Lass dich lieben, Prinzessin
exklusiver Designerboutique, sondern ein Kaufhaus mit mittlerem Preisniveau. Dort habe ich auch diesen Hosenanzug gekauft." Juliette deutete auf ihre Kleidung. "Er hat hundert Dollar gekostet. Was sagst du nun?"
"Ich muss wohl doch vor dir auf die Knie gehen", gab Shay kleinlaut zu.
Von weitem winkte ihnen jetzt ein zierliches junges Mädchen. "Meine Tochter möchte Ihnen ihre neuesten Entwürfe zeigen", erklärte Julio. "Entschuldigen Sie mich bitte für einen Moment."
Als Shay mit Juliette allein war, fragte er: "Die Leute hier kommen aus Südamerika. Sind es illegale Einwanderer?"
"O nein, sie sprechen alle gut Englisch und haben die amerikanische Staatsbürgerschaft beantragt. Schon in ein paar Wochen sollen sie eingebürgert werden."
Shay nickte, aber das räumte seinen Argwohn nicht aus. "Wie sind diese Leute eigentlich mit der Stiftung zusammengekommen? Ich meine, gab es eine Ausschreibung für dieses Projekt?"
"Nein, sie hatten Sponsoren, die sie uns empfohlen haben."
Shay konnte sich nicht länger zurückhalten. "Das war wahrscheinlich Stephen oder dein Bruder?"
Juliette schüttelte verwundert den Kopf. "Nein."
"Felipe vielleicht?"
"Ich kenne niemanden, der so heißt", entgegnete Juliette. "Die Sponsoren waren ein südamerikanisches Ehepaar. Aber warum willst du das so genau wissen?"
„Ach, nur so. Ich bin überrascht, dass New Orleans ein solcher Schmelztiegel für Menschen aus der ganzen Welt ist."
"Das kann man wohl sagen. Es hat etwas mit der geographischen Lage von New Orleans zu tun und auch mit seiner kosmopolitischen Atmosphäre. Das Ehepaar kommt übrigens aus Kolumbien, Mr. und Mrs. Himalga de la Salavardas."
"Wie hast du die Leute kennen gelernt?"
"Ich glaube, Stephen hat sie mir auf einer Party vorgestellt. So genau weiß ich das nicht mehr. Das Wichtigste ist doch, dass sie bereit waren, eine größere Summe in unsere Stiftung einzuzahlen, damit davon südamerikanische Einwanderer, die sich eine Existenz gründen wollen, gesponsert werden können." Juliette warf einen zufriedenen Blick auf die fleißig nähenden Frauen und Männer. "Die Himalgas werden sogar noch Geld nachlegen, um einer Bäckerfamilie die Existenzgründung zu ermöglichen."
"Wann haben sie das entschieden?"
"Es war an jenem Abend, als ich mich früher aus dem Staub gemacht hatte und wir beide uns trafen", antwortete Juliette lächelnd.
Shay erwiderte ihr Lächeln. "So ein Zufall."
"Mein Bruder wollte die beiden mit irgendwelchen anderen Südamerikanern bekannt machen", erzählte Juliette. "Ich wusste nicht so recht, wozu das gut sein sollte. Aber unsere Stiftung ist ideal für die Himalgas, weil sie sicher sein können, dass das Geld an die richtigen Leute kommt."
Shay pfiff durch die Zähne. "Das kann man wohl sagen." Er war sich ziemlich sicher, dass Juliette die Sache nicht durchschaute. Es sah aber ganz so aus, als ob Stephen die Fortier-Stiftung zur Geldwäsche missbrauchte. Vielleicht war er deswegen auch so daran interessiert, in die Familie Fortier einzuheiraten.
"Die Himalgas haben den Scheck zwar noch nicht ausgestellt", fuhr Juliette ahnungslos fort, "aber ich bin sicher, dass das Geld kommt. Ich war nämlich sehr höflich, als ich damals das Weite suchte." Dann fügte sie hinzu: "Ich bin eigentlich immer höflich. Nur bei dir lässt mein Benehmen manchmal zu wünschen übrig."
"Das heißt, ich wecke deine schlechten Eigenschaften?"
Juliettes Augen glänzten verräterisch. "Sagen wir lieber, ich reagiere höchst ungewöhnlich."
Shay zwinkerte ihr zu. "Das stört mich nicht im Geringsten."
Die beiden beendeten ihre Unterhaltung, als Julios ganze Familie auftauchte.
Sie improvisierten für Juliette und Shay eine kleine Modenschau mit den neuesten Modellen.
"Bravo!" Juliette fand die Sachen sehr hübsch, während Shay sich zurückhielt.
Zum Schluss klatschten sie jedoch beide großzügig Beifall, um sich danach zu verabschieden.
„Alles Gute und einen schönen Tag für das verliebte Paar", wünschte ihnen Julio an der Haustür.
Juliette drehte sich erstaunt zu ihm um. Aber wir sind kein Liebespaar, nur Freunde."
Da wandte Julio sich an Shay. "Meinen Sie das auch, Senor? Ich habe doch gesehen, wie Sie beide sich anschauen."
Shay wusste nicht, was er antworten sollte. Glücklicherweise kam Juliette ihm zur Hilfe. "Wir müssen uns beeilen, Shay. Kommst du?" Als sie auf der Straße außer Hörweite waren, fing Juliette an zu kichern. "Julio hat uns doch tatsächlich für ein Liebespaar
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