Lass mich kommen! Erotischer Roman
bevor Sandra sie am nächsten Tag tragen durfte. Insofern hatte Sandra jetzt die psychologisch fiese Aufgabe zu bewältigen, sich selbst so übel zu demütigen, wie es ihr nur möglich war.
Sandra ging ein mögliches Kleidungsstück nach dem anderen durch, das ihr helfen könnte, ihre Aufgabe zu bewältigen. Für acht Dollar etwa hätte sie ein lila T-Shirt kaufen können, das mit Motiven und verschnörkelten Buchstaben bedruckt war, die Sandra an die Poster ihrer Teenie-Zeit erinnerten. Es wäre ihr peinlich, in ihrem Alter so etwas zu tragen, überlegte Sandra, aber die von Rachel mit Sicherheit gewünschte sexuelle Note fehlte völlig. Ein schwarzes, paillettenbesetztes Hängerkleid hätte in Sandras Augen durchaus Potential für erotische Erniedrigungen gehabt: Man hätte ihr nur die Träger von den Schultern zu streifen brauchen und es wäre an ihr heruntergeglitten, worauf sie nackt dagestanden hätte. Allerdings würde sie nicht besonders peinlich aussehen, wenn sie dieses Kleid tragen würde. Eine legginsartige Strumpfhose würde sie mit Sicherheit bloßstellen. Da Sandra keine Unterwäsche trug, würden sich darunter ihre Schamlippen abzeichnen – vor allem, wenn der Stoff nass wurde. Das allerdings war dann doch ein paar Nummern zu obszön. Rachel sollte von der Existenz dieses Kleidungsstücks am besten gar nichts erfahren.
Gott, wer trägt nur so eine Scheiße? , fragte sich Sandra bei ihrer Suche immer wieder. Sie kannte die Antwort: Leute, die sie selbst als »Asoziale« eingeschätzt hätte – White Trash eben. Und genau so eine »Asoziale« sollte Sandra jetzt in den Augen ihrer Kollegen und Studenten werden, wenn es nach Rachels Willen ging. Eine sexuell freizügige Asoziale mit schlechtem Geschmack.
Zwischenzeitlich stand Sandra kurz davor, die Suche aufzugeben. Nur der Gedanke daran, dass sich in diesem Fall Rachel selbst auf die Suche begeben hätte – und vielleicht nicht nur in Discountläden, sondern am Ende im Erotik-Fachhandel – ließ Sandra durchhalten. Und so entdeckte sie schließlich doch das eine oder andere Kleidungsstück, das in Frage kommen würde. Eine schwarze, fast durchsichtige Weste aus fadenscheinigem Material kostete nur acht Dollar. Wenn Sandra nichts darunter trug, würde man bei günstigem Licht ihre Brüste erkennen können – ein Gedanke, der ihr die Schamesröte ins Gesicht trieb. Dazu passend gab es einen Jeansrock für zehn Dollar, bei dem der Hersteller wirklich arg am Material gespart hatte. Schließlich entdeckte Sandra als Alternative zu der Weste noch eine pinkfarbene Bluse, die einen wirklich weiten Ausschnitt besaß. Der Blick enthüllte ihre Brüste nicht so komplett wie die Weste, aber Sandra sah damit trotzdem so aus, als sei sie verzweifelt auf der Suche nach irgendjemandem, der sie flachlegen würde. Oder als spekulierte sie darauf, nur deshalb befördert zu werden, weil sie Brown und anderen Professoren eine derartige Aussicht bot.
Sandra hielt in der einen Hand die Bluse, in der anderen die Weste und wog beide Kleidungsstücke gegeneinander ab. Sie gelangte zu dem Schluss, dass die Weste sie noch wesentlich mehr bloßstellen würde. Also entschied sie sich für die Bluse und den superknapp bemessenen Rock. Beide Kleidungsstücke passten natürlich überhaupt nicht zueinander, aber das würde die damit verbundene Erniedrigung nur verstärken.
Also ging Sandra damit zur Kasse und bezahlte die achtzehn Dollar. Sie hatte sogar noch genügend übrig für ein Eis.
Freitag, 21. Mai 2010
Eigentlich hatte Sandra schon aufgehört, sich darüber zu wundern, dass Frank es immer wieder schaffte, die ausgefallensten Gimmicks aufzutreiben, um sie damit zu quälen. Aber manchmal war sie dann doch überrascht.
So wie an diesem Nachmittag. Frank und Rachel saßen Sandra gegenüber an einem Tisch in der Cafeteria. Sandra fragte sich, wer hier wohl mehr wie ein Fremdkörper wirkte: Frank, weil er fast zwanzig Jahre älter war als der Durchschnitt, oder Sandra mit ihrer absolut unmöglichen Aufmachung – noch dazu in einem Fachbereich, dessen Studenten vernünftige und praktische Kleidung bevorzugten. In den letzten Tagen hatte sie einige Blicke geerntet, nach denen sie am liebsten im Boden versunken wäre. Sie kam sich vor wie ein Straßenflittchen, das sich ins falsche Gebäude verirrt hatte.
Jetzt aber wurde ihre Aufmerksamkeit auf Franks neues Mitbringsel gelenkt. Es handelte sich um ein kleines Fläschchen, auf das ein Plastikdocht gesetzt worden war.
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