Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
schlenderte er zum Sofa hinüber und steckte das fiese
gezackte Jagdmesser in die Scheide, das oben auf seinem Ledersack lag.
„Es muss ziemlich hart für Sie gewesen sein, als
Erste zu sehen, was hier passiert ist.“
“Es war kein guter Tag für mich“, sagte sie, in
etwa die Untertreibung des Jahres. „Die Toms waren nette, anständige Leute. Sie
haben nicht verdient, so zu sterben. Niemand hat so etwas verdient.“
„Nein“, antwortete er nüchtern. „So einen Tod hat
niemand verdient. Nur die Tiere, die Ihren Freunden das angetan haben.“
Alex sah ihn an, als er den Deckel über seiner
tödlichen Munition schloss und die Schachtel zurück in den Sack steckte. „Ist
es das, was Sie hergeführt hat - mit all diesen Waffen? Hat jemand aus Harmony
Sie angeheuert, um herzukommen und ein unschuldiges Wolfsrudel abzuknallen?
Oder sind Sie auf eigene Faust hier, um eine Jagdprämie zu kassieren?“
Mit schief gelegtem Kopf sah er zu ihr hinüber.
„Mich hat keiner angeheuert.
Ich bin einer, der Probleme löst. Das ist alles,
was Sie wissen müssen.“
„Prämienjäger“, murmelte sie, gehässiger, als
vermutlich klug war. „Was hier draußen passiert ist, hatte mit Wölfen nichts zu
tun.“
„Das haben Sie auch gestern Abend auf dieser
Versammlung gesagt.“ Seine Stimme war ausdrucksloser, als sie sie bisher gehört
hatte. Und als er sie ansah, tat er es mit einer so forschenden Intensität,
dass sie instinktiv einen Schritt zurückwich. „Niemand hat Ihnen geglaubt.“
„Und Sie?“
Dieser harte silberne Blick bohrte sich noch tiefer
in sie - wenn es überhaupt noch tiefer ging. Es war, als könnte er mitten in
sie hineinsehen, bis ganz hinab zu den Erinnerungen, die sie nicht ertragen
konnte. „Erzählen Sie mir, was Sie wissen, Alex.“
„Sie meinen den Fußabdruck, den ich draußen
gefunden habe?“
Fast unmerklich schüttelte er den Kopf. „Auch den
Rest. Wie können Sie so sicher sein, dass es keine Tiere waren? Haben Sie den
Angriff mit angesehen?“
„Nein, Gott sei Dank nicht“, antwortete sie
schnell.
Vielleicht zu schnell, denn er kam mit finsterer
Miene einen Schritt auf sie zu, maß sie mit Blicken.
„Was ist mit dem Video? Gibt es noch mehr davon,
außer den Aufnahmen nach den Morden?“
„Was?“ Alex' Verwirrung war echt. „Was für ein
Video? Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.“
„Vor drei Tagen hat jemand hier draußen mit einem
Handy ein Video aufgenommen und es auf eine illegale Website eingestellt.“
„Oh mein Gott.“ Entsetzt hob Alex die Hand an den
Mund. „Und Sie haben es gesehen?“
Der zuckende Muskel in seiner Wange war Bestätigung
genug. „Wenn Sie mehr über diese Morde wissen, müssen Sie es mir erzählen,
Alex. Es ist sehr wichtig, dass ich alle Informationen habe, die ich kriegen
kann.“
Letzten Abend bei der Bürgerversammlung war Alex
versucht gewesen, einfach mit allem herauszuplatzen, was sie wusste - doch
jetzt, als sie allein vor diesem Fremden stand, der sie auf so unerklärliche
Weise bis in ihr Innerstes erschütterte, blieben ihr die Worte im Hals stecken.
Sie kannte ihn nicht. Sie war überhaupt nicht sicher, ob sie ihm trauen konnte,
selbst wenn sie tatsächlich irgendwie den Mut aufbringen sollte, ihre
dunkelsten Vermutungen ans Licht zu zerren.
„Warum sind Sie wirklich hier?“, fragte sie ihn
leise. „Was suchen Sie?“
„Ich suche Antworten, Alex. Ich glaube, wir beide
suchen dasselbe - die Wahrheit. Vielleicht können wir einander helfen.“
Das scharfe Piepen von Alex' Handy unterbrach die
Stille, die sich zwischen ihnen auszudehnen begonnen hatte. Es klingelte wieder
und gab ihr die Entschuldigung, die sie brauchte, um ein paar Schritte Distanz
zwischen sich und diesen Mann zu bringen, dessen bloße Präsenz alle Luft aus
dem Raum zu saugen schien. Alex wandte sich von ihm ab und nahm den Anruf
entgegen.
Es war Jenna, die anrief, um sie daran zu erinnern,
dass sie sich am heutigen Abend bei Pete's zum Abendessen treffen wollten. Alex
murmelte hastig eine Bestätigung, blieb aber am Telefon, nachdem Jenna sich
schon verabschiedet und aufgelegt hatte. „Klar, kein Problem“, sagte Alex in
den stummen Apparat.
„Ich bin unterwegs. In maximal zwanzig Minuten bin
ich da. Alles klar. Okay, tschüss.“
Sie stopfte das Handy in die Anoraktasche und
drehte sich zu Lunas neuem Lieblingsmenschen um, der sich inzwischen auf dem
Sofa niedergelassen hatte, mit Alex' Hund zu seinen Füßen. „Ich muss los.
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