Laras Ebenbild (German Edition)
lassen.
Indessen gehörten die Wohnung sowie der Inhalt des Sparbuches und die Summe, die sich noch auf ihrem Girokonto befand, wieder rechtmäßig ihr. Besser gesagt Lara Küster, da diese nun mal als einzige Erbin ihrer verstorbenen Schwester infrage kam. Gut, Sarah hatte dadurch schon einige Einbußen, da sie um die Erbschaftssteuer nicht herumkam, was sie aber nicht als allzu schlimm empfand. Da ihr trotzdem noch einiges an Barem blieb.
Mit geschlossenen Augen, den Kopf an das Polster der weißen Ledercouch gelehnt, ließ Sarah ihr bisheriges Leben Revue passieren. Eigentlich hatte sie schon frühzeitig ihr Leben „ARBRA-MODA“ gewidmet. Sie war damals überglücklich gewesen, als sie als Praktikantin dort anfangen konnte. Nach dieser Zeit war ihr noch mehr als vorher bewusst, dass es für sie nur das eine geben würde! Mode entwerfen und nichts anderes. Als sie mit dem Kunststudium anfing, kreierte sie schon zur damaligen Zeit hin und wieder für Arne Brandners, der sie zwar dafür nicht entlohnte, aber ihr, was für Sarah auf jeden Fall wichtiger als Geld war, einen Job bei „ARBRA-MODA“ versprach. Schon sehr bald war sie ein wichtiges Mitglied dieses Modelabels geworden, über ihrer Arbeit vergaß sie bedauerlicherweise zwischenmenschliche Beziehungen. Sarah wusste absolut nicht was Liebe und Zuneigung wirklich bedeuteten. Der einzige Mensch der ihr echte Liebe schenkte, und dessen Liebe sie auch akzeptierte und an sich heranließ, das war die Zuneigung ihrer Mutter gewesen. Die Beziehung mit Carlos, der erst einige Jahre später seinen Platz bei „ARBA-MODA“ einnahm, war definitiv nie mehr als ein sexuelles Abenteuer gewesen. Die wahre Liebe zwischen Mann und Frau lernte sie erst durch Ron kennen. Sie hätte niemals gedacht, dass sie zu solchen starken Gefühlen fähig wäre. Für ihn würde sie einfach alles tun. Weshalb nur konnte sie nicht Ron und ihre Arbeit haben? Bei ihrer heutigen Stippvisite hatte sie doch bemerkt, wie sehr ihr der ganze Trubel und Stress fehlte. Aber leider gab es für sie kein Weg zurück, da sie amtlich beglaubigt nicht mehr existent war.
Mit wehmütigem Lächeln erhob sie sich und ging zum Kleiderschrank und öffnete ihn. Sehnsuchtsvoll schaute sie hinein. »Nur einmal wieder in meinem eigenen Stil gekleidet durch die Straßen zu gehen«, dachte sie melancholisch. »Einfach nur Ich sein zu dürfen. Mich frei und ungezwungen bewegen zu können.«
Ohne, dass es ihr richtig bewusst war, entledigte sie sich der weißen Turnschuhe, der Jeans und der kunterbunten Tunika, die allesamt aus Laras Nachlass stammten und schlüpfte in ein kurzes schwarzes Kleid. Schnell noch die passenden High Heels herausgesucht und schon war Sarah Leiting, wenn auch nur halbwegs, wieder zum Leben erwacht.
Immer und immer wieder begutachtete sie sich kritisch im Ankleidespielgel. Sah ja alles ganz gut aus, aber die Haare … Erbarmungslos wurde Sarah durch das Klingeln ihres Handys, von ihrem Kurztrip durch die Vergangenheit, wachgerüttelt.
»Mama, wo bist du denn ?«, rief Lil´s vorwurfsvolle Stimme sie in die Gegenwart zurück. »Wir sind schon fast eine Stunde zuhause, du hättest dich zumindest mal kurz melden können. Du wirst es bestimmt nicht glauben, aber wir vermissen dich.«
»Bin gleich da Schatz, tut mir leid, dass ihr auf mich warten müsst .« Sarah war untröstlich, wie konnte sie aber auch einfach so die Zeit vergessen? Rasch zog sie das Kleid über den Kopf und schlüpfte aus den High Heels. Achtlos ließ sie Kleid und Schuhe auf dem Boden liegen. Zum Wegräumen fehlte ihr definitiv die Zeit. Schon kurze Zeit später saß sie wieder in ihrem Wagen …
Inzwischen war einige Zeit vergangen. Laras Todestag hatte sich unterdessen gejährt und Jil und Lil hatten mittlerweile ihren heißersehnten sechzehnten Geburtstag gefeiert. Was aber noch lange nicht hieß, dass sie deshalb viel länger als sonst ihrem Zuhause fernbleiben konnten. Gut, an den Wochenenden drückten ihre Eltern schon mal ein Auge zu, aber nur unter der Voraussetzung, dass sie, sie zu ihren Verabredungen brachten und auch dort wieder abholten. Zwar gab es anfangs Gemurre, irgendwann aber hatten sich die Zwillinge daran gewöhnt …
Z wischen Ron und Sarah lief es bestens. Ihre Liebe wuchs tagtäglich mehr. Sie waren zu einer Einheit geworden, das ganz besonders Ronald Küsters Herz erfreute, da er vor noch gar nicht allzu langer Zeit um den Erhalt ihrer Ehe bangte.
Selbstverständlich überfiel
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