Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
konnte, sie zu lieben. Aber das würde ihr nicht gelingen, wenn sie es gar nicht versuchte.
Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie es ertragen sollte, falls sie scheiterte.
Kapitel 24
»Mylord?« flüsterte sie wenige Stunden später.
Jordan öffnete verschlafen ein Auge und erblickte seine frische und muntere Frau, die sich zu ihm aufs Bett setzte. »Guten Morgen«, murmelte er und musterte anerkennend den tiefen Ausschnitt ihres Morgenrocks. »Wie spät ist es?« wollte er wissen, blickte zu den Fenstern hinüber und bemerkte, daß es gerade erst hell geworden sein konnte.
»Sechs Uhr«, erwiderte sie unbekümmert.
»Du beliebst zu scherzen!« Entsetzt über die frühe Stunde, schloß er prompt wieder die Augen, erkundigte sich aber vorsichtshalber: »Ist jemand krank?«
»Nein.«
»Gestorben?«
»Nein.«
»Krankheit oder Tod sind die einzigen Gründe, so früh am Morgen geweckt zu werden. Komm wieder ins Bett.«
Alexandra schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein.«
Trotz seiner geschlossenen Augen und seiner schläfrigen Benommenheit war Jordan das ungewöhnlich strahlende Gesicht seiner Frau nicht entgangen. Ebensowenig wie die Tatsache, daß sich ihre Hüfte an seine Schenkel drückte. Normalerweise zeigte sich Alexandra mit ihrem Lächeln ebenso zurückhaltend wie mit Berührungen - es sei denn, er liebte sie.
Neugierde für den Grund dieses ungewöhnlichen, aber höchst erfreulichen Verhaltens ließ ihn die Lider öffnen. Mit ihren auf die Schultern fallenden Locken und der frischen, klaren Haut sah sie hinreißend aus. Sie sah auch so aus, als hätte sie etwas im Sinn. »Nun?« fragte er und widerstand tapfer dem Drang, sie zu sich auf die Laken zu ziehen. »Wie du siehst, bin ich wach.«
»Ausgezeichnet«, sagte sie und verbarg ihre Unsicherheit hinter einem zwingenden Lächeln, »weil ich heute morgen etwas Besonderes vorhabe.«
»Zu dieser unchristlichen Stunde?« fragte Jordan entsetzt. »Was gäbe es da schon anderes zu tun, als sich auf die Straße zu schleichen, einen ahnungslosen Reisenden zu überfallen und ihm die Börse zu stehlen? Um diese Zeit sind nur Diebe und Diener unterwegs.«
»Wir brauchen ja noch nicht gleich aufzubrechen.« Alexandra zauderte und bereitete sich innerlich auf seine Weigerung vor. »Aber wenn du dich erinnerst, hast du mir versprochen, dich für mich >annehmbarer< zu machen...«
»Also was würdest du gern tun?« erkundigte sich Jordan seufzend, »Rate doch mal.«
»Würdest du gern ins Dorf fahren, um dir einen neuen Hut auszusuchen?« mutmaßte er wenig begeistert.
Sie schüttelte so heftig den Kopf, daß ihr die Locken wild um die Schultern flogen.
»Möchtest du ausreiten, um die Sonne über den Hügeln aufgehen zu sehen und diesen Anblick in einer Skizze festzuhalten?«
»Ich kann keinen geraden Strich ziehen«, gestand Alexandra ein. Dann nahm sie allen Mut zusammen und erklärte: »Ich möchte angeln gehen!«
»Angeln?« echote Jordan und starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Du willst um diese frühe Morgenstunde angeln gehen?« Er drückte den Kopf tiefer in die Kissen und schloß die Augen — offenbar fest entschlossen, ihren Wunsch keineswegs zu erfüllen. »Aber nicht bevor wir einen Bissen zu uns genommen haben, der uns vor dem Verhungern bewahrt.«
»Du brauchst dir auch nicht die Mühe zu machen, es mir beizubringen«, schmeichelte sie. »Ich weiß bereits, wie man angelt.«
Er öffnete die Augen. »Was bringt dich auf die Idee, ich könnte angeln?«
»Wenn du es nicht kannst, bringe ich es dir bei.«
»Vielen Dank, aber das schaffe ich schon noch allein«, verkündete er schroff und sah sie intensiv an.
»Gut.« Alexandra war so erleichtert, daß sich ihre Worte fast überschlugen. »Ich auch. Ich kann alles selbst tun... Ich kann meinen eigenen Wurm auf meinen eigenen Haken spießen...«
Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ausgezeichnet, dann kannst du auch meinen Haken versorgen. Ich weigere mich nämlich, hilflose Würmer zu dieser unwirtlichen Stunde aufzustören und zu foltern.«
Lachend stand Alexandra auf und strich sich den seidenen Morgenrock glatt. »Dann kümmere ich mich jetzt um die Vorbereitungen«, erklärte sie und lief zur Tür.
Jordan sah ihr nach, bewunderte den Schwung ihrer Hüften und bekämpfte das Verlangen, sie zurückzurufen, um die nächste Stunde der lustvollen — und sehr ehrenwerten - Aufgabe zu widmen, seinem Erben auf die Welt zu verhelfen. Er wollte nicht angeln gehen
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