Lass mich dein Sklave sein
gegangen und haben immer noch nichts gefunden”, sagte ein stämmiger kleiner Mann.
“Wie sieht es denn mit dem Wasser aus, Bürgermeister?” fragte Rudi.
Der Bürgermeister, ein weißhaariger rotgesichtiger Mann, antwortete: “Die Situation ist bedrohlich. Wir mussten die Bevölkerung anweisen, ihre Wassertanks nur ein Mal am Tag zu füllen. Wir haben schon Wasser von den umliegenden Orten gekauft, aber inzwischen haben die auch Schwierigkeiten.
Wir haben leider ewig lange keine richtigen Regenfälle mehr gehabt. Auf gut Glück einfach weiterzubohren, wenn so wenig Aussicht auf Wasser besteht, können wir uns aber nicht leisten.”
„Aber es gibt Wasser”, sagte Rudi mit Nachdruck. “Ich habe alle Daten genau studiert. Es ist da, aber es liegt sehr tief.”
“Wir können es uns nicht leisten …” fing der Bürgermeister wieder an, aber Rudi hob die Hand.
“Machen Sie sich um das Geld keine Gedanken. Bohren Sie weiter. Ich übernehme die Kosten.”
„Aber ich habe ein schlechtes Gewissen dabei.” Der Bürgermeister kratzte sich verlegen am Kopf. “Sie haben schon die geologischen Untersuchungen aus Ihrer Tasche bezahlt, haben den geeigneten Bohrplatz gefunden und das Land gekauft.”
Rudi hob wieder die Hand. “Ich gehöre doch zu dieser Gemeinde. Es ist meine Pflicht ihr zu helfen, wenn ich kann. Die Kosten sind nebensächlich. Lassen Sie noch mal so tief bohren. Wenn Sie dann immer noch kein Wasser gefunden haben, sagen Sie mir Bescheid. Wir überlegen dann, wie wir weiter vorgehen können. “
Ellen folgte Rudi, als er sich auf der Bohrstelle umsah. Sie musste zugeben, dass sich ihre Meinung von ihm weiter besserte. Er hatte diesen Termin nicht angesetzt, um sie zu beeindrucken. Er hatte ja bereits vorgehabt, hierher zu fliegen, als er sie im Central Park so überraschend auf das Pferd gezogen hatte.
Obwohl er hin und wieder zu ihr hinübersah, als wolle er sich vergewissern, dass sie noch da war, war er ganz bei der Sache.
Das war wohl der echte Rudi, fürsorglich, großzügig und kompetent. Er hatte sie von Anfang an fasziniert und war ihr nicht unsympathisch gewesen. Auf dem Flug nach Buckingham war sie von seinen Flugkünsten beeindruckt gewesen, und jetzt fand sie es äußerst bewundernswert, wie er sich für die Gemeinde einsetzte. Offenbar war er wirklich ganz anders als die Männer, die sie sonst kannte.
Es verunsicherte Ellen, dass Rudi in ihrer Achtung stieg. Und sie nahm sich vor, besonders wachsam zu sein, denn sie musste jetzt nicht nur ihn beschützen, sondern auch sich selbst, um nicht den Kopf zu verlieren.
Rudi ließ sein Pferd ein bisschen langsamer gehen und wandte sich halb um, so dass er seine Begleiterin in Ruhe betrachten konnte. Der Anblick war es wert.
Ein paar goldblonde Strähnen hatten sich aus Ellens Pferdeschwanz gelöst und fielen ihr über das erhitzte Gesicht. Ihre Hüften hoben und senkten sich bei jedem Schritt des Pferdes, was so erregend auf ihn wirkte, dass es ihm im Sattel immer unbequemer wurde. Aber er konnte den Blick nicht von ihr lösen.
Er hatte sie von Anfang an begehrt, und seine Begierde schien mit jeder Minute, die sie zusammen waren, zu wachsen. Doch was war, wenn diese gemeinsame Zeit ihm nun nichts weiter bringen würde, als sie ein Mal zu küssen?
Dann wäre er nicht zufrieden damit, im Gegenteil. Er wäre enorm frustriert.
Doch selbst dann würde sich der Trip nach New Mexico für ihn gelohnt haben.
Er hatte angefangen, hinter die glatte Maske zu sehen, die Ellen normalerweise aufsetzte, und er hatte das kleine Mädchen entdeckt, das meinte, sich ständig beweisen zu müssen und alles als eine Herausforderung an sie auffasste. Aber Rudi hatte das Gefühl, dass sie hinter dieser Maske noch mehr verbarg, etwas, das sie nur sehr zögernd preisgeben würde.
Ellen sah ihn lächelnd an. Ihr Lächeln war offen und freundlich. “Wollen Sie nicht ein bisschen näher kommen und mir erklären, wo wir sind und was ich hier zu erwarten habe?”
Rudi ritt schnell an ihre Seite und machte eine weit ausholende Armbewegung.
“Land, Bäume, Felsen. Und dort … ” er kniff kurz die Augen zusammen , „ …
dort hinten sind Antilopen.”
“Wo?” Ellen hob sich im Sattel hoch, bis sie in den Steigbügeln stand. “Ich sehe nichts.”
“Nicht so weit weg. Sie sind ziemlich nah.”
“Stimmt, sie sind ja fast direkt vor meiner Nase”, erwiderte Ellen und senkte nun die Stimme. “Sie sind wunderschön, und so anmutig.”
Rudi
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