertprozentig zu einem glücklicheren Menschen werden.
    P.S.: Welches Zitat zeigt ein Management von Erwartungen auf, das noch schlechter ist als das der BBC-Frauen? Groucho Marx’ Feststellung, er wolle in keinen Club, der ihn als Mitglied akzeptiere …

Aus
    Langenscheidts Leben
    Zehn Jahre lang spielte ich zusammen mit anderen mit Erwartungshaltungen. Mit denen eines typischen Konzertpublikums.
    Als ich achtzehn Jahre jung war, hatten wir einen Ethiklehrer in der Schule, der zugleich Komponist war. Er war es leid, bei den Uraufführungen seiner Werke mit abgebrühten und zynischen Profis zu arbeiten, die sich Dienstpläne von Gewerkschaften abzeichnen ließen. Leidenschaft und Spontaneität waren ihm wichtiger als ausgefeilte Technik.
    So gründeten wir unter seiner Anleitung die Arbeitsgemeinschaft Neue Musik München und fingen an, zeitgenössische, experimentelle Musik zu machen.
    Unser erster

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