Lass mich dein Sklave sein
scharf beobachtet.” Ellen sah sich schnell um, aber die wenigen Leute auf der Straße, alle in Jeans und Stiefeln, lächelten freundlich und nickten ihnen zu. Sie wirkten jedenfalls nicht so, als wollten sie sie angreifen.
“Sie wissen, wie einsam mein Haus liegt. Die Gegend, in die ich mit Ihnen reiten möchte, ist sogar noch abgelegener. Keiner kann sich anschleichen, ohne dass Sie es merken.” Er blieb vor einem Geschäft stehen und öffnete die Tür.
Ellen trat ein, murmelte aber: “Das gefällt mir überhaupt nicht.”
“Es wird Ihnen gefallen, wenn Sie erst einmal auf einem Pferd sitzen.” Rudi wandte sich an die Verkäuferin und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.
Ellen konnte das Alter der Frau schlecht schätzen, wahrscheinlich lag es zwischen fünfunddreißig und sechzig. Hätte ich bloß mehr Sonnenschutzmittel auf mein Gesicht getan, dachte Ellen sofort.
Rudis Lächeln blieb nicht ohne Wirkung, und bereits nach einer Viertelstunde war Ellen mit einem Paar schwarzer Cowboystiefel ausgestattet, deren Schaft rot bestickt war. In den Stiefeln trug sie dicke Socken. Beinahe fühlte sie sich wieder wie ein kleines Mädchen, das Verkleiden spielte.
Die Verkäuferin machte die Rechnung fertig.
Als Ellen die Summe sah, ergriff sie Rudi beim Arm und versuchte gleichzeitig, sich die Stiefel von den Füßen zu ziehen. “Das kommt gar nicht infrage”, sagte sie schnell. “Das ist viel zu teuer. Das kann ich Sie nicht zahlen lassen.”
“Warum denn nicht?” Rudi zog einen Packen Geldnoten aus der Tasche und zählte ein paar Scheine ab.
Ellen versuchte, ihn daran zu hindern, sie der Verkäuferin zu geben, fiel dabei aber fast hin, weil sie mit dem einen Bein schon halb aus dem Stiefel heraus war. Rudi hielt sie mit einer Hand fest und gab der Verkäuferin das Geld.
“Rudi”, flüsterte Ellen. “Das kann ich nicht annehmen. Die Stiefel sind viel zu teuer.”
“Wenn ich Ihnen irgendein Schmuckstück gekauft hätte, hätte ich mindestens drei Mal so viel ausgegeben”, sagte er lächelnd. „Im Vergleich dazu ist dies ein ganz unbedeutendes Geschenk, das Sie ohne weiteres annehmen können.”
“Aber …”
Er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. “Sie können doch schließlich nicht in Sandaletten reiten, und da, wo ich heute Nachmittag mit Ihnen hin will, kann man nur mit einem Pferd hinkommen. Aber wenn Sie nicht mitkommen wollen, reite ich eben allein.”
Rudi kniete sich vor Ellen hin und zog den Stiefel wieder hoch. Dann zog er die Jeans über den Stiefelschaft und sah Ellen währenddessen unverwandt an.
Seine Stimme wurde zu einem sanften Flüstern, das die Verkäuferin nicht mehr verstehen konnte, obwohl sie die Ohren spitzte.
“Wenn es Ihnen leichter fällt, dann betrachten Sie diesen Einkauf doch einfach als notwendig, vom beruflichen Standpunkt aus. Ohne die Stiefel könnten Sie Ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. “
Ellen spürte seine Finger an ihrer Kniekehle und wünschte, er würde sie nicht so berühren. Dadurch wurden Sehnsüchte in ihr wach, die sie wieder unterdrücken musste, weil sie sich ja doch nicht erfüllen liegen.
Er stand auf. „Aber Sie sollten trotzdem wissen, dass dieses Geschenk nichts mit Ihrem Job zu tun hat.”
Das war klar. Und genau aus diesem Grund durfte sie das Geschenk auch nicht akzeptieren. Doch ohne die Stiefel konnte sie keinesfalls reiten. Warum setzte er sie nur so unter Druck?
Rudi steckte das Wechselgeld ein und führte Ellen aus dem Laden. Ihr Gang war unsicher, denn die Stiefelsohlen waren hart und glatt und die Absätze niedriger, als sie es gewohnt war. Es würde sicher noch eine Zeit dauern, bis sie in den Stiefeln richtig laufen konnte.
Fünf Minuten später erreichten Rudi und Ellen eine Baustelle, die direkt gegenüber von der Schule in Buckingham lag und in deren Mitte sich ein kleiner Bohrturm erhob.
Rudi wurde von einer Gruppe Männer erwartet. Nachdem er jedem die Hand geschüttelt hatte, setzte er sich einen Bauhelm auf, fand auch noch einen für Ellen und machte dann mit den Männern einen Rundgang über die Baustelle.
Ellen hielt sich im Hintergrund und spielte Bodyguard, wobei sie versuchte, sich nicht von den neugierigen Blicken irritieren zu lassen, die die Arbeiter ihr zuwarfen. Die Männer um Rudi waren bereits ins Gespräch vertieft und schienen ihre Gegenwart vergessen zu haben. Ellen hörte aufmerksam zu, denn das war Teil ihres Jobs.
“Wir sind jetzt bereits auf knapp dreihundert Meter
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