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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
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war? Welchen Sinn hätte es dann noch, dass William sein Leben riskierte? Für die Erotika-Sammlung irgendeines sizilianischen Mafiabosses?
    Wie sollte sie es Maurie und Esther beibringen? Und Williams Eltern– denen würde sie zweifellos auch einen Kondolenzbesuch abstatten müssen. Ob sie Robbies sterbliche Überreste in einem Zinksarg mit nach England nehmen und von dort aus weiter nach Sydney fliegen sollte? Es schien ihr grotesk, erst nach Australien zurückzukehren und dann wieder nach Europa zu jetten. Williams Eltern oder dessen Brüder würden vermutlich sowieso nach Italien kommen, um die entsprechenden Formalitäten zu erledigen. Sie würde einfach einen schönen Kranz schicken und einen Brief. Und was sollte sie ihnen schreiben? Dass sie sich im Lagerraum auf dem Boden geliebt hatten und sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte? Dass ihm der Job bedauerlicherweise wichtiger gewesen wäre als sie? Dass er unter Depressionen litt und sie ihre Jungs besser in Russland großgezogen hätten? Oder dass er sich großmütig für sie, Lily, geopfert hatte? Das Letzte klang gut. Obwohl… Sie war bestimmt nicht der Typ Frau, in den William sich hoffnungslos verliebte.
    Ein Gedanke jagte den nächsten. Lily war wie gerädert. Irgendwann schaute sie auf den Wecker: viertel nach eins. Sie ging zur Toilette, schaltete auf dem Rückweg den Fernseher wieder ein. Nach ein paar Minuten machte sie ihn genervt aus und legte sich wieder hin. Eine kurze Weile später stand sie abermals auf, lief zu seiner Tasche, zog eins von seinen getragenen Hemden heraus, schnupperte daran und nahm es mit in ihr Bett.
    Sie musste zwischendurch eingeschlafen sein, denn als sie wieder auf den Wecker schaute, war es Viertel vor drei. Und er noch immer nicht zurück. Hoffentlich war ihm nichts passiert. Was verstand er im Übrigen unter » morgen Vormittag«? Genau genommen dauerte der Vormittag bis gegen Mittag. So lange wollte sie in jedem Fall noch warten. Sie glitt ins Wohnzimmer und setzte sich im Dunkeln auf die Couch, stützte den Kopf in die Hände, unfähig, das mulmige Gefühl in der Magengegend zu vertreiben.
    Irgendwann, als Lily buchstäblich die Decke auf den Kopf fiel und ihre Fantasien unerträglich wurden, zog sie sich genervt an. Sie brauchte frische Luft. Da sie keinen Schlüssel hatte, lehnte sie die Apartmenttür nur an. Mit der Eingangstür verfuhr sie genauso. Um drei Uhr in der Frühe war es höchst unwahrscheinlich, dass jemand vorbeikam und die Tür zuzog. Die enge Gasse lag verlassen, die Läden an den Häusern waren fest geschlossen, die Autos parkten wie üblich chaotisch.
    Die frische Nachtluft sorgte dafür, dass sie wieder einen halbwegs klaren Kopf bekam. Sie überlegte, ob sie zum Fluss schlendern sollte, und verwarf den Gedanken gleich wieder, weil ihr einfiel, dass unter den Brücken etliche Drogenabhängige und streunende Hunde herumhingen. Stattdessen lief sie durch die menschenleeren Straßen. Nach einer halben Stunde fühlte sie sich besser. Sie beschloss, in das Apartment zurückzukehren und sich wieder hinzulegen. William war erwachsen, der konnte bestimmt auf sich selber aufpassen. Außerdem hatte er ihr versichert, dass er die Waffe noch nie gebraucht habe. Folglich konnte sein Job so gefährlich nicht sein.
    William schlich über das Kopfsteinpflaster. Seine Schultern an das Mauerwerk geschmiegt, hielt er sich im Schatten der Häuser, blieb wohlweislich in Deckung. Kein Mensch weit und breit, trotzdem war er vorsichtig. Für den Fall, dass sie ihn heimlich beschatteten.
    Der Abend war ein Erfolg gewesen. Er hatte sich mit ein paar Leuten getroffen, die die Spur der verschwundenen Erotika-Sammlung verfolgten. Er hatte ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert und tippte darauf, dass sie sich revanchieren würden, wenn es so weit war.
    Während er durch die dunstige Gasse schlenderte, dachte er an Lily, blond, blass und bezaubernd schön. Stellte sie sich schlafend in dem großen Bett vor. Er wäre liebend gern zu ihr gekrochen, um sich an ihren warmen Körper zu kuscheln, den Duft ihrer Haare zu schnuppern, ihren leise gehauchten Atemzügen zu lauschen.
    Er stand vor der Eingangstür zu dem Apartmentblock und kramte den Schlüssel aus der Tasche. Die Tür war nur angelehnt und glitt geräuschlos auf, als er versuchte, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Ein Adrenalinschub jagte durch seine Venen, und er war in Sekundenschnelle die drei Treppen hoch. Die Tür zum Apartment war ebenfalls

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