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Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin

Titel: Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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strebsam, ordentlich, sauber und pünktlich zu sein. In einer Beziehung waren sich seine Eltern absolut einig: in der Überlegenheit ihrer Stellung. Im Gegensatz zu den Söhnen anderer Aristokraten, die mit gleichaltrigen Kindern spielen durften wuchs Jordan in totaler Isolation auf.«
    Tony hielt kurz inne, blickte versonnen zu den Baumkronen hinauf und seufzte. »Manchmal habe ich mich gefragt, wie er seine Einsamkeit überhaupt ertrug.«
    »Aber deine Gesellschaft haben Jordans Eltern doch sicher nicht als unakzeptabel betrachtet?«
    »Nein, aber ich besuchte ihn selten auf Hawthorne, nur dann, wenn meine Tante und mein Onkel abwesend waren. In ihrer Anwesenheit konnte ich die erdrückende Atmosphäre dort nicht ertragen. Abgesehen davon machte mein Onkel meinen Eltern und mir unmißverständlich klar, daß meine Anwesenheit auf Hawthorne nicht erwünscht war. Sie sagten, ich würde Jordan von seinen Studien ablenken... Sobald er einmal das Haus verlassen durfte, kam er zu uns, denn er betete meine Mutter an und war gern bei uns.« Mit einem kleinen, traurigen Lächeln fuhr Tony fort: »Als er acht Jahre alt war, wollte er sein Erbe gegen meine Familie eintauschen. Er bot mir an, der Marquess zu sein, wenn ich zu ihm nach Hawthorne zog.«
    »Aber seine Eltern«, sagte Alex leise. »Erzähl mir mehr von ihnen, persönliche Dinge.«
    Sie sah ihn so flehend an, daß Tony liebevoll Arm um ihre Schultern legte. »Wenn du es genau wissen willst, war Jordans Mutter eine Schönheit, deren Amouren Tagesgespräch waren. Meinen Onkel schien es nicht zu kümmern. Er hielt Frauen offenbar schwache, amoralische Geschöpfe, die ihre Leidenschaften nicht zügeln können. Dabei war er genauso wahllos in seinen Liebschaften wie sie. Aber wenn es Jordan ging, zeigte er sich unnachgiebig streng. Er ließ Jordan nicht eine Sekunde lang vergessen, daß er ein Townsende und der nächste Herzog von Hawthorne war. Und je mehr sich Jordan bemühte, seinen Maßstäben gerecht zu werden, desto höher schraubte er seine Anforderungen.«
    Wieder seufzte Tony tief auf. »Sobald er im Unterricht versagte, mußte ihn sein Lehrer mit dem Rohrstock züchtigen. Sobald er auch nur eine Minute zu früh oder zu spät zum Dinner erschien, durfte er bis zum nächsten Abend nichts essen. Im Alter von acht oder neun Jahren war er bereits ein besserer Reiter als viele Erwachsene, aber bei einem Jagdrennen verweigerte Jordans Pferd einen Sprung. Diesen Tag werde ich nie vergessen. Keiner der Reiter hatte es gewagt, über die Hecke mit dem dahinterliegenden Bach hinwegzusetzen, aber mein Onkel ritt heran und verspottete Jordan wegen seiner >Feigheit<. Dann zwang er ihn dazu, die Hecke zu überspringen.«
    »Und ich«, sagte Alexandra mit erstickter Stimme, »habe alle Kinder für glücklicher gehalten, die mit ihrem Vater zusammenleben durften, als mich. Hat... hat er es geschafft?«
    »Dreimal«, erwiderte Tony trocken. »Beim vierten Mal stolperte sein Pferd, und beim Sturz brach Jordan sich den Arm.«
    Alexandra wurde ganz bleich, aber Tony war so in Erinnerungen verloren, daß er es nicht bemerkte. Jordan hat natürlich nicht geweint. Er durfte nicht weinen. Mein Onkel hielt Tränen für absolut unmännlich.«
    »Kein Wunder, daß Jordan über seine Kindheit nicht sprechen will.« Tief berührt und nachdenklich hob Alexandra den Kopf und blinzelte in die hochstehende Sonne. »O weh«, entfuhr es ihr. »Ich fürchte ich kann nicht länger bleiben. Ich habe gesagt, ich würde nur eine Stunde ausbleiben, und die ist längst überschritten.«
    »Und was würde geschehen, wenn du länger ausbliebest?« erkundigte sich Tony lächelnd, wirkte aber besorgt.
    »Man könnte es bemerken.«
    »Und?«
    »Ich würde meine Wette mit Jordan verlieren.«
    »Welche Wette?«
    »Ach, einfach nur eine kleine, unbedeutende Wette«, wich sie aus, als Tony ihr die Hand reichte, um ihr auf den Einspänner zu helfen.
    Gedankenverloren rollte Alexandra an dem Diener vorbei, der aus dem Haus geeilt kam, um ihr die Zügel abzunehmen, und fuhr direkt zu den Ställen weiter. Tonys Schilderungen über Jordans Kindheit auf Hawthorne erfüllten sie mit einem fast schmerzhaften Mitgefühl. Jetzt verstand sie vieles von dem, das sie verwirrt, verletzt oder verärgert hatte.
    Sie war sogar so abwesend, daß sie kein Wort zu Smarth sagte, als er angelaufen kam, um ihr von der Kutsche zu helfen. Statt dessen sah sie ihn an, als wäre er gar nicht da, wandte sich um und lief auf das Haus

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