Laras Ebenbild (German Edition)
er gleich am Heulen wäre. Das war schon seltsam. Und weshalb standen alle am Empfang herum, statt an die Arbeit zu gehen und schauten so komisch, ja irgendwie belämmert drein.
»Wen n man euch so sieht, könnte man direkt annehmen, dass jemand gestorben wäre«, spottete Arne, der innerlich schon zu brodeln begann, weil keiner Anstalten machte um an die Arbeit zu gehen.
»Anscheinend wissen sie noch gar nicht was passiert ist«, fing Hella Schneiders, die Empfangsdame, zu weinen an. »Denn so pietätlos schätze ich sie nun wirklich nicht ein .«
»Was ist passiert ?« fragend blickte er Carlos an.
»Sarah ist tot«, kam es gequält über seine Lippen.
»Sarah? Unsere Sarah?« Arne Brandners musste sich krampfhaft am Tresen festhalten, damit er nicht den Halt unter den Füßen verlor.
»Ich war gestern Nachmittag auf dem Friedhof und da konnte ich es schwarz auf weiß am Aushang lesen« , schluchzte Hella Schneiders. »Zuerst dachte ich ja, ich würde mich irren, aber diesen Namen gibt es bestimmt nicht so häufig auch was das Geburtsdatum betrifft, stimmt absolut mit Sarahs überein.«
»Das ist ja furchtbar, einfach schrecklich. Das arme Ding , was werden wir nur ohne sie tun? Sie war doch der kreative Kopf der Firma. Bitte Carlos, bringe mich in mein Büro, ich kann mich quasi nicht mehr auf den Beinen halten.«
Gebeugt wie ein Greis, klammerte er sich an Carlos Arm fest, der ihm mit Tränen in den Augen seine Bitte erfüllte.« Ja, durch Sarahs vermeintliches Ableben, waren nun auch bei „ARBRA-MODA“ trübe Zeiten angebrochen …
Der Tag der Beisetzung war gekommen.
Um 14 Uhr würde die Trauerfeier beginnen, aber schon Stunden vorher verließ Sarah das Haus. Sie wollte die paar Stunden, die ihr mit Lara noch blieben, so gut es ging auskosten.
Stumm starrte sie Stunde um Stunde in Laras wunderschönes Antlitz. Sehr wahrscheinlich würde außer ihr niemand mehr hinter ihrem Sarg hergehen um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Sarah hatte nun mal so gut wie keine Bekannte oder gar Freunde. Die einzigen Menschen, die quasi stets um sie herum waren, das waren die Mitarbeiter von „ARBRA-MODA“. Gut, Carlos war irgendwo ein wichtiger Teil ihres Lebens, aber doch nicht so wichtig, sodass sie ihr Leben mit ihm hätte teilen wollen. Liebend gerne hätte sie ihrer Schwester eine große Anteilnahme auf dem Weg ihrer letzten Reise gegönnt, aber offiziell war es nicht Lara Küster, die man zur letzten Ruhe bettete, sondern sie, Sarah Leiting …
Sarah war so sehr im Antlitz ihrer Schwester versunken, sodass sie noch nicht mal bemerkte, dass jemand den Raum betrat. Erschrocken fuhr sie herum, da ihr irgendwer die Hand auf die Schulter legte.
»Entschuldigen sie bitte, ich wollte sie gewiss nicht erschrecken, aber es ist soweit. Ich muss sie leider bitten zu gehen .« Beinahe flüsternd drangen die Worte des älteren Mannes an Sarahs Ohr.
»Bitte geben sie mir noch ein paar Minuten. Ich möchte mich noch gerne in aller Stille von meiner Schwester verabschieden.«
Tränenüberströmt beugte sich Sarah abermals über Lara. Sanft hauchte sie ihr zum Abschied einen Kuss auf ihre eiskalte Stirn.
»Leb wohl Liebes, im Himmel sehen wir uns wieder.« Abrupt schnellte sie in die Höhe und verließ ohne sich nochmals umzublicken den Raum.
In der Kapelle angekommen, ließ sie sich erschöpft auf einer der Holzbänke nieder. Jäh fühlte sie sich unendlich einsam. Was wäre sie glücklich, wenn ihr in dieser schweren Stunde eine starke Schulter zum Anlehnen zur Seite stehen würde. In diesem Augenblick wurde Sarah zum ersten Mal so richtig bewusst, wie einsam sie doch war.
Tränenblind blickte sie nun auf den schweren, mit einem Sonnenblumenbukett geschmückten Eichensarg. Sarah war sich nicht so sicher, ob sie mit diesen Blumen auch Laras Geschmack getroffen hatte, aber sie war nun mal der Meinung, dass sie haargenau die Richtigen wären, weil sie in ihren Augen die Sonne symbolisierten.
Und Lara war für Sarah tatsächlich ein wahrer Sonnenschein gewesen, da sie, seit sie in ihr Leben getreten war, ihr Dasein um vieles hatte heller werden lassen.
Der Pfarrer hielt nun eine kurze aber sehr emotionale Predigt über das doch so kurze Leben von Sarah Leiting. Und dann , Sarah glaubte ihren Augen nicht zu trauen, trat Arne Brandners schwer auf Carlos Martinez gestützt, nach vorne.
»Liebe Sarah«, sprach er mit wankender Stimme. »Wir alle sind hier , um uns von dir zu verabschieden. Du warst
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