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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er.
    »Na gut. Kommen Sie mit mir nach Hause. Ich zeige Ihnen den Vermerk auf der Copyright-Seite des Buchs.«
    »Nein«, sagte Shooter. »Mir liegt nichts an dem Buch. Mir liegt kein bisschen an dem Buch. Zeigen Sie mir die Geschichte.
    Zeigen Sie mir das Magazin mit der Geschichte, damit ich es selbst lesen kann.«
    »Ich habe das Magazin nicht hier.«
    Er wollte noch etwas sagen, aber Shooter hatte das Gesicht zum Himmel gewandt und stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus. Das Geräusch war so trocken wie das einer Axt, die Brennholz spaltet. »Nein«, sagte er. Die Wut tanzte und loderte immer noch in seinen Augen, aber jetzt schien er wieder Herr seiner selbst zu sein. »Nein, das glaube ich Ihnen aufs Wort.«
    »Hören Sie mir zu«, sagte Mort. »Normalerweise kommen meine Frau und ich nur den Sommer über hierher. Ich habe Ausgaben meiner Bücher hier, und die fremdsprachlichen Ausgaben, aber ich habe auch jede Menge in Magazinen veröffentlicht -Artikel und Essays und auch Kurzgeschichten. Diese Magazine befinden sich in unserem Hauptwohnwitz. Das ist in Derry.«
    »Warum sind Sie dann nicht dort?« fragte Shooter. Mort las sowohl Unglauben als auch eine gallenbittere Befriedigung in seinen Augen – Shooter hatte eindeutig damit gerechnet, dass er sich herauswinden würde, und Shooters Meinung nach machte Mort momentan genau das. Oder versuchte es wenigstens.
    »Ich bin hier, weil …« Er verstummte. »Woher wussten Sie eigentlich, dass ich hier sein würde?«
    »Ich habe mir nur die hintere Umschlagseite des Buchs angesehen, das ich gekauft habe«, sagte Shooter, und Mort hätte sich gegen die Stirn schlagen können, weil er plötzlich begriff und hilflos frustriert war. Natürlich – sowohl auf der gebundenen wie auch auf der Taschenbuchausgabe von Jeder gibt den Löffel ab war ein Bild von ihm. Amy hatte es selbst aufgenommen, und es war eine hervorragende Aufnahme. Er war im Vordergrund; das Haus in mittlerer Entfernung; Tashmore Lake bildete den Hintergrund. Die Legende lautete schlicht: Morton Rainey vor seinem Haus im westlichen Maine. Also war Shooter ins westliche Maine gekommen und hatte wahrscheinlich nicht allzu viele Kleinstadtkneipen und/oder Drugstores besuchen müssen, bis er jemanden gefunden hatte, der sagte: »Mort Rainey? Ja, verdammt! Der hat ein Haus drüben in Tashmore. Ist sogar ein Freund von mir!«
    Nun, das beantwortete immerhin eine Frage.
    »Ich bin hier, weil meine Frau und ich geschieden sind«, sagte er. »Die Scheidung wurde gerade rechtskräftig. Sie ist in Derry geblieben. In jedem anderen Jahr wäre das Haus um diese Zeit unbewohnt gewesen.«
    »Hm-hmm«, sagte Shooter. Sein Tonfall brachte Mort von neuem in Wut. Sie lügen, sagte dieser Tonfall, aber in diesem Fall ist das nicht so wichtig. Ich habe nämlich gewusst, dass Sie lügen würden. Schließlich ist Lügen ja das Wichtigste für Sie, oder etwa nicht? »Nun, ich hätte Sie hier oder sonst wo gefunden.«
    Er bedachte Mort mit einem steinharten Blick.
    »Ich hätte Sie gefunden, wenn Sie nach Brasilien ausgewandert wären.«
    »Das glaube ich«, sagte Mort. »Nichtsdestotrotz irren Sie sich. Oder Sie täuschen mich. Ich will Ihnen zugestehen, dass es ein Irrtum ist, denn es scheint Ihnen durchaus ehrlich zu sein …«
    O Gott, und wie das stimmte.
    »… aber ich habe diese Geschichte veröffentlicht, und zwar zwei Jahre bevor Sie sie angeblich geschrieben haben.«
    Er sah wieder das wütende Aufblitzen in Shooters Augen, dann war es verschwunden. Nicht ausgelöscht, sondern an die Leine gelegt, so wie ein Mann einen bösartigen Hund an die Leine legen mochte.
    »Sie sagen, dieses Magazin ist in Ihrem anderen Haus?«
    »Ja.«
    »Und in dem Magazin ist Ihre Geschichte abgedruckt?«
    »Ja.«
    »Und das Magazin ist vom Juni 1980?«
    »Ja.«
    Mort verlor die Geduld mit diesem übertriebenen Frage-und-Antwort-Spiel (vor jeder Frage folgte eine lange, nachdenkliche Pause), doch allmählich keimte eine gewisse Hoffnung in ihm: Es war, als versuchte der Mann selbst, sich die Wahrheit dessen beizubringen, was Mort sagte … eine Wahrheit, dachte Mort, die ein Teil von ›John Shooter‹ die ganze Zeit gewusst haben musste, denn die fast exakte Ähnlichkeit zwischen den beiden Geschichten war kein Zufall. Daran glaubte er immer noch felsenfest, aber er hatte sich zu dem Gedanken durchgerungen, dass Shooter vielleicht keine bewusste Erinnerung daran hatte, ein Plagiat begangen zu haben. Weil der Mann ganz eindeutig verrückt

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